Der Bundestagsabgeordnete Jan van Aken (Linke) befürchtet, dass infiziertes Material in die falschen Hände gerät. Die Angst vor Ebola könnte Massenpanik auslösen.

Hamburg/Monrovia. Nach der Erstürmung einer Isolier-Station für Ebola-Kranke in Liberias Hauptstadt Monrovia und der Flucht der Patienten wächst die Gefahr, dass sich der Virus weiter ausbreitet.

Infiziertes Material könnte möglicherweise auch in die Hände von Kriminellen und terroristischen Einzeltätern gelangen, befürchtet der Hamburger Biowaffen-Experte und Bundestagsabgeordnete der Linken, Jan van Aken. "Ebola eignet sich zwar nicht als Biowaffe für Terroristen. Aber theoretisch könnten Einzeltäter damit eine Massenpanik auslösen."

Folgendes Szenario hält der Gründer der Forschungsstelle für Biowaffen an der Universität Hamburg für vorstellbar, wenn auch für Europa sehr wenig wahrscheinlich: "Jemand, der jetzt Zugang zu Infizierten in Afrika hat, könnte sich eine infizierte Probe besorgen und damit einzelne Menschen infizieren – zum Beispiel über Spritzen."

Das würde am Ende zwar nur einige wenige Menschen tatsächlich töten, aber die Massenpanik wäre nach Ansicht des Experten "natürlich unfassbar groß". In diesem Zusammenhang erinnerte er an die weltweite Milzbrand-Panik im Jahr 2001/2002, als jede Portion Backpulver, die zum Beispiel in Paketen verschickt wurde, neue Ängste geschürt hatte.

Dass sich Terroristen infiziertes Material besorgen können, bezeichnet van Aken als unwahrscheinlich. "Sie müssten sich schon mit langem Vorlauf in eine Hilfsorganisation einschleusen und dann das Glück haben, dort zu richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein." In Afrika sei allerdings auch ein anderes Szenario denkbar: "Es könnte jemand durchdrehen und aus Rache für einen verstorbenen Angehörigen andere Menschen mit dem tödlichen Virus infizieren.“

Wie der Wissenschaftler weiter sagt, sei Ebola grundsätzlich als biologische Waffe für die Militärs "sehr geeignet", weil sich die Erreger gezielt und kontrolliert einsetzen lassen. Um diese Biowaffen einzusetzen, müssen technisch sehr diffizile Fragen geklärt werden. Dazu gehören die Trocknung der Keime sowie Mechanismen, sie dann großflächig als Aerosol freizusetzen. Van Aken: "Das ist aber derart anspruchsvoll, dass nur wenige staatliche Programme das gemeistert haben. Für Terroristen ist das tatsächlich nicht zu machen."

Nach Angaben des US-amerikanischen Biowissenschaftlers und Mediziners Ken Alibek lassen sich inzwischen mehr als 70 Krankheitserreger als Biowaffen einsetzen, darunter auch Ebola.