Am 11. Juni wird zeitgleich in mehreren Städten gegen Carsharing-Angebote wie Wundercar demonstriert, die private Fahrten vermitteln. Taxifahrer beklagen unfairen Wettbewerb. Wundercar weist Vorwürfe zurück.

Hamburg. Hamburgs Taxifahrer rufen für Mittwoch der kommenden Woche (11. Juni) zu einer Demo auf. Zeitgleich mit Kollegen in Städten wie London, Madrid und Paris wollen sie dann gegen Firmen wie Uber und WunderCar protestieren, die über Apps Kunden an private Fahrer vermitteln und dabei gegen geltende Regeln verstoßen, wie Taxifahrer meinen. Details zur der Protestaktion will der Hamburger Taxenverband in den kommenden Tagen bekanntgeben.

Die US-Firma Uber, die beispielsweise schon in Berlin für Wirbel in der Taxibranche sorgt, ist in Hamburg bislang zwar nicht aktiv. Das Start-Up Wundercar bietet Hamburgern aber seit etwa zwei Monaten eine Alternative zum eigenen Auto – zum Ärger vieler Taxifahrer.

Die Idee ist einfach: Über die Wundercar-App sendet ein Nutzer eine Fahranfrage, die Autofahrer in der Nähe bei Interesse annehmen können. Dann fahren die beiden zusammen ans Ziel, wo der „Fahrgast“ dem Fahrer über die App ein Trinkgeld in beliebiger Höhe zukommen lässt. 20 Prozent davon gehen an das Unternehmen Wundercar. „Stell dir vor, es wäre immer ein Freund in der Nähe, bei dem Du einfach mitfahren kannst“ – so wirbt Wundercar auf seiner Website.

Mehrere Tausend Nutzer hat Wundercar in Hamburg inzwischen, schätzt Gründer Gunnar Froh. Auch in Berlin und Dublin gibt es das Angebot, weitere Städte sollen folgen. Kürzlich machte das Start-Up bei den Webfuture Awards den zweiten Platz. Bei Taxifahrern stößt die Idee aber auf wenig Gegenliebe. Der Hamburger Taxenverband hat den "Hobby-Taxis von Wundercar, Uber & Co." bereits den Kampf angesagt.

"Wenn jemand den Taxis Konkurrenz machen will, soll er das gerne tun, aber bitte im Rahmen der geltenden Gesetze", sagt Clemens Grün, von der Arbeitsgemeinschaft Taxenverbände Hamburg.

"Wer gewerblich oder nebenerwerblich Personen transportiert, muss sich an das Personenbeförderungsgesetz halten. Er braucht einen Personenbeförderungsschein, eine Gewerbeanmeldung und eine entsprechende Versicherung", sagt Grün. "Wenn mal was passiert, ist ein Wundercar-Fahrer derzeit gar nicht richtig versichert. Wir lassen nicht zu, dass Hobby-Fahrer unter dem offensichtlichen Deckmantel, nur aus Spaß zu fahren, tatsächlich gewerblich Personen transportieren“, meint Grün, der Wundercar & Co. "Züge von organisierter Kriminalität" unterstellt.

Wundercar-Gründer: keine Konkurrenz für Taxis

Wundercar-Gründer Gunnar Froh weist die Vorwürfe zurück. „Unsere Fahrer sind Leute, die eigentlich anderen Jobs nachgehen. Sie nehmen dann und wann jemanden mit, wenn es grad passt, fahren aber nicht gewerblich“, meint er. Bei Wundercar stehe der soziale Aspekt im Vordergrund. „Unsere Nutzer lernen gerne neue Leute kennen und haben Freude am Teilen. Zudem sind die Fahrten unentgeltlich. Von daher sind wir der Ansicht, dass Fahrten, die bei uns angeboten werden, nicht unter das Personenbeförderungsgesetz fallen sollten.“

Als Konkurrenz für Taxifahrer sieht er Wundercar auch nicht: „Bei Wundercar fahren normale Menschen im Alltag. Wir sind eine günstige Alternative zum eigenen Auto“, sagt Froh. „Ein Taxi ist an der Stelle keine Konkurrenz. Kein Normalverdiener kann es sich leisten, im Alltag immer wieder Taxi zu fahren.“ Letztendlich könnten Taxifahrer sogar von Wundercar profitieren, meint Froh: „Wer sein Auto abschafft, weil er nun mit ÖPNV, Wundercar, sonstigen Carsharing-Angeboten und dem Stadtrad genauso flexibel ist, der nimmt sich in Zukunft vielleicht sogar häufiger ein Taxi.“

Auch die Bedenken, die Fahrer seien nicht ausreichend versichert, wenn mal etwas passiert, weist Froh zurück. „Gerade wurde einem unserer Nutzer auf Anfrage von einer großen Versicherung bestätigt, dass Fahrer, die Leute mitnehmen, kein Risiko eingehen. Durch ihre Kfz-Haftpflichtversicherung sind auch andere Mitfahrer abgesichert.“

Einige offene Fragen gebe es schon noch, räumt Froh ein. Schließlich sei das Konzept ja auch noch neu und die Idee für viele ungewohnt. „Wir hoffen aber darauf, dass es bald auch eine offizielle politische Entscheidung dazu gibt, die rechtliche Bedenken ausräumt.“

Ob es dazu kommt, ist fraglich. Denn wie Susanne Meinecke von der Verkehrsbehörde mitteilte, läuft gegen Wundercar ein Untersagungsverfahren. "Wir haben das Unternehmen angeschrieben, die Rechtslage erläutert und mögliche Konsequenzen bei Verstößen gegen geltendes Recht aufgezeigt.“ Mehr könne sie derzeit nicht sagen.

Wundercar-Gründer Gunnar Froh glaubt aber weiterhin an sein Konzept. „Es hilft, den Verkehr auf den Straßen zu reduzieren, schont die Umwelt und sorgt nebenbei für neue Kontakte“, meint er. Wundercar könne sich positiv für die ganze Stadt auswirken. Bleibt abzuwarten, ob die Stadt das auch so sieht.