Die Flussschifferkirche musste bereits den Hafengeburtstag absagen. Auch Taufen und Trauungen an Bord wurden abgesagt. Nun liegt sie auf der Werft mit schweren Unterwasserschäden. Die Lage ist ernst.

Hamburg. Der Werft-Aufenthalt ist für die Hamburger Flussschifferkirche („Flusi“) in regelmäßigen Abständen Routinesache. Alle fünf Jahre verlangt die Hafenbehörde HPA eine „Schwimmfähigkeitsbescheinigung“, eine Art TÜV für das schwimmende Gotteshaus. In diesem Jahr gab es bei dem Check eine böse Überraschung: „Das Schiff verrottet quasi von innen – von außen sieht man das gar nicht“, sagt Bernd Walter, Betriebsleiter der M.A. Flint-Werft.

Seit Anfang April wird der ehemalige Weser-Küstenleichter auf Herz und Nieren geprüft. Zunächst sah alles gut aus – die Routinearbeiten machten keine Probleme. Doch bei genauerer Betrachtung kamen größere Schäden zum Vorschein: Im Heckbereich war im Lauf der Jahrzehnte Wasser zwischen die Stahlbleche gelangt und ließ diese langsam, aber sicher verrosten. “Das Schiff ist mehr als 100 Jahre alt“, sagt Walter. Immer wieder sei es ausgebessert und der Boden mit Blechen gedoppelt worden. “Aber es wurde nie wirklich etwas erneuert.“

Die Lage ist offenbar ernst. Nur über eine Holzleiter an der Außenwand geht es derzeit ins Innere des Kahns. Im Bauch des Kirchenschiffs stehen die Stühle zusammengerückt. In der Luft hängt Rauch von den Schweißgeräten der Arbeiter, die unter der Kombüse den Schiffsbauch geöffnet haben. Hier klafft ein großes Loch. Die Werft arbeitet auf Hochtouren, die Männer hocken zwischen Spanten, Funken fliegen. Rund eine Tonne Stahl muss hier auf etwa 15 Quadratmetern in den kommenden Wochen verarbeitet und zusammengeschweißt werden.

Die Kosten für die fälligen Routinearbeiten inklusive Umbau und Renovierung des zugehörigen Schwimmpontons wurden bislang auf rund 80.000 Euro geschätzt. Nun werden es wohl 110.000 Euro, befürchtet die Vorsitzende des Fördervereins, Christiane Hey-Laib. Der Kirchenkreis Hamburg-Ost wolle zwei Drittel der Kosten übernehmen. Doch für den Rest muss der Verein aufkommen, der ausschließlich auf Spenden angewiesen ist.

Erst kurz vor Ostern hatte die Vereinschefin Hey-Laib von dem Schaden erfahren: “Das war wirklich ein dickes Ei, eine Katastrophe.„ Alle Mai-Termine an Bord wurden abgesagt, auch Taufen und Trauungen. Ebenso geplatzt ist die sicher geglaubte Teilnahme am Hafengeburtstag (9. bis 11. Mai). Hinzu kommt, dass das gemeinschaftliche Kirchenleben fehlt: “Wir sind momentan ein wenig heimatlos , sagt die Fischgroßhändlerin Hey-Laib, die seit 1998 für die „Flusi“ aktiv ist. 2007 übernahm sie den Vorsitz des Fördervereins.