Die Zahl der verbalen und physischen Übergriffe steigt an. Einige wütende Kunden nutzten auch Bügeleisen, Scheren und Hammer für Angriffe. Die FDP fordert den Senat zum Handeln auf.

Hamburg. Die Mitarbeiter in den Hamburger Behörden und Ämtern sehen sich einer wachsenden Zahl von Anfeindungen gegenüber. Im vergangenen Jahr wurden die städtischen Mitarbeiter in 1611 Fällen von Bürgern verbal oder handgreiflich attackiert. Im Jahr 2012 waren noch 1572 Übergriffe registriert worden. Das ergab eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Robert Bläsing (FDP) an den Senat.

Am häufigsten wurden im Jahr 2013 demnach die Mitarbeiter in den 16 Hamburger Jobcentern attackiert. In diesem Bereich wurden 719 Übergriffe verzeichnet. Vermehrt sahen sich auch die Mitarbeiter der Schule für Berufsbildung (161 Fälle), der Universität Hamburg (70 Fälle), des Strafvollzugs (63 Fälle) und der Behörde für Soziales, Arbeit, Familie und Integration (37 Fälle) mit Angriffen konfrontiert.

Im Bereich der Bezirksämter wurden in Altona (110 Fälle) die höchste Zahl an Übergriffen verzeichnet, dahinter folgen Wandsbek (89 Fälle), Harburg (69 Fälle), Mitte (55 Fälle), Bergedorf (32 Fälle), Nord (16 Fälle) und Eimsbüttel (12 Fälle).

Angriffe mit Bügeleisen, Schere oder Hammer

In insgesamt 196 Fällen griffen wütende Kunden die städtischen Mitarbeiter im Jahr 2013 gewalttätig an – nahezu die Hälfte dieser Übergriffe ereignete sich in den Dienststellen der Schulbehörde (95 Fälle). In insgesamt zehn Fällen wurden Gegenstände eingesetzt, um die Mitarbeiter zu verletzen. Die Kunden nutzten „ein Bügeleisen, Schlüssel, ein Blumenkübel, eine Tasse, ein Hammer und eine Schere“ als Angriffsmittel, schreibt der Senat. Auch mit Tischen, Bürostühlen und Mülleimern schlugen oder warfen aufgebrachte Besucher nach den Mitarbeitern.

Bereits neun solcher Angriffe mit Gegenständen wurden im ersten Halbjahr des laufenden Jahres registriert. Der Einsatz von Waffen bleibt hingegen selten: In den Jahren 2012, 2013 und im ersten Halbjahr 2014 wurden Mitarbeiter jeweils in einem Fall mit einem Messer oder einer Gaspistole bedroht oder angegriffen.

FDP fordert Reaktion des Senats

Die FDP-Bürgerschaftsfraktion sieht in der gestiegenen Zahl der Angriffe einen Grund, die Situation in den Jobcentern verbessern. Sie forderte den Senat auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. „Der Senat muss zumindest Stellung dazu beziehen, wie diese Zahlen zustande kommen. Außerdem sind Ansätze zur Verbesserung der Sicherheit gefragt. Die Mitarbeiter müssen buchstäblich ihren Kopf hinhalten, die Situation ist so nicht haltbar“, sagte der FDP-Abgeordnete Robert Bläsing.

Nach Ansicht der Liberalen bestünde ein Ansatz darin, bei bekannten und als problematisch geltenden Kunden routinemäßig einen zweiten Mitarbeiter zum Gespräch hinzuzuholen. „Die Angestellten kennen ja meist ihre Pappenheimer, die ausrasten könnten“, sagt Bläsing. Zudem könne darüber nachgedacht werden, innerhalb der Dienststellen räumliche Bereiche einzurichten, in denen auffällige Kunden mit gesteigerten Sicherheitsvorkehrungen begegnet werden kann.

Der Senat gab zunächst keine Stellungnahme zu der Zahlenentwicklung und etwaigen Gegenmaßnahmen ab. Ferner konnte die Senatskanzlei noch keine Angaben dazu machen, in wie vielen Fällen die städtischen Mitarbeiter in den vergangenen Jahren tatsächlich verletzt wurden. Im Jahr 2013 wurde in 165 Fällen Strafanzeige gegen ausfallende Kunden erstattet, zudem insgesamt 191 Hausverbote erteilt.

Etwa drei Viertel der insgesamt registrierten Angreifer waren in den vergangenen Jahren Männer. Auf städtischer Seite werden männliche und weibliche Mitarbeiter dagegen etwa gleich oft Opfer von Übergriffen.