Zahlreiche Taxifahrer haben am Mittwoch in Hamburg gegen Carsharing-Angebote wie WunderCar protestiert, die private Fahrten vermitteln. Die Taxifahrer beklagen den unfairen Wettbewerb, ein Untersagungsverfahren läuft.

Hamburg. Gut 200 Taxis fuhren im Protest-Corso von der Glacischaussee über verschlungene Wege durch die Innenstadt bis in die Hafencity. Das Ziel des Demonstrationszuges: Die Hongkongstraße vor dem Sitz von „Wundercar“. Der Ärger der Droschkenfahrer gilt den sogenannten „Hobby-Taxis“, mit denen „große Konzerne“ den gewerblichen Personenbeförderern Konkurrenz machen. Proteste gab es auch in London, Paris, Mailand, Berlin und München.

„Wir fürchten keinen Wettbewerb“, sagte Christian Brüggmann von der Taxen-Union, „aber einen verzerrten Wettbewerb wollen wir nicht hinnehmen.“ Firmen wie „Wundercar“ oder „Uber“ würden im Netz die Dienste von Fahrern vermitteln, die ohne Ausbildung, entsprechende Versicherungen, Sozialabgaben und Gewerbeanmeldung für Trinkgeld bzw. Betriebskosten fahren und damit günstiger sind als Taxis. Laut Wundercar fahren die Hobbyfahrer dagegen in erster Linie aus Spaß, um Leute kennenzulernen und ihre Netzwerke auszubauen. Für viele sei es sinnvoller, einige Stunden auf die Straße zu gehen als vorm Fernseher zu sitzen, sagten Wundercar-Marketingleiter Patrick Arle.

Die Vermittler kassieren Provision, an den Fahrer geht ein freiwillig zu entrichtender Betrag. Dessen Höhe wird mit Vergleichsangaben für ähnliche Touren im Netz vorab empfohlen. Die Fahrer müssten ihre Einnahmen versteuern, doch gehen Taxiverbände und Behörden davon aus, dass die Hobbyfahrer nichts an den Fiskus abführen. Wundercar erklärte dazu, dass alle Fahrer ausdrücklich auf die Steuerpflicht für Trinkgelder hingewiesen werden. „Da außerdem bei unseren Fahrten alle Zahlungen elektronisch laufen, sind sie auch jederzeit nachvollziehbar dokumentiert“, sagte Arle und wies die Schwarzarbeit-Vorwurf als „lächerlich“ zurück.

Die in der Arbeitsgemeinschaft Taxenverbände Hamburg zusammengeschlossenen fünf Verbände geißelten dagegen die „Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung“ und forderten gleiche Regeln für alle. „Wer Touren an illegale Hobby-Taxis vermittelt muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sein Geschäftskonzept Züge organisierter Kriminalität trägt“, sagten die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft.

Wundercar wies das entschieden zurück. Die Taxifahrer fordern ein Verbot von Hobby-Taxis. Die Wirtschaftsbehörde hat dementsprechend am Freitag letzter Woche eine Unterlassungsverfügung gegen „Wundercar“ erwirkt. Darin werden dem Unternehmen gewerbliche Fahrten verboten. Doch das trifft offenbar weder den Kern des Problems noch Wundercar.

„Wir fahren weiter“, sagte Arle, „Denn wir fahren ja gar nicht gewerblich!“ Laut Wundercar handelt es sich bei dem Unternehmenskonzept des Hamburger Startups um die Weiterentwicklung des Carsharing-Konzepts und um ein „soziales Transportnetz". Arle: „Gezahlt werden im Prinzip die Betriebskosten.“ Deshalb sei das kein Gewerbe. Erst mit zusätzlichem Trinkgeld sei „ein Graubereich“ erreicht.

Wundercar nannte das Verhalten der Behörde „enttäuschend“. Die Pressemitteilung über die Verfügung sei schon veröffentlicht gewesen, bevor die Verfügung zugestellt war. „Dabei waren wir mit der Behörde seit längerem im Gespräch darüber, wie hoch der Betrag für den Kilometer Betriebskosten anzusetzen ist“, sagte Arle. Der Vorschlag lag bei 35 Cent. Mit darüber hinausgehenden Trinkgeldern entstehe jedoch „mittelfristig Regelungsbedarf“.

Aktuell aber sollte das „soziale Transportnetz" als ein verkehrspolitisches Experiment oder Modellversuch laufen, um die Auswirkungen und Probleme zu analysieren und nach einer Beobachtungsphase nötigenfalls ein Gesetz zu machen, sagte Arle.

Im Unterschied zur Hamburger Unternehmensgründung Wundercar ist Uber ein Unternehmen mit finanzkräftigem Hintergrund: Google stellte 1,2 Milliarden Euro Investitionsmittel zur Verfügung. Arle: „Da kann man sehen, dass große Unternehmen an das Potential dieser Idee glauben.“