Die Verkehrsunfälle mit Kindern sind in Hamburg seit 2002 um rund ein Drittel zurückgegangen. Die Polizei rät Eltern davon ab, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen.
Hamburg. Kinder sind nicht unbedingt die verlässlichsten Verkehrspartner. Sie handeln spontan und sind leicht zu übersehen. Daher sensibilisieren Polizei, Schulbehörde und Unfallkasse Nord mit der Aktion „Rücksicht auf Kinder kommt an“ seit 13 Jahren Autofahrer im Umgang mit den jüngsten Verkehrsteilnehmern – und haben damit durchaus Erfolg. „Seit dem Start der Kampagne ist die Zahl der Unfälle, an denen Kinder beteiligt waren, deutlich gesunken“, sagt Karsten Witt, Leiter der Verkehrsdirektion.
Quelle: Polizei Hamburg
Wurden 2002 in Hamburg noch 1109 Kinder angefahren, sank die Zahl 2012 auf 808. Im vergangenen Jahr waren nur noch 697 Kinder in Unfälle verwickelt. Nur eines verlor in den letzten sechs Jahren sein Leben. Für Witt besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Aufklärungs- und Präventionsarbeit der Polizei und den gesunkenen Zahlen. „Wir erreichen zahlreiche erwachsene Verkehrsteilnehmer“, sagt er. Allein im Rahmen der jetzigen Kampagne finden rund 400 Einzelmaßnahmen vor Hamburger Grundschulen statt. Das können Infostände und Geschwindigkeitskontrollen mit Laser, Radar oder Lichtschranken sein – oder Aktionen mit Schülern.
Quelle: Polizei Hamburg
Im Fokus der diesjährigen „Rücksicht“-Kampagne steht das richtige Verhalten an Zebrastreifen. Um die ersten Autofahrer auf die Aktion aufmerksam zu machen, marschierten am Montagvormittag vor der Grundschule Traberweg in Farmsen Kinder mit Zebramasken und schwarz-weißen T-Shirts über die Fußgängerüberwege. Begleitet wurden sie von mehreren Polizisten. Mit deren Unterstützung hielten sie auch Autofahrer an. „Wir bitten darum, an Zebrastreifen besonders aufmerksam zu sein“, sagt Viertklässlerin Lotti, die gerade einer jungen Frau einen Flyer in die Hand gedrückt hat. Die Vorderseite ziert ein Zebra, das einen kleinen Jungen über die Straße geleitet. Auf der Rückseite erfahren die Leser, warum sie für Kinder mitdenken und auf Gefahrenmomente vorbereitet sein müssen – und deshalb gehalten sind, besonders aufmerksam und langsam auf Zebrastreifen zuzufahren: Kinder können weder Entfernung noch Geschwindigkeit eines Autos einschätzen und erkennen außerdem schlecht, ob der Pkw steht oder fährt.
Fehlverhalten am Fußgängerüberweg kann mit Bußgeld bis zu 120 Euro und Punkten in Flensburg teuer werden. Vorsicht ist auch deshalb angebracht, weil Kinder hinter falsch geparkten Fahrzeugen oft nicht zu sehen sind. Für diese Gefahr sind oft ausgerechnet Eltern verantwortlich. Viele, die ihre Kinder mit dem Auto bringen, halten auf dem Fußweg oder vor dem Zebrastreifen – möglichst dicht an der Schule. „Das ist eine falsch verstandene Fürsorge, die leider weit verbreitet ist“, sagt Karsten Witt. „Dabei gefährdet dieses Verhalten nicht nur die Sicherheit anderer Kinder, sondern auch die der eigenen.“ Das Bringen von Tür zu Tür verhindere, dass Kinder zu eigenverantwortlichen Verkehrsteilnehmern würden. Sie könnten nur lernen, sich richtig im zu verhalten, wenn sie zumindest einen Teil des Schulweges zu Fuß zurücklegten.
Darauf werden Erst- bis Viertklässler auch im Verkehrsunterricht vorbereitet, den die 72 Verkehrslehrer der Polizei an den rund 400 Hamburger Grundschulen durchführen. Neuerdings gehört dazu auch ein Film, den Schüler der Stadtteilschule Bergedorf über das Verhalten an Bussen gedreht haben (zu sehen im Internet unter www.abendblatt.de). Verkehrserziehung für Eltern und Kita-Kinder bietet die fünftägige Kampagne „Verkehrs-Fuchs“. Weitere Aktionen sind „Gecheckt“ für Fahrradfahrer und die „Schulwegsicherung“ in den ersten vier Wochen des neuen Schuljahrs.