Bei der Einlaufparade am Nachmittag konnten die Schiffe wegen des starken Westwindes ihre Segel nicht setzen. Anhaltender Regen erschwerte die Sicht. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft.

Mit einer Unwetterwarnung und verschärften Sicherheitsmaßnahmen startete am Freitag der 825. Hafengeburtstag. Weil der Deutsche Wetterdienst Gewitter, Starkregen und Windböen von rund 85 Stundenkilometern vorhergesagt hatte, mussten Zelte und Bühnen an Land zusätzlich gesichert werden. Bei der Einlaufparade am Nachmittag konnten die Schiffe wegen des starken Westwindes ihre Segel nicht setzen. Anhaltender Regen erschwerte die Sicht.

An der Spitze der Parade stand die Fregatte „Hamburg“, gefolgt vom polnischen Segelschulschiff „Dar Mlodziezy“ und dem Seebäderdampfer „Freya“. Die Meteorologen rechnen auch an den nächsten beiden Tagen mit Schauern, Gewittern und kräftigen Böen. Alexander Hübener, Geschäftsführer des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation, sagt: „Ohne Regenjacke oder Regenschirm geht nicht viel.“

Traditionell eröffnet wurde das weltweit größte Hafenfest mit einem ökumenischen Gottesdienst im Michel sowie den symbolischen Glockenschlägen auf der „Rickmer Rickmers“. Damit gaben Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und der Stadtentwicklungsminister der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, Daniel Chain, das Startsignal für das Fest, zu dem rund 300 Schiffe und eine Million Besucher erwartet werden.

Argentinien mit der Hauptstadt Buenos Aires ist das diesjährige Partnerland. An der Kehrwiederspitze tanzt der Hafengeburtstag beim Argentinien-Festival bis zum Sonntag Tango. Event-Manager Michael Wendt hat das Programm organisiert und empfiehlt den Besuchern, unbedingt Asado, gegrilltes argentinisches Fleisch, Mate-Tee, argentinischen Wein und Fassbier zu probieren. Gut 100 Repräsentanten aus Argentinien besuchen derzeit die Hansestadt, darunter eine 14-köpfige Schülerdelegation. Sie hat den Eröffnungsgottesdienst im Michel mitgestaltet.

Elaiza tritt am Sonntag auf


Rund 300 Schausteller sorgen an Land auch bei schlechtem Wetter für gute Unterhaltung. Auf der 3,5 Kilometer langen Party-Meile gibt es Shows für die ganze Familie (Fischmarkt), Live-Musik (Landungsbrücken/Alter Elbtunnel), rustikale Fischerhütten (Hafenstraße/am Beachclub Strand-Pauli) und erstmals den „HafenGAYburtstag“ für Lesben und Schwule (Parkfläche neben der Fischauktionshalle). Am Sonntagabend wird an den Landungsbrücken das Trio Elaiza mit dem Hit „Is It Right“ erwartet – knapp einen Tag nach dem Auftritt beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen.

Zu den maritimen Ritualen gehört das Schlepperballett am Sonnabend, 17 Uhr, genauso wie die Auslaufparade am Sonntag, 17 Uhr, und das spektakuläre Feuerwerk am Sonnabend (22.30 Uhr), das von der Rostocker Reederei AIDA Cruises gesponsert wird. Am heutigen Abend werden sich sieben Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig auf der Elbe befinden, darunter die „AIDAstella“ und „AIDAsol“ sowie die „Mein Schiff 1“. Darüber hinaus steuern Großsegler wie die „Alexander von Humboldt II“ und die polnische „Dar Mlodziezy“ den Hafen an. Zum ersten Mal dabei ist Deutschlands größter Seenotkreuzer – die vor Helgoland stationierte „Hermann Marwede“.

Unterdessen beschäftigt der Hafengeburtstag und seine Tradition auch die Trendforscher. So bewertet der Hamburger Experte Peter Wippermann, Professor für Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste in Essen, diese maritime Veranstaltung als „national überaus erfolgreich“. Um in Zukunft aber noch mehr europäische Aufmerksamkeit zu erlangen, hält der Forscher ein jährliches Schwerpunktthema für sinnvoll. „Die Einzigartigkeit jedes Jahr zu popularisieren, könnte durch prominente Fans des Hafengeburtstages gesteigert werden", sagte Wippermann dem Abendblatt. Zudem werde der Hafengeburtstag in den nächsten zehn Jahren mehr mediale Präsenz zeigen müssen, meint er. „Aufregende Videos aus den unterschiedlichsten Angeboten gehören dann zum Angebot.“

Die Stars sind die Schiffe


Auch dürfte die „Google-Brille“ für die Besucher dann selbstverständlich sein. Sie macht virtuelle Daten im Sichtfeld einer Brille möglich. Mit dieser „erweiterten Realität“ (Augmented Reality) werde sich der Hafengeburtstag der Zukunft in der Öffentlichkeit präsentieren. „Der Hafengeburtstag entwickelt sich ständig weiter und hat für Hamburg eine Botschafterfunktion, die es lohnt, immer attraktiver zu gestalten.“ Die eigentlichen Stars sind und bleiben die Schiffe. Professor Wippermann: „Sie sind Symbole der Freiheit, des Abenteuers und der Hoffnung. Den Schiffen nah sein zu können, macht ihre Faszination aus.“

Wer das maritime Spektakel bei akzeptablem Wetter besuchen will, sollte dafür den Sonnabend Vormittag wählen. „Dann“, sagt Wetterexperte Alexander Hübener, „gibt es noch die besten Chancen auf trockene Stunden mit etwas Sonnenschein.“ Danach folgt wieder Regen. Dass der Hafengeburtstag meist ins Wasser fällt, ist übrigens ein Vorurteil. Das Institut für Wetter- und Klimakommunikation hat herausgefunden: Alle drei Jahre scheint zum Hafenfest die Sonne, auch schon mal bei Temperaturen von mehr als 20 Grad.

Der Vergleich zum alljährlichen Hamburg-Marathon Ende April zeigt, dass dieses Sportereignis gegenüber dem Hafengeburtstag keineswegs so stark bevorzugt ist. „Im Schnitt“, sagt Alexander Hübener, „gab es beim Hafengeburtstag etwas mehr Regen, eine Stunde weniger Sonne und ein halbes Grad bei den Temperaturen weniger.“ Spätestens beim 826. Hafengeburtstag im nächsten Jahr, prophezeit Hübener, wird das Wetter wieder schön. Rein statistisch gesehen.