Der 40 Jahre alte Bohumil Nedorostek wurde bei dem Unfall am 6. Juli auf der Horner Rennbahn schwer verletzt. Gut zwei Monate später ist er langsam auf dem Weg der Besserung.

Hamburg. „Horror Pferderennen“ ist der Titel des Youtube-Videos, das den wohl dramatischsten Unfall in der Geschichte des Horner Rennderbys zeigt. In dem Acht-Sekunden-Clip ist zu sehen, wie mehrere Pferde mit voller Geschwindigkeit aufeinander zu galoppieren und gegeneinander prallen, einer der Jockeys fliegt von seinem Pferd, wird niedergetrampelt.

Mehr als 80.000 Menschen haben sich das Video bisher angesehen. Bohumil Nedorostek ist einer von ihnen. Er ist der Jockey, der den Unfall mit schweren Verletzungen überlebt hat. Seit Pferd, der Hengst „Glad Royal“, starb noch am Unfallort, ebenso wie „Cool Kid“, eines der Geisterpferde. Zwei weitere Jockeys werden leicht verletzt. Gut zwei Monate sind seit dem vergangen. Arbeiten kann Nedorostek bis heute nicht.

„Die Aufnahmen sind harmlos im Vergleich zu den Bildern in meinem Kopf“, sagt der 40-Jährige. „Es ist dieser Bruchteil einer Sekunde, in dem Du weißt: Das geht nicht gut aus.“ Für mehr Gedanken reichte die Zeit auch nicht. Dass drei Pferde gerade ihre Reiter abgeworfen haben und im gestreckten Galopp die Strecke in die entgegengesetzte Richtung rasen, kann Nedorostek über die Hindernisse hinweg nicht sehen.

Die Besucher des Hindernisrennens müssen sich die schreckliche Szene auf einer Großbildleinwand mitansehen und sind entsetzt. Für viele ist nicht nachzuvollziehen, dass das Rennen einfach weiterläuft, der Sprecher normal weiterkommentiert.

Was zu dem Verhalten der Pferde geführt hat, ist bis heute unklar. „Ich kann mir nicht erklären, wie es dazu gekommen ist“, sagt der Präsident des Hamburger Renn-Clubs Eugen-Andreas Wahler. „Seit dem Unglück prüfen wir, wie wir die Sicherheit verbessern können“, so Wahler. Denkbar sei es etwa, dass an einem Sprung ein Sicherheitsposten steht, der per Funk Kontakt zur Rennleitung hat, oder, dass gelbe Flaggen als Notsignal zum Einsatz kommen. „Grundsätzlich wird auch geprüft, ob und in welchem Umfang in der nächsten Derbywoche Hindernisrennen stattfinden.“

Nach dem Unfall muss Nedorostek zweieinhalb Wochen im Boberger Unfallkrankenhaus behandelt werden. Wie viele Brüche es insgesamt waren, weiß er nicht mehr. Aber die Folgen spürt er jeden Tag: Sein linker Fuß ist noch vergipst, mit seiner linken Hand kann er weder greifen noch halten. „Die Ärzte sagen, dass es noch einige Monate dauern kann, bis es mir wieder richtig gut geht.“ Bis dahin ist er krankgeschrieben. Nedorostek arbeitet als Angestellter bei der Polizei in Hannover. Der Vater zweiter Töchter ist zuversichtlich, dass er seinen Job bald wieder ausüben kann. „Zum Glück bin ich Rechtshänder.“

Nedorostek, der gebürtig aus Tschechien stammt und in Hannover lebt, hat schon als Kind mit dem Reiten begonnen. Lange Jahre betrieb er den Sport sogar hauptberuflich. Seit einigen Jahren „eher nebenbei“. Nebenbei, das heißt bei dem 40-Jährigen, dass er mindestens drei Mal pro Woche in einem Reitstall bei Hannover auf dem Pferd sitzt. Sein fester Plan ist, dass das bald wieder so ist. „Ich will auf jeden Fall wieder reiten“, sagt er. Angst davor, sich wieder aufs Pferd zu setzen, hat er nicht. „Natürlich kann immer etwas schiefgehen. Aber so etwas passiert einem nicht zwei Mal.“