Was Zahlen über Hamburg verraten: Das Abendblatt hat anhand von zwölf Kriterien einen Vergleich zwischen Altona, Eimsbüttel, Nord, Mitte, Wandsbek, Bergedorf und Nord angestellt.

Hamburg. Die Menge macht’s. Als einwohnerstärkster Bezirk heimst Wandsbek folgerichtig die meisten statistischen Superlative ein. Aber was sagen Schlagworte wie „so viele Einwohner wie Essen“, „die meisten Autos“, „die meisten Wohnungen“ oder „die meisten Kindergärten“ über die Lebensqualität aus?

Nicht wirklich viel. Insofern gibt es auch nicht den besten oder schlechtesten Bezirk. „Es gibt nummerische Unterschiede“, sagt Jürgen Delitz, Sprecher des Statistikamts Nord. „Denn im Gegensatz zu Stadtteilen, die ihren eigenen Charakter haben, sind Bezirke zu groß dafür.“ Das zeige sich schon daran, dass die Bezirke Mitte und Nord nicht mal eigene Namen hätten. Es sind Verwaltungseinheiten, die höchst unterschiedliche Quartiere bündeln, die Eigenheiten verschwimmen. Aussagen haben nur quantitativen Gehalt.

Etwa bei der medizinischen Versorgung: Statistisch gesehen ist die Arztdichte nirgendwo höher als im Bezirk Nord. Dort praktizieren 953 niedergelassene Ärzte, die theoretisch nur 303 Menschen pro Mediziner versorgen müssten. Aber ob die Ärzte auch freundlicher oder fähiger sind als in Bergedorf, wo ein Arzt mit 554 Menschen statistisch gesehen die meisten Patienten versorgen muss, bleibt offen. Zumal der Betreuungsschlüssel bei Zahnärzten ein anderer ist. Hier darf sich Eimsbüttel „Hochburg der Dentisten“ nennen. Auf einen Zahnarzt kommen rechnerisch 890 Gebisse.

Als beliebteste Hamburger Seniorenresidenz gilt dagegen Wandsbek – im Schnitt ist nahezu jeder vierte Einwohner 65 Jahre oder älter. Ob der Nordosten deshalb auch seniorengerechter ist als andere Bezirke, sei mal dahingestellt. Kehrseite der Seniorenübermacht: Kein Bezirk weist eine höhere Sterbequote auf.

Anteilig die wenigsten älteren Menschen leben dagegen in Mitte, nur jeder siebte Einwohner ist älter als 65. Mitte besitzt nach Altona, das mit dem AK Altona begünstigt ist, auch die zweithöchste Geburtenrate.

Als Kinderstube der Stadt darf sich dennoch Bergedorf fühlen. In fast jedem vierten Haushalt lebt Nachwuchs, dicht gefolgt von Harburg, wo in jedem fünften Haushalt Kinder leben, während im Bezirk Nord nur jede achte Wohnung ein Kinderzimmer braucht.

Dass Altonaer die durchschnittlich bestverdienenden Hamburger sind, verwundert kaum. Denn allein das Pro-Kopf-Jahreseinkommen in Nienstedten (170.000 Euro) und Blankenese (110.000 Euro) zieht den Mittelwert kräftig nach oben. Mit durchschnittlich 49.139 Euro verfügen Menschen in Altona jedenfalls theoretisch über mehr als doppelt so viel Geld wie Bewohner in Mitte. Im Zweifel gilt aber das Wort des ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt: „Laut Statistik haben ein Millionär und ein armer Schlucker je eine halbe Million.“

Dass der Bezirk Mitte die Statistik in den Bereichen Arbeitslosigkeit oder Hartz-IV-Empfänger jeweils vor Harburg anführt, ist dem umgekehrten Prinzip geschuldet. Großraumsiedlungen wie Mümmelmannsberg, Kirchdorf-Süd oder Neuwiedenthal sowie Stadtteile wie St.Pauli oder Billstedt, die als Heimat überwiegend einkommensschwacher Menschen gelten, drücken das Gesamtergebnis. Mit zahlreichen Flüchtlingsunterkünften besitzt Mitte traditionell auch den höchsten Anteil von Einwohnern mit Migrationshintergrund – 45,3 Prozent.

Die größte Gruppe der vermeintlichen künftigen Bildungselite wird in Eimsbüttel herangezogen, der Gymnasiastenanteil beträgt dort 53,9 Prozent, liegt aber nur geringfügig höher als in Altona, Nord und Wandsbek. Apropos Wandsbek: Der Riese hat vielleicht die meisten Apotheken (86), aber mit einer Fläche von 154, 8 Quadratkilometern ist und bleibt der größte Bezirk: Bergedorf.