Saharastaub trübt den Hamburger Frühling. Bei Regen würde ein Teil des Staubes aus der Luft ausgewaschen werden. Schädlich sind die kleinen Körnchen aber nicht. Meteorologen empfehlen verspäteten Frühjahrsputz.
Hamburg. Nach herrlichen Frühlingstagen im März ist die Sonne in den ersten Apriltagen hinter einem dichten Staubschleier verborgen. Es sind Grüße aus der Sahara, die per Luftpost in sieben bis zehn Kilometern Höhe nach Deutschland kamen. Mehrmals im Jahr dringen bei speziellen Wetterlagen die feinen Sandkörner bis nach Mitteleuropa vor. Schädlich sind sie nicht. Nur wenn es regnet, entsteht ein dünner Schmutzfilm auf Fenstern, Gartenmöbeln und Autokarossen. Meteorologen empfehlen deshalb, mit dem Frühjahrsputz noch ein paar Tage zu warten.
Am frühen Montag hat die Staubwolke den Hamburger Raum erreicht und verdichtet sich voraussichtlich noch weiter. „Am Donnerstag und Freitag erwarten wir den Höhepunkt der Staubkonzentration, der Himmel kann dann bräunlich oder rotbräunlich werden“, sagt Niklas Weise, Meteorologe am Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg. „Da kaum Wind weht, wabert die Staubwolke jetzt über Deutschland. Die höchsten Konzentrationen werden voraussichtlich über den Alpen – und damit verbunden in Süddeutschland – auftreten.“
Südliche bis südwestliche Winde schaufeln den Wüstenstaub gen Norden. Gleichzeitig bringen sie milde Frühlingsluft – das ist die angenehme Seite der Medaille. Fünf- bis 15-mal im Jahr tritt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach dieses Phänomen in Mitteleuropa auf, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Es nimmt seinen Anfang in Nordafrika: Über der Sahara muss ein frischer Wind wehen, der stark genug ist, um die Staubteilchen in größere Höhen von mehreren Kilometern zu tragen. Dort verteilen die Höhenwinde den Feinsand dann großräumig.
Es ist längst bekannt, dass Staub aus der Sahara bis nach Südamerika gelangt und dort den Amazonaswald düngt. Mineraldünger aus der Atmosphäre hat die deutsche Landwirtschaft nicht nötig, aber Schaden richtet er keinen an. Weise: „Der Staub ist weder gesundheitlich noch ökologisch bedenklich.“ Aber er stört die Weitsicht und die Wetterprognose. „Unsere Modelle rechnen solche kleinsten Partikel in der Luft, sogenannte Aerosole, selbstverständlich mit ein. Denn sie sind entscheidend für die Wolkenbildung. Aber mit dem Saharastaub haben die Modelle ihre Schwierigkeiten.“
Aerosole schweben immer durch die Atmosphäre. Mineralische Staubkörnchen sind dabei in der Mehrheit. Auf der Nordhalbkugel stammen fast zwei Drittel von ihnen aus der Sahara. Die Partikel sind Wolkenmacher: Wenn Wasserdampf kondensiert, brauchen die Minitröpfchen einen Feststoff, an dem sie sich anlagern können. Ist das Angebot groß, fördert dies die Wolkenbildung, wenn die Luftmassen feucht genug sind. Das ist derzeit der Fall, und deshalb erwarten die Meteorologen nicht nur Staubwolken in der Luft, sondern auch Schleierwolken.
Seenebel als weiteres Phänomen
Über der Ostsee und im Nordosten Deutschlands befinden sich derzeit kühlere Luftmassen. Und ein zweites Phänomen sorgt dafür, dass an der Ostseeküste der Frühsommer ausfällt und einstellige Temperaturen vorherrschen: Der Seenebel; er wird durch die Warmluft aus Nordafrika und Südeuropa begünstigt.
Seenebel bildet sich, wenn das Wasser von Nord- oder Ostsee deutlich kälter ist als die Luft. Dann kühlt es die untere Luftschicht ab. Auflandiger Wind (weht von der See zum Land) transportiert den Nebel in die Küstenregionen. Dort kann er sehr plötzlich auftreten und zum Beispiel Autofahrern unvermittelt die Sicht nehmen.
Dagegen herrscht im Süden und Südwesten Deutschlands fast schon Hochsommer – bis auf 27 Grad können die Temperaturen am Donnerstag zwischen Nieder- und Oberrhein sowie an Mosel und Main klettern. Am Freitag steigt allgemein die Schauerneigung.
Ob in den kommenden Tagen auch im Raum Hamburg Regen fällt, sei ungewiss, so Weise: „Wir befinden uns an der Luftmassengrenze zwischen der kühleren Luft im Nordosten und der Warmluft. Wo diese Grenze verlaufen wird, ist noch nicht ganz klar.“ Sollte es tatsächlich Niederschläge geben, so waschen sie einen Teil des Staubes aus der Luft aus – mit der Folge, dass alles, was dem Regen ausgesetzt ist, mit einem feinen Schmutzfilm überzogen wird. Immerhin sei diese Verschmutzung leicht zu beseitigen, tröstet der DWD.
Aber der eher trübe Himmel kann auch anders: Zu den Dämmerungszeiten sei ein „besonderes Farbenspiel“ möglich, betonen die DWD-Meteorologen: „Der Himmel färbt sich bei Sonnenauf- und -untergängen noch stärker rot bis gelb als üblich.“ Wenn in diesen Tagen schon kein blauer Himmel zu sehen ist, dann vielleicht wenigstens ein leuchtendes Rot am Horizont.