Für Hamburger ist die Gewerbeanmaldung im Bezirksamt Mitte seit Monaten ein wahres Glücksspiel. Immer wieder wird die Abteilung kurzfristig geschlossen – weil Personal fehlt. Die Kunden sind sauer.

Hamburg. Wer ins Bezirksamt Hamburg-Mitte am Klosterwall kommt, um ein Gewerbe anzumelden, steht derzeit häufig vor verschlossener Tür – auch während der regulären Öffnungszeiten. Annika Eßmann, 26, aus der Hamburger Neustadt, hat diese Erfahrung nun schon mehrfach gemacht. Drei Mal machte sie sich auf den Weg in das Gebäude am Klosterwall, um ein Kleingewerbe im Bereich der kaufmännischen Dienstleistungen anzumelden – und drei Mal musste sie unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren. „Der Abschnitt für Gewerbeangelenheiten muss heute aus personellen Gründen für den Kundenverkehr geschlossen bleiben“, so war es jedes Mal auf einem Zettel an der Tür zu lesen.

„Einen Hinweis darauf, wann das Amt wieder geöffnet ist, gab es nicht“, sagt Eßmann. „Und ich war nicht die einzige, die sich zum wiederholten Male umsonst auf den Weg ins Amt gemacht hat - andere Betroffene haben mir vor Ort Ähnliches erzählt.“

Auf Nachfrage habe sie erfahren, dass der personelle Engpass bereits seit März für Einschränkungen bei den Öffnungszeiten sorge. „Ich frage mich, warum es nicht möglich ist, den Personalmangel zu beheben oder zumindest der breiten Öffentlichkeit durch Hinweise, zum Beispiel auf der Homepage, mitzuteilen, dass das Gewerbeamt derzeit geschlossen oder nur eingeschränkt geöffnet ist“, sagt Eßmann. „Dann könnte man sich die Zeit sparen.“

Norman Cordes vom Bezirksamt Hamburg-Mitte räumt auf Abendblatt-Anfrage ein, dass es „seit mehreren Monaten“ wegen Personalmangels zu Einschränkungen bei den Öffnungszeiten des Gewerbeamtes kommt. Durch Dauerkrankheitsfälle und Altersteilzeitstellen, die nicht neu besetzt werden, werde das Personal stark dezimiert. „Die Mitarbeiter tun, was sie können, sie arbeiten am Maximalpensum. Aber manchmal ist der Ansturm schlichtweg nicht zu bewältigen“, so Cordes. Dann würden die Mitarbeiter die Kundenbetreuung unterbrechen und sich erst einmal um schon vorhandene Anträge kümmern. „Wann das der Fall ist, ist aber nicht vorherzusagen. Somit erscheint die Idee, die Kunden vorab über das Internet zu informieren, nicht erfolgversprechend“, meint Cordes. „Wir bedauern, dass es so ist, und suchen bereits nach einer besseren Möglichkeit, die Kunden bei Kapazitätsengpässen zu informieren.“

Annika Eßmann wartet nicht mehr darauf, dass sich die Situation im Amt am Klosterwall ändert – sie hat ihr Gewerbe inzwischen bei der Handelskammer angemeldet. Denn das ist in den allermeisten Fällen auch möglich, sofern es sich nicht um Fälle handelt, bei denen spezielle Genehmigungspflichten nötig sind.

„Die Bezirke sind nicht mehr in der Lage, ihre Regelaufaufgaben für die Bürger ordentlich erfüllen zu können“, meint Dennis Gladiator, kommunal- und feuerwehrpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Der Senat spare zu sehr bei den Bezirken. Da sei das Gewerbeamt Hamburg-Mitte nur ein Beispiel mehr. „Leidtragende sind die Hamburgerinnen und Hamburger, die an vielen Stellen auf die Verwaltung angewiesen sind“, meint Gladiator.