Andy Grote und Torsten Sevecke, Bezirksamtsleiter in Mitte und Eimsbüttel, testen zusammen mit Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof Radwege an der Alster. Hindernisse und schmale Wege sollen weichen.
Hamburg. Schon gleich am Startpunkt der Rundtour wählt Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke drastische Worte. „Dieser Mist hier, der muss weg“, sagt der SPD-Politiker und deutet auf den schmalen roten Radweg, der dort an der Straße Am Alsterufer unmittelbar am Gehweg verläuft. Ein Ärgernis sei diese Konstruktion, bei der sich Fußgänger und Radfahrer so nahe kommen, an vielen Stellen in der Stadt.
Besonders an der Außenalster gebe es immer wieder Konflikte, weil die Wege dort laut Verkehrsbehörde in Nord-Süd-Richtung immer häufiger von Berufstätigen genutzt werden, die mit dem Rad auf dem Weg zur Arbeit sind. Im Bereich St. Georg etwa werden täglich gut 11.000 Radler gezählt, vor zehn Jahren waren es noch 7000. An einigen Straßen wie hier am Alsterufer fahren inzwischen sogar mehr Radler als Autos, wie die Behörden zur eigenen Überraschung jüngst ermittelt haben.
An Kreuzungsübergängen kommt es dann zu langen Staus, an Engstellen und in Kurven zu gefährlichen Begegnungen. Mit einem Konzept für zwei zentrale Fahrradachsen links und rechts der Alster will der Senat nun auf diese Entwicklung reagieren. 4,5 der gut sieben Kilometer langen Gesamtstrecke rund um die Außenalster sollen sogar zu reinen Fahrradstraßen werden, auf denen nur noch Anlieger und ihre Besucher Auto fahren dürfen.
Wo die neuralgischen Punkte dieses Konzepts liegen, wo es Probleme gibt und wo der Weg einfach ist – das wollen die beteiligten Bezirksamtsleiter von Mitte und Eimsbüttel zusammen mit Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof bei einer Fahrt zeigen. Mit dem Rad natürlich. Alle drei SPD-Politiker sind selbst geübte Radler, flugs hat Rieckhof eine Hosenklammer parat, Sevecke einen Helm und auch Mitte-Chef Andy Grote ist das Radeln gewohnt, wie er bei schnellen Schlenkern um geparkte Autos zeigt.
Die weitaus längsten Fahrradstraßenabschnitte sollen am westlichen Alsterufer umgesetzt werden. Der rote Fahrradweg, der „Mist“, wie Sevecke sagt, wird dann wohl dem Gehweg zugeschlagen. Proteste könnten noch von Anliegern wegen der Parkplätze kommen, befürchten die drei. Vor allem die Segel- und Rudervereine bräuchten dort Raum. „Wir wollen aber kaum Parkplätze wegnehmen“, verspricht Rieckhof. Braucht man hier auch gar nicht. Die Straße ist breit und gut asphaltiert, im kommenden Jahr sollen hier Radler Vorrang haben. Noch aber brausen an den radelnden Politikern oft Autos vorbei, offensichtlich wird die Straße auch als Durchgangsstraße genutzt. Am US-Konsulat erreicht die Gruppe schließlich das erste größere Problem für das Fahrradstraßenkonzept. Die Fahrbahn ist aus Sicherheitsgründen durch Poller gesperrt. Dort muss die Fahrradstraße im kurzen Schwenk wieder auf die alten Wege geführt werden.
Im weiteren Verlauf wird ein Radweg im grünen Alstervorland sichtbar. Hier gibt es die Idee, solche Strecken künftig für Skater freizugeben, weil die Radler ja dann eine eigene Straße haben werden. Die Tour führt schließlich am Ende der Alster nach rechts über die Krugkoppelbrücke. Auch hier muss die Fahrradstraße unterbrochen werden, weil der Autoverkehr zu stark, der Raum zu schmal ist. Mehr Platz für Radler soll nun der Umbau des vorhandenen Radwegs ermöglichen. Hier im Bezirk Nord mündet auch der Leinpfad, der ebenfalls zu einer Fahrradstraße umgewidmet werden soll. 1300 Radler sind dort täglich unterwegs, aber nur noch 460 Autos.
Ähnlich sieht das Verhältnis am Harvestehuder Weg aus: 4400 Hamburger radeln dort jeden Tag, 3500 Autofahrer aber nutzen die Straße auch. In absehbarer Zeit, so sagt Bezirkschef Sevecke, würden sowohl Nord als auch Eimsbüttel an die neuen Alster-Fahrradachsen mit solchen weiteren Fahrradstraßen anknüpfen. Von Alsterdorf bis zur Innenstadt etwa soll es dann eine durchgehende Verbindung geben.
Man radelt weiter, in die Straßen Bellevue und Schöne Aussicht. Alles Abschnitte, die im kommenden Jahr schon zu reinen Radfahrstraßen umgebaut werden sollen. Dann schließlich wird es für die Teilnehmer der Tour eng und laut. Dort, wo die Sechslingspforte in die Straße an der Alster mündet, kommt vieles zusammen. 70.000 Autos sind hier täglich unterwegs, aber eben auch 11.000 Radler. Die Radwege sind jetzt schmal, kurven um Bäume herum. Hier eine Fahrradstraße zu bauen, daran trauen sich die Behörden nicht heran.
Im Jahr 2014 aber soll am Konzept gearbeitet werden, wie auch diese Engstelle zur Fahrradachse werden kann. Ob Parkplätze wegfallen, Bäume gefällt werden, das sind Fragen, die noch offen sind. „Wir wollen da aber ran“, verspricht Mitte-Bezirkschef Andy Grote.