SPD, CDU, Grüne und FDP stimmen dafür, eine „ergebnisoffene Studie“ in Auftrag zu geben und bis Herbst die Chancen und Risiken von olympischen Sommerspielen in Hamburg darzulegen. Linke dagegen.
Hamburg. Hamburg hat einen ersten Schritt hin zu einer Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024 oder 2028 gemacht. Die Bürgerschaft forderte den SPD-Senat am Mittwoch mit den Stimmen von SPD, CDU, Grüne und FDP auf, eine „ergebnisoffene Studie“ erstellen zu lassen und bis Herbst die Chancen und Risiken von Olympischen Sommerspielen in Hamburg darzulegen.
Voraussetzung für eine Bewerbung ist nach Überzeugung der Fraktionen jedoch eine Reform des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sowie ein Ja der Hamburger bei einem Referendum zu dem Sportgroßereignis. Allein die Linken votierten gegen eine solche Untersuchung. Der Fragenkatalog umfasst 14 Themenfelder.
Am Anfang steht dabei der Zeitplan für eine Bewerbung, die Konkurrenzsituation – auch Berlin erwägt eine Bewerbung – sowie eine Liste vorhandener Sportanlagen. Danach soll die Untersuchung darstellen, was zusätzlich an Infrastruktur in den Bereichen Verkehr, Wohnen und Sportanlagen nötig wäre. Großen Raum nehmen in dem Fragenkatalog die Bereiche Vermeidung von Verkehr und Lärm ein, des weiteren der Klimaschutz sowie die Auswirkungen eines Sportgroßereignisses auf die Mieten, auf die Beschäftigung und auf die Breitensportförderung.
Ebenso wollen die Abgeordneten unter anderem ein Konzept für die Nachnutzung der eigens errichteten Infrastruktur, Vergleiche mit den Olympiastädten Barcelona und London sowie eine detaillierte Kostenschätzung. Sportsenator Michael Neumann (SPD) sagte, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wolle im Dezember entscheiden, ob sich eine deutsche Stadt um die Austragung der Olympischen Spiele bewerben soll.
„Wir haben eine große Begeisterung für Olympische Spiele“
Für Hamburg bedeute das ungeheure Chancen. Voraussetzung sei jedoch zum einen, dass die Spiele von den Hamburgern auch gewollt sind, und zum anderen, dass das IOC sich weiterentwickelt. IOC-Präsident Thomas Bach habe dabei bereits Vorschläge gemacht, von denen aber noch nicht klar sei, ob sie auch umgesetzt würden. „Wir haben ein heißes Herz, wir haben eine große Begeisterung für Olympische Spiele. (...) Wir sind aber auch gute Kaufleute“, sagte Neumann mit Blick auf mögliche Auswirkungen eines solchen Sportgroßereignisses. „Olympia in Hamburg darf nicht nach dem Prinzip Elbphilharmonie angegangen werden. Bei der Elbphilharmonie hieß es: Erst entscheiden, dann prüfen und planen. Bei Olympia muss es jetzt umgekehrt sein“, betonte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel.
CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich zeigte sich überzeugt: „Olympische Spiele sind eine Jahrhundertchance für Hamburg.“ Milliarden Menschen nähmen Hamburg dann wahr – „ein riesiger Vorteil im Wettbewerb um die besten Köpfe auch in Wirtschaft und Wissenschaft“. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) warf er vor, sich nicht festzulegen. „Mit einem unentschlossenen Bürgermeister wird das nie etwas“, sagte Wersich. In seiner Fraktion gebe es noch keine Festlegung für oder wider Olympische Spiele, sagte Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan. Dazu müsse erst die Studie vorlegen.
Die Linken warnen vor Kosten in Milliardenhöhe
Eine von der CDU vorgeschlagene unverbindliche Volksbefragung schon im Herbst lehnte er ab. Bis dahin sei die Faktenlage noch so dünn, dass sie wertlos wäre. „Deutliche Signale des IOC zur Fortentwicklung seiner Regularien und Strukturen wären vor einem Votum sehr hilfreich“, sagte FDP-Fraktionschefin Katja Suding. Deshalb sei auch ein Referendum parallel zur Bürgerschaftswahl Mitte Februar 2015 wohl zu früh.
Allein die Linken sprachen sich gegen Olympische Spiele in Hamburg aus. Die Bekenntnisse der anderen Fraktionen zu Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Finanzierbarkeit klängen zwar wunderbar, sagte der Linken-Sportexperte Mehmet Yildiz. Aber sobald der Senat die Verträge des IOC unterschreibe, „muss Hamburg nach dessen Pfeife tanzen.“ Im übrigen verwies er auf die Kosten: „Athen kalkulierte für die Spiele 2004 mit Kosten von 1,6 Milliarden Euro, herausgekommen sind 14,8 Milliarden. London rechnete mit 11 Milliarden Euro, am Ende betrugen die Gesamtkosten 36,6 Milliarden Euro.“ Ähnliches sei für Hamburg zu erwarten. „Im Vergleich dazu sind die Kosten für die Elbphilharmonie Peanuts.“