Die Hochbahn hat für die Stadt ein Bike-&-ride-Entwicklungskonzept erarbeitet. Die Politik sieht dringenden Handlungsbedarf – besonders am U-Bahnhof Kellinghusenstraße.
Hamburg. Bei schönem Wetter ist an vielen Hamburger U- und S-Bahnhöfen vor lauter abgestellten Fahrrädern kaum noch ein Durchkommen für Fußgänger. Dies soll sich künftig ändern: Die Stadt will die Zahl der Fahrrad-Stellplätze an den Haltestellen um insgesamt 12.000 erhöhen.
Das ist das Ergebnis eines Bike-&-ride-Entwicklungskonzepts, das die Hochbahn im Auftrag der Hansestadt ausgearbeitet hat und das demnächst vorgestellt werden soll. Bisher gibt es in Hamburg 16.000 öffentliche Stellplätze für Fahrräder. Auch der Bau reiner Fahrradparkhäuser, wie es sie etwa in Münster (Westfalen) gibt, ist eine Option. Das bestätigte Helma Krstanoski, Sprecherin der zuständigen Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, auf Abendblatt-Anfrage.
Wie groß der Bedarf an neuen Stellplätzen ist, zeigt sich zum Beispiel am U-Bahnhof Kellinghusenstraße. Hier stehen die Fahrräder an sonnigen Sommertagen vor dem Eingang in mehreren Reihen nebeneinander mitten auf dem Gehweg oder sind an die Straßenabsperrung gekettet. Inzwischen werden die Räder sogar im benachbarten Park geparkt. Die 224 offiziellen Abstellplätze reichen bei Weitem nicht aus und liegen zudem versteckt hinter dem Gebäude. Auch am Bahnhof Altona bestehe ein besonders großer Bedarf, sagte Behördensprecherin Krstanoski.
Etwa 1000 neue Abstellplätze sollen jedes Jahr bis Mitte des kommenden Jahrzehnts neu entstehen. Dabei werde nicht nach dem „Gießkannenprinzip“ vorgegangen, sondern „nach der Notwendigkeit“, versicherte Krstanoski. Zu großen Engpässen soll es auch an den Haltestellen Holstenstraße und Schlump kommen.
Dass die Schaffung neuer Abstellplätze dringend erforderlich ist, hängt auch mit den stetig steigenden Fahrgastzahlen zusammen: Etwa 728 Millionen Kunden nutzten im vergangenen Jahr die Busse und Bahnen innerhalb des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) – eine Steigerung um etwa 1,5 Prozent gegenüber 2012.
Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Hamburg drängt die Politik. „Es besteht ein großer Bedarf für moderne und sichere Fahrradabstellplätze an den S- und U-Bahn-Haltestellen. Nur so kann man die kombinierte Nutzung von Fahrrad und ÖPNV attraktiv machen“, sagte Vorstand Dirk Lau. Die Grünen sehen es ähnlich: „Zu einer Stärkung des Radverkehrs gehört auch das Angebot von sicheren und zugänglichen Fahrradparkplätzen“, sagte Verkehrsexperte Till Steffen. Ob Bügel oder Mietbox, Hamburg brauche mehr Abstellmöglichkeiten, die gewissen Standards genügten. FDP-Stadtentwicklungsexperte Kurt Duwe forderte vom SPD-Senat ebenfalls eine „echte Offensive“ für die „Mischnutzung von ÖPNV und Fahrradfahren“. Dazu gehörten sichere Zweirad-Abstellplätze.