Übergang vom Gymnasium zur Stadtteilschule soll auch in der Mittelstufe möglich sein. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte sich im Schulausschuss „deutlich skeptisch“ gegenüber dem Vorschlag gezeigt.

Hamburg. Die FDP will den Schulformwechsel erleichtern und dadurch die Durchlässigkeit zwischen Gymnasium und Stadtteilschule erhöhen. In einem Bürgerschaftsantrag fordern die Liberalen, dass „ein Wechsel zwischen den beiden weiterführenden Schulformen Stadtteilschule und Gymnasium auch nach Klasse 7 unbürokratisch möglich ist“. Die Entscheidung für den Übergang eines Schülers sollen die Eltern treffen.

Bislang gilt: Am Gymnasium ist das Sitzenbleiben zwischen den Klassen 7 und 10 abgeschafft. Wer auf einer Fünf oder schlechter steht, erhält nachmittags kostenlose Nachhilfe im Rahmen des Programms „Fördern statt Wiederholen“, um sich zu verbessern. Schulformwechsel sind in dieser Phase die Ausnahme. Die meisten Übergänge auf die Stadtteilschule erfolgen am Ende der sechsten Klasse – hier ist die Versetzung nach Klasse 7 Voraussetzung für den Verbleib auf dem Gymnasium – und am Ende der zehnten Klasse vor Eintritt in die Oberstufe.

Die FDP hatte den Wechsel am Ende der zehnten Klasse bereits in der Bürgerschaft durchgesetzt. „Diese verstärkte Wahlmöglichkeit wollen wir jetzt auf alle Klassenstufen ausweiten. Das nimmt den Druck aus dem G8“, sagt die FDP-Schulpolitikerin Anna von Treuenfels. Das Argument der Liberalen: Viele Eltern schickten ihr Kind derzeit auch ohne Gymnasialempfehlung auf das Gymnasium, weil sie wüssten, dass der Weg auf die beliebteste Schulform später verbaut ist. „Mehr Durchlässigkeit wird der Stadtteilschule weitere Akzeptanz verschaffen, weil der Weg ins Gymnasium jederzeit offen steht“, so Treuenfels. Außerdem verhindere der erleichterte Wechsel „die starke Tendenz zur Abschulung vom Gymnasium nach der sechsten Klasse“.

Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte sich im Schulausschuss am vergangenen Freitag „deutlich skeptisch“ gegenüber dem Vorschlag gezeigt und vor „schädlichen Nebenwirkungen“ gewarnt. Der SPD-Politiker befürchtet, dass noch mehr Eltern ihr Kind zunächst auf dem Gymnasium anmelden würden, weil die Entscheidung im Falle der Überforderung durch einen Schulformwechsel korrigiert werden könnte.

In einer repräsentativen Umfrage der „Bild“-Zeitung sprachen sich 42 Prozent der Befragten für die Abschaffung des um ein Jahr verkürzten Bildungsgangs zum Abitur (G8) am Gymnasium aus, während 32 Prozent für den Erhalt votierten. 22 Prozent hatten keine Meinung. Die Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ kämpft für die Wiedereinführung von G9 an allen Hamburger Gymnasien und wird nach den Sommerferien dazu voraussichtlich ein Volksbegehren starten.