Am 23. August kommt der Dalai Lama nach Hamburg. Vier Tage lang wird der Friedensnobelpreisträger Vorträge halten und buddhistische Unterweisungen geben. Es geht um Mitgefühl, Toleranz und Vergebung.

Hamburg. Gebetsfahnen in Blau, Weiß, Rot, Grün und Gelb flattern im Garten des Tibetischen Zentrums in Hamburg. Bedruckt sind sie mit Gebeten und Mantras, die für das Glück aller fühlenden Wesen mit dem Wind in die Welt hinausgetragen werden sollen.

In der Mitte des Gartens – neben dem Tempel im ehemaligen Schwimmbad – steht die weiße Stupa, ein viereckiges Bauwerk mit einer Kuppel, das den Buddha- den Erleuchteten – symbolisiert. Es ist reich verziert mit goldenen und bunten Elementen, die Jampa Thubten, ein tibetischer Mitarbeiter des Zentrums, kunstvoll restauriert. Alles soll fertig sein, wenn der Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der Tibeter, vom 23. bis zum 26. August zu Besuch nach Hamburg kommt.

„Er lebt das, was er predigt“

„Ich freue mich so sehr auf den Besuch seiner Heiligkeit, er ist mein Herzenslehrer“, sagt die Nonne Thubten Choedroen, die mit bürgerlichem Namen Lydia Müllbauer heißt. Als der Dalai Lama 1982 das erste Mal nach Hamburg kam, war sie von ihm so begeistert, dass sie beschloss, Buddhistin zu werden. Ein paar Jahre arbeitete sie noch als Lehrerin, bis sie ihr Leben ganz dem Dalai Lama widmete. „Er hat eine Tiefe, die wir gar nicht erahnen können“, sagt die 67-Jährige. „Und das Wichtigste: Er lebt das, was er predigt. Das hat mich am meisten beeindruckt.“

Zusammen mit anderen Nonnen lebt sie heute in Ruhe und Abgeschiedenheit im Meditationshaus Semkye Ling in der Lüneburger Heide, das ebenfalls zum Tibetischen Zentrum gehört. „Dem Dalai Lama geht es um menschliche Werte, die über alle Religionen hinweg gültig sind wie Mitgefühl, Gewaltlosigkeit, Toleranz und Vergebung“, erklärt Buddhismus-Lehrer Oliver Petersen. Nur so könnten die Probleme des 21. Jahrhunderts gelöst werden.

Der Weg zum Glück ist die Geistesschulung

Das werde der Dalai Lama in seinem ersten Vortrag „Menschliche Werte leben“ am Sonnabend im Congress Centrum Hamburg (CCH) vor 7000 Zuschauern erläutern. Die Menschen im Westen kümmerten sich vor allem um ihren Körper, um gesund und fit zu bleiben. „Im Buddhismus ist der Weg zum Glück die Geistesschulung. Dass man innerlich an sich arbeiten muss, das wird oft vergessen“, sagt Petersen.

Diese emotionale Entwicklung müsse man ständig üben – zum Beispiel durch Meditation oder durch Schulungen zur Achtsamkeit. Am Sonntag und Montag werde der Dalai Lama vor rund 5000 Zuschauern Vorträge über einen alten indischen Text aus dem Mahayana-Buddhismus halten, der quasi als Bibel des Buddhismus gelte. Dabei werde er den Text in die heutige Zeit übersetzen und zeigen, „wie wir unser Leben durch geistige Schulung meistern und neue Perspektiven einnehmen können“.

Ziel sei es, sich spirituell weiterzuentwickeln, um anderen zu helfen. Im Mittelpunkt stehen die sechs buddhistischen Tugenden Freigiebigkeit, Ethik, Geduld, Tatkraft, Konzentration und Weisheit. Zum Abschluss seines Besuchs am Dienstag werde der Dalai Lama eine Initiation in den Buddha des Mitgefühls erteilen. Die Buddhisten glauben, dass bei einer Initiation über den Meister die positiven Eigenschaften eines Buddhas erfahren werden. Aber der Dalai Lama steht auch Rede und Antwort.

Der Dalai Lama besucht auch das Völderkundemuseum

Nach den Vorträgen am Sonnabend stellt sich der 79-Jährige den Fragen des Moderators Gert Scobel und aus dem Publikum. Unter dem Motto „?und was ist mit Tibet?“ spricht der Friedensnobelpreisträger am Dienstag auf Einladung der Tibet-Initiative-Deutschland im Gespräch mit Scobel über die aktuelle Situation in der seit 1950 zur Volksrepublik China gehörenden Himalaya-Region. Um eine friedliche Lösung des Tibet-Konflikts geht es auch auf einer internationalen Konferenz vom 26. bis zum 28. August in Hamburg, die der Dalai Lama am Mittwoch besuchen wird. Mit der Ausstellung „Tibet – Nomaden in Not“, die der Dalai Lama am Montag besichtigen wird, setzt das Hamburger Völkerkundemuseum ein Zeichen für ein bedrohtes Volk.