Der seit 2005 bestehende Verein zur Förderung der Integration in Wilhelmsburg kümmert sich um 650 Kinder mit Bewegungsdefizit und überwindet damit zugleich Hürden zwischen den Kulturen.
Wilhelmsburg. Da sind die Kinder mit ihren Spielekonsolen, daddeln damit den halben Tag vorm Bildschirm und rühren sich nicht vom Fleck. Andere sitzen stundenlang am Computer oder beschäftigen sich weitgehend regungslos mit ihrem Smartphone. Bei alldem bleibt die Bewegungsfähigkeit kleiner und großer Menschen auf der Strecke.
Und Claus Niemann, 68, ehemals „bürgernaher“ Polizist in Harburg und Wilhelmsburg, macht auch nach seiner Pensionierung als Menschenfreund und Problemlöser in Sachen Bewegungsfähigkeit in dem von ihm 2005 mitgegründeten „Verein zur Förderung der Integration in Hamburg-Wilhelmsburg“ unbeirrt weiter.
Der Verein arbeitet mit Kitas und Schulen zusammen, hat während der vergangenen Jahren durch Spenden im Haus der Jugend Wilhelmsburg, Rotenhäuser Damm 58, einen Raum mit therapeutischen Sportgeräten einrichten können. Unter Anleitung von zumeist Sportstudenten ist in dem Raum von morgens bis abends Bewegungstraining angesagt, um zum Teil schweren Defiziten entgegenzuwirken.
Niemann: „Von hundert Kindern können in der Regel nur etwa drei Kinder mit Stelzen mehr als fünf Meter gehen.“ Bewegungsmangel lässt das Gehirn mit seinen Wahrnehmungen beispielsweise für Gleichgewicht verkümmern. Niemann: „Viele Kinder können nicht balancieren oder auch nicht rückwärts gehen.“
Von Wilhelmsburger Kitas und Schulen kommen etwa 650 Kinder regelmäßig. Das psychomotorische Bewegungsprojekt des Vereins sorgt nicht nur dafür, dass Kinder anschließend richtig Klettern, Hüpfen und Springen können, sondern, dass es auch mit dem Sprechen besser klappt. Niemann: „Bewegung und Sprechen sind partnerschaftliche Gehirnfunktionen.“
Uli Gomolzig, erster Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Integration und Leiter des Hauses der Jugend Wilhelmsburg, nennt weitere Zielsetzungen: „Unser Verein ist vor dem Hintergrund gegründet worden, dass es in Hamburg-Wilhelmsburg Probleme beim Zusammenleben der Menschen aus unterschiedlichen Kulturen gibt.
Wir leben vom großen Engagement und der Ideenkreativität unserer multikulturellen, ehrenamtliche Vereinsmitglieder. Im Verein engagieren sich unter anderem Mitglieder vom Türkischen Elternbund Wilhelmsburg, südamerikanische Musiker, Aktivisten aus Ghana, deutsche Gewerbetreibende und nicht zuletzt engagierte Wilhelmsburger und Harburger.“
Und der dauerhaft auf Spenden angewiesene Verein hat wegen seiner erfolgreichen Arbeit mittlerweile auch einige Unterstützer, die schon mehrfach Geldspenden überwiesen haben. Dazu zählt der von Radio Hamburg 1988 gegründete Förderverein „Hörer helfen Kindern“.
Vereinsvorsitzende Martina Müller war gestern zu Gast im Haus der Jugend Wilhelmsburg und hatte zum Besuch vom Harburger REWE-Markt im Phoenix Center den Marktleiter Christoph Gosewisch und seine Mitarbeiter Jan Clement, Martin Scharff und Colleen Globuschitz mitgebracht.
Globuschitz, Scharff und Clement waren am 21. Juni, dem Auszubildendentag, zusammen mit insgesamt zwölf Auszubildenden aus den REWE-Märkten Jesteburg, Maschen, Meckelfeld, Fleestedt und Harburg/Winsener Straße vor dem REWE-Markt im Lichthof des Harburger Phoenix Centers aktiv.
Beim Auszubildendentag geht es darum, die Kunden mit besonderen Aktionen anzusprechen und Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Lieferanten der Marktkette waren dabei behilflich und stellten für Verlosungsaktionen Fernseher, Kickertische und unter anderem auch ein Fahrrad zur Verfügung.
Die Tombola und unter anderem der Verkauf von alkoholfreien Cocktails brachte letztendlich 4.727,65 Euro ein, um die Aktion „Hörer helfen Kindern“ und ein von ihr ausgewähltes Projekt zu unterstützen. Der Wilhelmsburger Verein zur Förderung der Integration hatte schon einmal von „Hörer helfen Kindern“ 1000 Euro erhalten, wofür Turnschuhe angeschafft werden konnten. Niemann: „Wir haben Kinder, deren Eltern können sich den Kauf von Turnschuhen nicht erlauben.“
Mit der jetzigen Geldspende ist eine Busfahrt mit 52 Teilnehmern an die Ostsee geplant. Niemann: „Wir suchen dafür die Kinder in Abstimmung mit den Eltern aus.“ Der Harburger Busunternehmer Hörmann zeigt sich dabei auch spendabel und bietet die Busfahrt zum Selbstkostenpreis an.