Die Luftverkehrswirtschaft will die Anwohner über das Thema Fluglärm informieren. Kritiker halten das Portal für fragwürdig. Außerdem sei ihnen das Nachtflugverbot nicht strikt genug.
Hamburg. Um das Informationsangebot zum Thema Fluglärm zu verbessern, hat der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) das Internetportal www.fluglaerm-portal.de entwickelt. Doch auch wenn BDL-Präsident Klaus-Peter Siegloch Antworten auf die Frage verspricht, wie Fluglärm effektiv verringert werden kann: Interessenkonflikte lösen wird das Portal kaum.
Denn trotz einer verbesserten Auslastung der immer leiser werdenden Flugzeuge, umfassenden Lärmschutzmaßnahmen und sinkenden Flugbewegungen beziehen sich die meisten Beschwerden, die bei der Lärmschutzhotline der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) eingehen, auf Fluglärm. Und die Zahlen steigen: Gab es 2011 noch 1300 Beanstandungen, waren es vergangenes Jahr bereits 2800 – plus 1700 Unterschriften aus einer Aktion in Barmbek.
In diesem Jahr sind bei Uwe Schacht, stellvertretender Lärmschutzbeauftragter der BSU, bereits 1400 Beschwerden eingegangen. „Die Toleranz gegen Lärm hat abgenommen, die Betroffenen sind durch die politische Diskussion sensibilisiert“, sagt er. Doch auch die akustischen Komponenten des Fluglärms hätten sich geändert. Die Boeing 777 der Emirates etwa werde von Anwohnern als viel unangenehmer empfunden als der Airbus A380. Studien zufolge kann das daran liegen, dass manche Begleitgeräusche nicht messbar sind, erfasst wird lediglich der Schalldruck.
Beschwerden haben sich in Hamburg seit 2005 mehr als verdreifacht
Etwa 50.000 Anwohner sind unmittelbar vom Lärm des Hamburger Flughafens betroffen, besonders viele Beschwerden kommen aus den Walddörfern. Die Forderungen der Anwohner, das Nachtflugverbot strikter einzuhalten und auf die kosten- und zeitsparenden engen Anflugbögen zu verzichten, gehören nicht zu den Lärmschutzmaßnahmen, die das neue Internetportal aufführt. Gerade die Nachtstunden seien für Fluggesellschaften wichtig, heißt es stattdessen. Empfohlen wird unter anderem eine „verantwortungsvolle Siedlungspolitik“.
Das nützt Betroffenen wie Dörte Walberg von der Bürgerinitiative Alstertal/Walddörfer wenig. Sie hält das Fluglärmportal für „fragwürdig“. „Damit soll einzig und allein das Image der Luftverkehrswirtschaft aufpoliert werden“, sagt sie. Die ständige Forderung nach einer Aufhebung des Nachtflugverbots und die Behauptung, die Beschwerdelage sei zurückgegangen, disqualifiziere den BDL: Allein in Hamburg hätten sich die Fluglärmbeschwerden zwischen 2005 und 2013 mehr als verdreifacht. Zudem täuschten die dokumentierten Dezibel-Belastungen im Umfeld eines Flughafens über die tatsächlichen Lärmlasten hinweg. „Es handelt sich nur um Tagesdurchschnittswerte“, sagt sie. Der tatsächlich wahrgenommene Fluglärm liege im „Einzelereignis“ bei bis zum Doppelten der genannten Werte.
Der Lärmteppich rund um den Flughafen sei seit 1997 trotz gestiegener Passagierzahlen um fast 40 Prozent kleiner geworden, sagt Michael Eggenschwiler, Geschäftsführer des Hamburg Airports. In den vergangenen 40 Jahren hat der Flughafen rund 40 Millionen Euro in den Lärmschutz gesteckt. Das zahlt sich für den Flughafen langsam aus. Er hat 2013 mit knapp 1,5 Millionen Euro nur noch etwa die Hälfte für Lärmschutz ausgegeben müssen wie vor zehn Jahren.