Ein Jahr nach dem dramatischen Unfall beim Horner Galopp-Derby ist der verletzte Jockey immer noch krankgeschrieben. Trotzdem will Bohumil Nedorostek im Juni wieder in Hamburg reiten.

Hamburg. Noch ist längst nicht alles gut. Rund ein Jahr nach dem wohl dramatischsten Unfall in der Geschichte des Horner Rennderbys, ist Jockey Bohumil Nedorostek noch krankgeschrieben. Die linke Hand und der linke Fuß sind kraftlos und steif. Erst seit Kurzem läuft die Wiedereingliederungsphase im Job. „Mehr als fünf Stunden am Tag sind noch nicht drin“, so der 41-Jährige. Und dennoch: „Beim nächsten Galopp-Derby“ will ich mein Comeback geben.“ Ob er keine Angst habe? „Nein, so etwas passiert einem nicht zweimal.“

Rückblende: 6. Juni 2013: Während des Horner Galoppderbys geht plötzlich etwas schief, und dann geht alles viel zu schnell. Mehrere Pferde rasen mit voller Geschwindigkeit aufeinander zu, prallen gegeneinander, Bohumil Nedorostek fliegt von seinem Pferd, wird niedergetrampelt. Die Großbildleinwand überträgt den Horror-Unfall - und die Zuschauer sind entsetzt. Für viele ist nicht nachzuvollziehen, dass das Rennen einfach weiterläuft, der Sprecher normal weiterkommentiert. Was zu dem Verhalten der Pferde geführt hat, ist bis heute unklar.

Klar ist aber, dass sich etwas ändern musste: Bei dem diesjährigen Derby wird es zwar erneut ein Seejagdrennen geben - aber mit neuen Sicherheitsvorkehrungen. „Die Hecken sind gekürzt worden, um mehr Übersichtlichkeit zu schaffen“, sagt Eugen-Andreas Wahler, Präsident des Hamburger Renn-Clubs. „Außerdem sind die Hilfskräfte an den Sprüngen mit Walkie-Talkies ausgestattet, um von dort aus schneller Kontakt zur Rennleitung zu haben.“ Auf weitere Hindernisrennen werde - vor allen wegen einer zurückgegangenen Nachfrage - verzichtet. Das Seejagdrennen sei eine Ausnahme, weil es deutlich langsamer gelaufen werde als ein normales Hindernisrennen.

Jockey Bohumil Nedorostek, der in Hannover bei der Polizei angestellt ist, begrüßt die neuen Sicherheitsmaßnahmen: „Zwar kommen sie etwas zu spät, aber sie sind richtig und in anderen Ländern längst Standard“, so der Vater zweier Töchter. Derzeit sitzt er nur ab und an auf seinem neuen Pferd „Supervisor“. Ob er am Horner Derby teilnehmen kann, hängt jetzt davon ab, dass sein Arzt das Okay gibt. Ungeklärt ist auch noch, was aus den Schadensersatzforderungen wird, die Nedorostek, gegen die Versicherung des Renn-Clubs erhoben hat. „Ich hoffe immer noch, dass wir uns gütlich einigen können“, sagt er.

Für den Fall, dass er seine Profi-Jockey-Karriere an den Nagel hängen muss, hat er aber inzwischen vorgesorgt. „Ich habe die verordnete Auszeit dafür genutzt, einen Jockey-Trainerschein zu machen. Das wollte ich eh‘ immer tun, nur jetzt eben etwas früher.“ Ob Nedorostek am Horner Galopp-Deryby 2014 (29. Juni bis 8. Juli) teilnehmen kann, entscheidet sich in den kommenden zwei Wochen.