Die Piloten von Lufthansa und Germanwings planen einen Streik von Mittwoch bis Freitag. Allein am Hamburger Flughafen in Fuhlsbüttel könnten bis zu 570 Flüge ausfallen.
Hamburg. Gerade erst am Donnerstag sind am Hamburger Flughafen wegen des Warnstreiks im öffentlichen Dienst mehr als 30 Flüge ausgefallen. Doch in der kommenden Woche könnte es für die Passagiere noch viel schlimmer kommen: Gleich drei Tage in Folge wollen die Piloten der Lufthansa und ihrer Billigtochter Germanwings die Arbeit niederlegen. Von der Nacht auf den Mittwoch bis in die Nacht auf den Sonnabend hat die Flugzeugführergewerkschaft Cockpit ihre Mitglieder zum Streik aufgerufen.
Allein in Hamburg stehen in diesem Zeitraum nach Angaben des Flughafens 282 Ankünfte und 288 Abflüge der beiden betroffenen Fluglinien im regulären Flugplan. Ein Ausstand dürfte den Flugbetrieb der Kranichairline und ihrer auf Kurz- und Mittelstrecken tätigen Tochtergesellschaft jedoch schwer treffen: Nahezu alle der 5400 Piloten gehören der Gewerkschaft an.
Die Flugzeugführer verstärken mit dem Ausstand den Druck im Tarifkonflikt mit Europas größter Fluglinie. Sie kämpfen für mehr Geld und die Beibehaltung einer betriebsinternen Frührente. Mehrere Treffen mit der Lufthansa in den vergangenen Tagen haben zu keinem Ergebnis geführt. „Wir lassen uns von der Lufthansa nicht hinhalten“, sagte Ilona Ritter, die bei der Vereinigung Cockpit (VC) für Tarifpolitik zuständige Vorsitzende.
Trotz mehrerer Treffen in den vergangenen Tagen habe es in dem Tarifkonflikt keine Annäherung mit der Lufthansa gegeben, erklärte die Gewerkschaft. Knackpunkt und Streikanlass seien die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglicht hatten. Bei den Übergangsrenten will die Lufthansa das frühstmögliche individuelle Rentenalter mittelfristig von derzeit 55 auf 60 Jahre hochsetzen. Diese Grenze gelte bereits heute für Piloten der Germanwings und der Lufthansa Cargo. Zudem müssten die ausscheidenden Piloten im Schnitt künftig 61 Jahre alt sein statt bislang durchschnittlich 58 Jahre.
„Das Angebot ist sehr weit von dem entfernt, was wir wollen“, sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg. Wegen der Berechnungsmethode des Durchschnittsalters würde es darauf hinauslaufen, dass ab 2017/18 sämtliche Lufthansa-Piloten bis zum Alter von 65 Jahren fliegen müssten. Die Möglichkeit des vorherigen Ausscheidens sei für die Piloten aber ein sehr hoher Wert, sodass die VC mit einer sehr hohen Streikbeteiligung rechne.
Die Lufthansa will den Streik ihrer Piloten mit einem neuen Gesprächsangebot noch abwenden. Das Unternehmen sei jederzeit bereit, die Gespräche fortzusetzen, erklärte Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens am Freitag. Zudem habe der Konzern neue Angebote vorgelegt, um den Tarifkonflikt mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit zu lösen. Die Offerte sehe unter anderem über die Laufzeit vom 1. Mai 2012 bis 31. Dezember 2015 eine Erhöhung der Vergütung um 5,2 Prozent und eine Einmalzahlung von 2000 Euro vor. Auf die ursprüngliche vorgesehene Koppelung der Gehaltsentwicklung an den Gewinn werde verzichtet.
Sollte es nicht rechtzeitig zu einer Einigung kommen, kann die Fluglinie auch versuchen, den Streik mit einer Klage verbieten zu lassen. Ein Konzernsprecher sagte, dass die rechtliche Prüfung noch laufe. Unabhängig von weiteren Gesprächen bereitet die Lufthansa aber einen Notflugplan für den Fall eines Streiks vor. Er soll am Montagmittag im Internet veröffentlicht werden. Die Gesellschaft fliegt insgesamt täglich rund 1800 Verbindungen. Für innerdeutsche Verbindungen wird bei Streiks regelmäßig die Bahn als Alternative genutzt.
Vor einer Woche hatten sich die Piloten in einer Urabstimmung nahezu geschlossen für einen Ausstand ausgesprochen. Sie votierten mit 99,1 Prozent dafür, nötigenfalls mittels Arbeitskampf, den neuen Tarifvertrag Übergangsversorgung durchzusetzen. Auch zukünftig solle es Piloten, die über Jahrzehnte den hohen Belastungen ihres Berufes ausgesetzt seien, möglich sein, vorzeitig und selbstbestimmt aus dem Berufsleben auszusteigen.
„Unsere Tarifkommission hat der Lufthansa gegenüber erklärt, dass sie bereit ist, eine Deckelung der Kosten für die Übergangsversorgung zu vereinbaren. Dieser konstruktive Vorschlag ist aus Sicht der VC durchaus geeignet, sich zu einigen“, sagte Ilona Ritter. Das Management der Lufthansa habe die Mittel, den Streik noch zu verhindern.
Jede Arbeitsniederlegung werde mindestens 48 Stunden vorher angekündigt, hatte die Gewerkschaft erklärt. Entwarnung für die Passagiere gab es für Ostern – Cockpit schloss an den reisestarken Feiertagen Arbeitsniederlegung aus. In Bremen und Niedersachsen beginnen die Osterferien allerdings schon am Donnerstag.
Zuletzt hatten die Piloten der Lufthansa im Jahr 2010 mit einem eintägigen Streik ihre Macht demonstriert. Im Jahr 2001 hatten sie den deutschen Luftverkehr mit einem dreitägigen Ausstand ins Chaos gestürzt. Bis zu 35 Prozent mehr Geld wollten die Flugzeugführer erstreiten. Der damalige Arbeitskampf kostete den Konzern rund 200 Millionen Euro.