Horst Rahe, Gründer und Geschäftsführer der A-Rosa Resorts, will weg von der Grandhotellerie und setzt auf mehr Unterhaltung für die Gäste. Hier spricht der Hotelier über seine Pläne für Hamburg.
HafenCity Arosa – das ist nicht nur ein Nobelskiort in den Schweizer Bergen, A-Rosa steht auch für luxuriöse Ferienresorts auf Sylt, in Travemünde, in Bad Saarow und im österreichischen Kitzbühel. Die Grandhotels der Fünf-Sterne-Kategorie waren genau das, was Gründer und Geschäftsführer Horst Rahe schaffen wollte. Doch vor einigen Monaten änderte der 74-Jährige, der seine Geschäfte vom Kaiserkai mit Blick auf die Elbphilharmonie aus leitet, seinen Kurs.
Zum zehnten Geburtstag der Hotelkette, der am 22. Juni gefeiert wird, sagt Rahe: „Wir haben ausführlich analysiert, was unsere Gäste wirklich brauchen und wollen. Das sind nicht der 24-Stunden-Room-Service und jemand, der über Nacht die Schuhe poliert. Viel mehr wollen sie Spaß, Erholung und Wohlbefinden.“ Das sei den Gästen wichtiger als die Rituale und Materialschlachten der Luxushotellerie. Erst im vergangenen Jahr hat Rahe – ein erfolgreicher Unternehmer und auch Eigentümer des Luxushotels Louis C. Jacob an der Elbchaussee – wieder selbst das Ruder bei A-Rosa übernommen.
Und Horst Rahe meint es ernst, mit seiner Rückkehr zu mehr „Urlaubsspaß.“ Die Häuser in Bad Saarow und Travemünde, bisher Fünf-Sterne-Superior vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bewertet, will der gebürtige Hannoveraner künftig nicht mehr klassifizieren lassen: „Mir sind Sterne und goldene Plaketten nicht wichtig. Und die Gäste haben davon auch nichts“, sagt Rahe. Bereits seit einigen Monaten sind die Veränderungen spürbar: Es gibt ein größeres Animations- und Unterhaltungsprogramm.
Rahe: „Wir setzen dabei vor allem auf unsere Gastgeber, die auch mal spontane Ausflüge mit den Gästen anbieten und auf Animation, die sich der Stimmung anpasst.“ Bislang stand A-Rosa auch für Sterneküche, auf Sylt gibt es gleich zwei vom Guide Michelin ausgezeichnete Restaurants, doch nun geht Rahe auch hier andere Wege: „Wir wollen auch diese Restaurants für ein breiteres Publikum öffnen und die Schwellenangst nehmen. Die Gäste können nun auch ihre Halbpension in den Gourmetrestaurants anrechnen lassen.“ Die Betriebsabläufe in den Sternetempeln seien optimiert worden. Es gebe weniger Mitarbeiter, und es gehe lockerer zu: „Es müssen nicht immer drei Kellner um den Gast herum stehen und irgendwelche aufgestellten Möhren unter Hauben servieren. Das ist nicht mehr zeitgemäß, und außerdem ist die klassische Sternegastronomie viel zu aufwendig von den Kosten her“, sagt Rahe. Es geht dem Unternehmer natürlich auch ums Geldverdienen: „Wir wollen die Auslastung und damit auch den Umsatz steigern. Erste Erfolge zeichnen sich auch schon ab“, sagt Rahe. So sei die Auslastung der Häuser in den vergangenen Monaten im Durchschnitt von 64 auf 71 Prozent gestiegen.
Suche nach passenden Standorten
Nach dem Kurswechsel denkt Rahe auch über eine weitere Expansion nach. Bis zu acht A-Rosa Ressorts könnten es in den nächsten Jahren werden: „Das schwierigste ist doch immer die passenden Standorte in Urlaubsregionen zu finden. Aber auch hier haben wir einige interessante Areale im Auge.“ Während A-Rosa weiterhin im gehobenen Preissegment zu finden ist, hat Rahe mit a-ja ein neues Urlaubskonzept mit Wellness-Urlaub im Low-Budget-Bereich erfunden. Das erste Haus in Rostock-Warnemünde wurde im März 2013 eröffnet, und die Auslastung liegt laut Rahe über das Jahr bei 85 Prozent, in manchen Monaten zwischen 95 und 99 Prozent. Das nächste Haus in Grömitz soll im Januar 2015 eröffnet werden. Bis zu zwölf neue a-ja sollen in den kommenden fünf Jahren dazukommen.
Kein Standort für seine Ferienresorts ist Hamburg, hier setzt er auf „einmalige Konzepte.“ Das Louis C. Jacob gehört dazu, seit Januar 2013 auch das Henri in einem alten Kontorhaus an der Bugenhagenstraße. Ein individuelles Hotel ohne Klassifizierung. Konzepte wie diese würde Rahe in Hamburg gerne an weiteren Standorten realisieren: „Aber wir suchen das Besondere. Das Gebäude muss eine Historie haben, die Lage muss ansprechend sein.“ Seine Mitarbeiter seien immer auf der Suche, aber noch nicht fündig geworden. Konkrete Pläne hat Rahe schon für seine gastronomische Expansion.
Am Kaiserkai gehört ihm bereits seit fünf Jahren das Carls und fast gegenüber auf der Spitze des Strandkais, wo Rahes Firma Deutsche Immobilien AG für eines der Baufelder den Zuschlag bekommen hat, soll in einem Neubau ein weiteres Restaurant entstehen: „Es wird wie beim Carls ein individuelles Konzept sein, das zur HafenCity passt.“ Das ist noch nicht alles: „Wir wollen auch an anderen Standorten in Hamburg weitere Restaurants eröffnen, noch wird an dem Konzept gefeilt“, sagt Rahe. Eines ist aber sicher: Es soll nicht mehr nach den Sternen gegriffen werden.