Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Katharina Wolff spricht über ihr neues Frauenbuch, ihre neue Liebe, Alice Schwarzer und ihr persönliches „Dirndl-Gate“.
Harvestehude. Noch so ein Frauenbuch. Über Kinder und Karriere, Zoten und Quoten, Männer vom Mars ... „Ja!“, sagt Katharina Wolff. Sie sitzt als eine der jüngsten Abgeordneten für die CDU in der Bürgerschaft, führt die von ihr gegründete Personalberatung Premium Consultants mit sechs Mitarbeitern, ist Juristin, war Schlagersängerin an der Seite ihres bekannten Vaters Rüdiger – und jetzt schreibt sie auch noch. Über Feminismus von gestern und Chancengleichheit von morgen.
Nun ja, Alice Schwarzer macht das seit Jahrzehnten in Vollzeit. „Und genau das geht mir auf den Geist. Dass immer nur Frau Schwarzer – eine Frau, die viel bewirkt hat, aber mittlerweile älter ist als meine Mutter oder die Mütter meiner Freundinnen – ständig in Talkshows stellvertretend für alle Frauen dieses Landes spricht. Dabei tickt die Generation um die 30 doch ganz anders“, sagt Katharina Wolff.
Was jüngere Frauen bewegt, das will die Harvestehuderin – selbst 30 Jahre alt, kinderlos, ledig, aber „ganz frisch verliebt“ in einen Unternehmer aus Düsseldorf, beschreiben – und zwar in ihrem ersten Buch mit dem Titel „Selbstverständlich Frau“. Es erscheint am Montag im Münchner Herbig Verlag. „Ich schreibe über Frauen wie mich, die Jahrgänge um 1980, die meinen, dass sie in ihrem Leben eine große Wahlfreiheit haben, erkämpft durch viele mutige Frauen. Ich schreibe über Frauen, die zu ihrer Weiblichkeit stehen und diese auch einsetzen.“
Gut zwei Monate lang hat Katharina Wolff mit ihrer Co-Autorin Anke Gebert an dem Werk gearbeitet. Das Ergebnis: 200 Seiten, sieben Kurzinterviews mit Frauen, die mit einem jeweils anderen Lebensentwurf zwischen Firma und Familie glücklich sind, und viele sehr, sehr persönliche Erfahrungen der Neuautorin. Zum Beispiel: „Mein Vater sagte mal zu mir: ‚Katharina, bitte sei nicht immer so stark!‘ Er sorgte sich, dass sich der Mann, den ich erst seit Kurzem kannte, bald von mir abwenden könnte, weil ich nicht genügend Beschützerinstinkt in ihm weckte. Und so kam es auch, die Beziehung hielt nicht lange.“ Offen ist Katharina Wolff („Ich werde mir meinen Kinderwunsch erfüllen. Mit oder ohne Mann.“) schon immer gewesen, gerade auch den Medien gegenüber. Vielleicht liege es daran, dass sie durch ihren prominenten Vater „mit Homestorys aufgewachsen“ sei, sagt sie bei einem Kaffee in ihrem Lieblingsbistro Savory. „Ich arbeite gern und viel inhaltlich. Aber zur Politik gehört mehr, als nur Akten zu fressen. Da muss man auch mal Gesicht und persönliche Haltung zeigen.“ Letzteres tut die gleichstellungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion auch in ihrem Buch. Zum Beispiel zur sogenannten Brüderle-Debatte. Die habe sie 2013 natürlich verfolgt, schreibt Katharina Wolff, aber „total albern“ gefunden.
Wenn Frauen mit Männern am Tresen stünden, sollten die Frauen damit rechnen, dass unter Alkohol auch mal der ein oder andere Spruch eines Mannes in die falsche Richtung gehe. Also ein Freifahrtschein für ein Benehmen, das keines ist? Zoten ignorieren, weil Männer nun mal so sind? Nein, wir Frauen müssten Anmachen einfach knallhart kontern, so wie sie selbst es mal auf dem Oktoberfest getan habe, als ihr ein persönliches „Dirndl-Gate“ drohte: „Irgendwann riss einer einen dreckigen ‚Tittenwitz‘. Plötzlich blickten mir alle Männer aufs Dekolleté. Hätte ich beleidigt wegsehen sollen? Ich fragte: ‚Redet ihr noch mit mir oder schon mit Hanni und Nanni?‘ (...) Danach war Ruhe.“
Doch das Persönliche wird auch politisch in diesem Buch, denn der Frauenquote widmet Wolff auch ein Kapitel. Sie ist vehement dagegen – anders als ihre Partei. „Ich finde, man nimmt Frauen, die es aus eigener Kraft in Spitzenpositionen schaffen, die Chance auf eine Würdigung dieses Erfolgs. Außerdem diskriminiert eine Quote die Männer“, sagt die Unternehmerin, die Ex-Bürgermeister Ole von Beust und Ursula von der Leyen zu ihren Vorbildern zählt. Am 27. März, 19.30 Uhr, stellt Wolff ihr Buch in der Bücherhallen-Zentralbibliothek am Hühnerposten vor. Ihr neuer Freund sagt jedenfalls: „Man(n) kann das Buch sehr gut lesen.“
„Selbstverständlich Frau“ von Katharina Wolff und Anke Gebert, Herbig Verlag, 240 Seiten, 14,99 Euro