Ministerin Özoguz appelliert an Unternehmer bei Bewerbungen, nicht auf die Namen zu achten. Sie warnte auch davor, Frauen, die ein Kopftuch tragen, vom Arbeitsmarkt auszugrenzen.

Hamburg. Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass der Mangel an Fachkräften zu einem erheblichen Teil durch den Zuzug von Migranten aufgefangen werden kann. Unternehmen sehen die Zuwanderung als Chance für sich. „Niemand kommt ohne Talente auf die Welt, und niemand kommt ohne Talente in unser Land“, sagte Hans-Christian Friedmann, Vorsitzender der Hamburger Landesgruppe des AGA Unternehmensverbands, zu Beginn der Podiumsdiskussion „Herausforderungen in der Integrationspolitik“ in der Commerzbank am Jungfernstieg. Aydan Özoguz (SPD), Staatsministerin im Kanzleramt für Migration, Flüchtlinge und Integration, stellte sich dort am späten Mittwochnachmittag den Fragen von Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur des Abendblatts.

Özoguz sagte, dass sich Deutschland wegen der gestiegenen Einwanderungszahlen nicht in einer Grenzsituation befinde. Zwar seien im vergangenen Jahr gut 1,2 Millionen Menschen ins Land gekommen. Auf der anderen Seite hätten aber auch 789.000 Menschen das Land wieder verlassen. „Und man muss auch feststellen, dass Deutschland nach den USA das beliebteste Einwanderungsland ist“, sagte Özoguz in Richtung der anwesenden US-Generalkonsulin Nancy Corbett. „Das ist ein sehr positiver Befund.“

Die Staatsministerin wies darauf hin, dass es sich bei Migranten nicht um eine einheitliche Gruppe handele. „Dahinter stehen 190 unterschiedliche Nationen.“ In weiten Teilen gebe es in Deutschland zwar eine Willkommenskultur. Wichtig sei aber auch der richtige Umgang mit denen, die bereits in dritter Generation im Land seien. Özoguz appellierte an die Unternehmer, etwa bei den Auswahlverfahren, nicht auf die Namen der Bewerber zu achten. „Es macht leider einen Unterschied, ob jemand Schuldt oder Yilmaz heißt.“

Sie warnte auch davor, Frauen, die ein Kopftuch tragen, pauschal vom Arbeitsmarkt auszugrenzen. Stattdessen sollte man sich die Mühe machen, diese Frauen kennenzulernen. „Es macht mich nachdenklich, wenn im Kopftuch eine Gefahr gesehen wird.“

Angesprochen auf die Hamburger Lampedusa-Flüchtlingsgruppe verteidigte Özoguz die Linie der Stadt, die das geforderte gemeinschaftliches Bleiberecht strikt ablehnt. Es könne nicht sein, dass etwa eine Unterstützerorganisation entscheide, welche Gruppe bleiben dürfe. „Wir müssen klare Regeln haben, damit es halbwegs gerecht sein kann.“