Der Olympische Sportbund will mit der Hansestadt Gespräche über eine Bewerbung für Sommerspiele 2024 führen. Die Entscheidung über eine Kandidatur will der DOSB Ende des Jahres treffen.
Hamburg. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will sich erneut um Olympische Spiele bewerben. Das ist das einstimmige Ergebnis einer zweitägigen Klausurtagung des DOSB-Präsidiums im rheinhessischen Weinort St. Johann bei Mainz. „Das Thema bleibt auf der Agenda“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, 53. Das öffentliche Interesse an den Spielen 2012 in London und 2014 in Sotschi beweise die faszinierende olympische Idee. Es sei „nicht mehr eine Frage des Ob, sondern allein des Wann und Wie“.
Hatte der DOSB in den vergangenen Monaten eine Kampagne für die Sommerspiele in zehn Jahren wegen der zu kurzen Vorbereitungszeit nahezu ausgeschlossen, scheint jetzt eine Olympiabewerbung schon für 2024 wieder möglich – und nicht erst für 2028. Das Interesse muss dann spätestens im November 2015 beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne (Schweiz) hinterlegt, ein Konzept bis Mai 2016 eingereicht werden. Berlin und Hamburg sind die einzigen deutschen Kandidaten. Mit beiden Städten will der DOSB in den nächsten Monaten Gespräche führen.
„Wir begrüßen das Interesse Berlins und Hamburgs und werden die Städte bitten, anhand der derzeitigen Anforderungen des Internationalen Olympischen Komitees und weiterer relevanter Aspekte die Möglichkeit einer Bewerbung in den nächsten Monaten zu konkretisieren“, heißt es in der zweiseitigen Erklärung. Einer Kandidatur der Stadt Altenberg in Sachsen, die sich mit einer tschechischen Region für die Winterspiele 2026 bewerben wollte, erteilte der DOSB dagegen „wegen Aussichtslosigkeit“ eine Absage.
„Ich freue mich über die grundsätzliche Bereitschaft des DOSB, in Deutschland Sommerspiele durchführen zu wollen“, sagte Hamburgs Sportsenator Michael Neumann (SPD). Es sei klug, nun zunächst mit den gesellschaftlich relevanten Gruppen das intensive Gespräch zu suchen, „da eine solche Sportveranstaltung nur auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens fußend erfolgreich sein kann“.
Hamburg nehme die Einladung zu Gesprächen über eine Olympiabewerbung sehr gerne an. Zeige sich doch damit, „dass unsere Dekadenstrategie mit dem Hamburger Ziel, sich von 2020 an auf jedes nationale oder internationale Sportgroßereignis erfolgreich bewerben zu können, sich nahtlos in die Pläne des DOSB einfügt.“
Die Entscheidung über eine Kandidatur für den Sommer 2024 will der DOSB erst Ende des Jahres treffen. Für Dezember hat der neue IOC-Präsident Thomas Bach einen außerordentlichen Kongress anberaumt, um Reformen bei der Vergabe und der Durchführung Olympischer Spiele zu beschließen. Bach will die Kosten reduzieren, für mehr Nachhaltigkeit und Transparenz sorgen. Seit seinem Amtsantritt am 10.September 2013 wirbt er für seine Vorstellungen. Olympische Spiele sollen künftig nicht nur von Diktaturen oder Scheichs veranstaltet werden können, sondern auch in westlichen Demokratien, deren Bevölkerung den Spielen zuletzt mehrheitlich skeptisch gegenüberstand. Die Ablehnung der Münchner, die sich vergangenen November gegen Winterspiele 2022 in ihrer Region aussprachen, hatte Bach bestärkt, seinen Reformkurs zu forcieren.
„Erst nach dem IOC-Kongress im Dezember wird es möglich sein, seriös darüber zu befinden, ob eine Bewerbung um eine Olympiaausrichtung bereits für das Jahr 2024 national gewollt und international aussichtsreich ist oder ob dafür erst ein späterer Zeitpunkt in Betracht kommt“, erklärte das DOSB-Präsidium.
Sollte sich der DOSB für eine Bewerbung schon für 2024 entscheiden, stiegen Hamburgs Olympiachancen gegenüber Berlin erheblich. Die auch international gelobten Pläne der gescheiterten Hamburger Kampagne für die Spiele 2012 – Leipzig erhielt damals aus sportpolitischen Gründen den nationalen Zuschlag – müssten nur überarbeitet werden, die einst vorgesehenen Flächen auf dem Kleinen Grasbrook südlich der HafenCity stehen weiter kostenlos zur Verfügung. 30 der 37 derzeit für Olympia benötigten Sportstätten sind in Hamburg bereits vorhanden. Das Olympiastadion, eine Schwimmhalle und eine Radrennbahn müssten allerdings gebaut werden.
Die Baumaterialien könnten mit Binnenschiffen auf der Elbinsel angelandet werden, was Staus auf den Straßen verhindern würde. Das Meinungsforschungsinstitut Emnid ermittelte im Auftrag der Handelskammer im Dezember in einer repräsentativen Umfrage eine Zustimmung der Hamburger für die Ausrichtung Olympischer Spiele von 59 Prozent. In Berlin wiederum ist die Stimmung für neue Großprojekte nach dem Desaster um den Flughafen Schönefeld im Moment nicht gerade euphorisch. Die Probleme um den Bau der Hamburger Elbphilharmonie scheinen dagegen inzwischen gelöst.
„Die vom DOSB geforderte intensive Beteiligung der Bürger an einem Bewerbungsprozess wird von den Hamburger Akteuren im vollen Umfang geteilt und soll aktiv betrieben werden. Ebenso muss eine mögliche Hamburger Bewerbung die Metropolregion einbeziehen und die Ausrichtung der Spiele zu einem Anliegen für den ganzen Norden machen“, erklärten der Hamburger Sportbund (HSB), die Handelskammer und die Stadt am Freitagabend in einer gemeinsamen Stellungnahme der Zukunftskommission Sport. HSB-Präsident Günter Ploß, 66, versprach, sich jetzt „intensiv für die Interessen Hamburgs beim DOSB einzusetzen“.