Die Grünen im Hamburger Rathaus luden zu einem Hafenkongress ein, ohne die Hafenwirtschaft aktiv zu beteiligen. Die konterte mit einer eigenen Veranstaltung und will den Dialog suchen. Viele Forderungen der Grünen seien schon umgesetzt.

Hamburg. Der Hamburger Hafen nimmt nach Ansicht der Unternehmen eine ökologische Spitzenposition in Europa ein. Das liege an der günstigen geografischen Lage tief im Binnenland und nahe an Osteuropa, am hohen Eisenbahnanteil bei den Zubringerverkehren und an den Investitionen der Betriebe in Umweltschutz, sagte Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg (UVHH), am Freitag. Durch die bislang umgesetzten Maßnahmen würden im Hafen jährlich bereits 50 Millionen Kilowattstunden Strom und mehr als 55 000 Tonnen CO2 eingespart; das entspreche dem Verbrauch von 1700 Haushalten.

Der Verband reagierte damit auf einen Hafenkongress der Bürgerschaftsfraktion der Grünen am Freitag im Hamburger Rathaus. In einem Thesenpapier der Grünen heißt es, dem Hamburger Hafen fehle eine Leitidee. Die Grünen fordern unter anderem eine Erhöhung der Effizienz von Flächen und Kaimauern, weniger Schadstoffe durch den Hafenbetrieb, die Verbesserung von Luft-, Boden- und Wasserqualität sowie einen Beitrag des Hafens zur Energiewende. Der Hafen solle nicht allein auf den Containerverkehr setzen, die Qualität der Abfertigung ausbauen und mit anderen Häfen zusammenarbeiten.

„Vieles von dem, was die Grünen fordern, wird von der Hafenwirtschaft bereits in unglaublichem Umfang gemacht“, sagte Bonz. Die Entwicklung im Hafen sei geprägt von weniger Schiffen, die jedoch immer größer würden. Mittlerweile kommen täglich fünf Schiffe in den Hafen, die mehr als 330 Meter lang oder 45 Meter breit sind. Zwei Drittel der interkontinentalen Containerschiffsflotte transportiere mehr als 10.000 Standardcontainer (TEU). Damit steige auch die Effizienz des Hafens. Die Kaianlagen seien dreimal so effektiv wie früher.

Unter ökologischen Gesichtspunkten sei das günstig; große Containerschiffe hätten mit einem Ausstoß von drei Gramm CO2 je Tonnenkilometer bei weitem den geringsten Schadstoffausstoß. Durch die Lage des Hafens im Binnenland würden tausende von Lkw-Fahrten vermieden. Ein Viertel der Ladung bleibe in der Region; der Rest werde zu 40 Prozent und im Fernverkehr zu 70 Prozent mit der Bahn transportiert. „Ich möchte mal den Hafen in Westeuropa sehen, der eine solche Bilanz hat“, sagte Bonz.

Der Verbandspräsident bedauerte, dass die Grünen die Hafenwirtschaft nicht auf ihrem Kongress habe zu Wort kommen lassen. „Wir werden nun unsererseits den Dialog suchen und die Grünen zu einer Sitzung des Verbandspräsidiums einladen.“ Neben unterschiedlichen Positionen – etwa bei der Fahrrinnenanpassung der Elbe – gebe es auch Ansätze für Gemeinsamkeiten. So unterstütze die Hamburger Hafenwirtschaft die grüne Forderung nach einer Ertüchtigung des Nord-Ostsee-Kanals.

Die Grünen erklärten, sie würden das Angebot zum Dialog gern annehmen. Der Unternehmensverband sei als Teilnehmer eingeladen worden und durch seinen Geschäftsführer als Gast vertreten, die Besetzung der Diskussionspodien sei nach anderen Gesichtspunkten vorgenommen worden.

Wirtschaftlich sieht sich der Hamburger Hafen auf einem guten Weg. Die positiven Aussichten für die Weltwirtschaft und das Wachstum des Welthandels bildeten gute Voraussetzungen für eine weitere Zunahme des Güterumschlags, sagte Bonz. Er sei zuversichtlich, dass in diesem Jahr die Umschlagmengen vor der Krise von knapp zehn Millionen TEU überschritten würden. Anschließend werde der Hafen mit Jahresraten von zwei bis drei Prozent weiterwachsen und müsse sich rechtzeitig auf diese Entwicklung vorbereiten.

Die Vertiefung und Verbreiterung der Fahrrinne sei angesichts der hohen Bedeutung der Großschiffe wichtiger denn je. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig beginnt in einem Monat mit seinen Verhandlungen über die Klagen gegen das Projekt.