Kay-Uwe Schmidt geht auf einer Expeditionsreise in die Arktis als Erster von Bord und prüft, ob Tiere in der Nähe sind. Für den Fall, dass er selbst in Gefahr gerät, hat er eine Großwildwaffe dabei.

Hamburg. Kay-Uwe Schmidts Lebenslauf liest sich wie eine wahllos aneinandergereihte Auflistung irgendwelcher Tätigkeiten: Jäger, Großhandelskaufmann, Medizintechniker, Bibliothekarsgehilfe, Landschaftsgestalter, Krankenpflegehelfer, Hausmeister, Bäckereigehilfe, Lebensberater, Sicherheitskraft, Mitarbeiter am Container-Terminal Altenwerder. Meist blieb er höchstens ein paar Jahre dabei – bis es ihm zu langweilig wurde. Er drückt das positiver aus: „Mich interessieren einfach 1000 Dinge.“ Und so wunderten sich die Sachbearbeiter bei der Hamburger Arbeitsagentur längst nicht mehr, als der 59-Jährige kürzlich wieder vor der Tür stand. Die neue Idee, mit der er dieses Mal um die Ecke kam, wunderte sie aber doch: Eisbär-Guard.

Eisbär was? Bereits zum zweiten Mal wird der Hamburger in diesem Jahr mit Hapag-Lloyd in See stechen. Die Expeditionsreise in die Arktis mit ein paar Hundert Reisenden an Bord wird rund fünf Wochen dauern. Seine Aufgabe ist es, bei den täglichen Landgängen zuerst von Bord zu gehen und anhand von Spuren und mit dem Fernrohr auszukundschaften, ob Grizzlys, Walrosse oder Polarwölfe und vor allem Eisbären in der Nähe sind.

Für den Fall, dass er selbst in Gefahr gerät, hat er eine Großwildwaffe dabei. „Aber die habe ich noch nie benutzt.“ Erst wenn er der Crew per Funk mitteilt, dass keine Tiere in Sicht sind, dürfen die Reisenden das Schiff verlassen. Schmidt hatte durch Zufall davon erfahren, dass diese Stelle, die jahrelang von einem Engländer besetzt war, vakant wird. Schmidt macht es glücklich, dass sich nun alles zu fügen scheint. „Die Zeiten, in denen ich über Zeitarbeitsfirmen von Mini-Job zu Mini-Job getingelt bin, waren sehr frustrierend. Freunde wandten sich ab und ich stand alleine da.“ Diese Zeit, so hofft er, ist jetzt vorbei. Bei der Arbeitsagentur Hamburg macht man sich da keine Sorgen: „Wir schätzen Herrn Schmidt als jemanden, der nicht aufgibt, sich immer weiterentwickelt und fit hält. Das sind seine großen Stärken“, so Sönke Fock, Chef der Hamburger Arbeitsagentur.

Ende Juni geht es wieder in die Arktis, nach Spitzbergen, Island und Grönland.Die Wochen vorher erlebt er wie Kinder die Wochen vor Weihnachten. „Das ist aufregend“, sagt Schmidt. „Ich freue mich auf die Verantwortung.“ Und das Überraschendste: „Ich könnte mir vorstellen, das länger zu machen.“