Internationale Krisenherde, steigende Energiekosten und damit auch steigender Wettbewerbsdruck lassen die Industrie pessimistischer in die Zukunft blicken. Hamburg steht aber noch besser da als der Bund.
Hamburg. Die deutsche Industrie hat im Juni den stärksten Auftragseinbruch seit fast drei Jahren hinnehmen müssen. Vor allem die Nachfrage aus dem Euro-Raum ging deutlich zurück, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ökonomen erwarten, dass sich die Produktion in den kommenden Monaten eher schwach entwickeln wird. „Vor allem die geopolitischen Entwicklungen und Risiken dürften zu einer gewissen Zurückhaltung bei den Bestellungen geführt haben“, erklärte das Wirtschaftsministerium. „Es ist daher zu erwarten, dass sich die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten eher moderat entwickeln wird.“
In Hamburg ist die Stimmung noch gut, aber die Aussichten trüben sich ebenfalls deutlich ein. Zwar weist das Produzierende Gewerbe in Hamburg im zweiten Quartal 2014 ein nach wie vor besseres Geschäftsklima aus als der Durchschnitt der gesamten Hamburger Wirtschaft. Selbst wenn mehr als 40 Prozent der Hamburger Industrieunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut und nur etwa sieben Prozent als schlecht bezeichnen, so sind doch die Erwartungen auch wegen der Ukraine-Krise für die kommenden zwölf Monate im Vergleich zum Vorquartal stark eingebrochen. Inzwischen halten sich bei der Beurteilung ihrer Lage die Optimisten und die Pessimisten in der Hamburger Industrie nahezu die Waage.
Auch Michael Westhagemann, Vizepräses der Handelskammer und Vorsitzender des Industrieverbands Hamburg (IVH), beschreibt daher die aktuelle Lage als verhalten. „Wir sehen momentan noch eine gute Stimmung bei unseren Unternehmen. Was den Optimismus aber stark bremst, sind die nach wie vor steigenden Energiepreise, die den Kostendruck im internationalen Wettbewerb erhöhen und deshalb von beinahe jedem zweiten Unternehmen als das größte Risiko für die kommenden zwölf Monate bezeichnet werden.
Zudem sorgen die Krisenherde bei knapp der Hälfte der Hamburger Industrieunternehmen für eine skeptische Einschätzung der Nachfrageentwicklung im Ausland. Dabei sind für Hamburgs Industrie die Wirtschaftsbeziehungen zu Russland von besonderer Bedeutung.“ Westhagemann mahnt daher sowohl mit Blick auf die Energieversorgung wie auch die internationalen Beziehungen politische Stabilität als Voraussetzung für Planbarkeit und Investitionsbereitschaft an. „Um das Vertrauen der Industrie in unseren Standort zu stärken, ist jetzt konsequentes und berechenbares Verhalten der Politik gefordert“, so Westhagemann
Bemerkenswert positiv ist dagegen die Entwicklung im Baugewerbe, auch deshalb, weil sich die Stadt stark für den Wohnungsbau engagiert. Die Beurteilung der aktuellen Lage ist positiv. Die zukünftige Entwicklung wird aber auch von der Bauwirtschaft nur verhalten optimistisch eingeschätzt.