Sorgen in Kiel und Berlin: Einer der wichtigsten Verkehrswege nach Skandinavien ist weit maroder als angenommen. Offenbar gibt es bislang vonseiten des Bundes keinerlei Planung für einen Neubau.
Hamburg. Die Eisenbahn- und Autobrücke über den Fehmarnsund ist nach neuen Untersuchungen offenbar weitaus sanierungsbedürftiger als bislang angenommen. Nach Informationen von NDR und Hamburger Abendblatt muss die Erneuerung der Fehmarnsund-Brücke nachträglich in den neuen Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden, der 2015 beschlossen werden soll. Ein kurzfristige Schließung der Brücke – und damit einer der wichtigsten Verkehrsverbindungen Nordeuropas mit dem Festland – wird nicht mehr ausgeschlossen.
Derzeit werde das Bauwerk von Experten genau geprüft, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD). „Wenn es noch schlimmere Ergebnisse geben sollte, müssen wir sofort handeln.“ Es sei in den vergangenen Jahren versäumt worden, die Infrastruktur in Schuss zu halten. In Kieler Regierungskreisen hieß es, der Bund habe Schleswig-Holstein jetzt damit beauftragt, mit den Planungen für einen kompletten Neubau der Fehmarnsund-Brücke zu beginnen. Üblicherweise vergehen zwischen Planungsstart und Fertigstellung eines derartigen Infrastrukturprojekts etwa zehn Jahre.
Minister Meyer sagte, schon bei Abschluss des Fehmarnbelt-Staatsvertrages zwischen Deutschland und Dänemark im Jahr 2008 hätte man die Sache mit der Fehmarnsund-Brücke klären müssen. In dem Vertrag vereinbarten Dänemark und Deutschland den Bau einer festen, 17,6 Kilometer langen Querung des Fehmarnbelts und einen Ausbau der Schienen- und Straßenhinterlandanbindungen. Die Kosten von rund 5,5 Milliarden Euro trägt überwiegend Dänemark. Die Investition soll später durch Mautgebühren refinanziert werden. Die Inbetriebnahme ist für 2021 geplant. Eigentlich müsste bis dahin auch die Fehmarnsund-Brücke erneuert sein. Bislang trägt die Brücke nur zwei Autofahrbahnen und einen Schienenstrang. Der Tunnel unter dem Fehmarnbelt wird jedoch aus vier Autofahrbahnen und zwei Schienensträngen bestehen.
Nach Informationen von NDR und Abendblatt gibt es bislang vonseiten des Bundes keinerlei Planung für den Neubau der Fehmarnsund-Brücke. Sie gilt als unverzichtbar für die Verbindung Nordeuropas mit dem europäischen Festland. Über die Vogelfluglinie verkehren viele wichtige Fernverkehrszüge wie etwa der Nord-Express (Kopenhagen–Paris). Die zwischen Dänemark und Deutschland verkehrenden Fährschiffe befördern Jahr für Jahr mehrere Hunderttausend Lkw und mehrere Millionen Pkw.