Die chilenische Reederei CSAV will mit der Hamburger Containerreederei zusammenwachsen. Aktionäre stimmen mit deutlicher Mehrheit dafür. Durch die Fusion entstünde die viertgrößte Containerreederei der Welt mit mehr als 200 Schiffen.
Valparaíso/Hamburg. In der chilenischen Hafenstadt Valparaíso, fast 12.400 Kilometer von Hamburg entfernt, ist eine wichtige Entscheidung gefallen. Wichtig für die Containerreederei Hapag-Lloyd und die gesamte deutsche Schifffahrt. Die Aktionäre der chilenischen Reederei CSAV haben bei einer außerordentlichen Hauptversammlung mit großer Mehrheit grünes Licht für die Fusion zwischen CSAV und Hapag-Lloyd gegeben. Damit ist eine weitere Hürde auf diesem Weg genommen.
Seit Monaten arbeiten die beiden Unternehmen daran, die viertgrößte Reederei hinter den Branchenriesen Maersk, MSC und CMA CGM zu bilden. Zu Ostern könnte Klarheit herrschen, ob sich der ehrgeizige Plan umsetzen lässt. „Wenn es nicht während meiner Amtszeit gelingt, dann wird es nichts“, meint Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt, der im Sommer die Führung der Reederei an seinen Nachfolger übergibt.
Die Branche leidet seit sieben Jahren unter Überkapazitäten, einem mörderischen Konkurrenzkampf, niedrigen Frachtraten und Verlusten. Deshalb steht die Schifffahrt unter Konsolidierungsdruck; die Branche erwartet mehr Fusionen und Übernahmen. Noch gibt es viele kleine und mittlere Reedereien. CSAV erreicht allein im Containerbereich mit mehr als 50 Schiffen einen Umsatz von rund drei Milliarden Dollar. Das reicht für die Marktführerschaft in Südamerika, aber weltweit unter den Reedereien nur für Platz 20.
Hapag-Lloyd ist ungefähr dreimal so groß und auf Platz fünf. Der Plan sieht vor, dass CSAV seine Containerschiffe in das neue gemeinsame Unternehmen einbringt und im Gegenzug rund 30 Prozent der Hapag-Lloyd-Aktien erhält. Anschließend folgt eine Kapitalerhöhung bei Hapag-Lloyd, die von den Chilenen überproportional bedient wird, so dass der Anteil auf 34 Prozent steigt. Diese Anteile werden mit den Aktienpaketen der Stadt Hamburg und des Transportunternehmers Klaus-Michael Kühne vertraglich verknüpft, so dass eine stabile Mehrheit von 75,5 Prozent entsteht. „Es ist praktisch eine Übernahme durch Hapag-Lloyd gegen Abgabe von Anteilen an die Chilenen“, sagt Kühne.
Diese Sichtweise wird in Chile nicht unbedingt geteilt. Hinter CSAV steht maßgeblich die Holding Quinenco der chilenischen Familie Luksic. Die Familie ist in der Lebensmittelindustrie ebenso engagiert wie in der Finanzbranche; sie unterhält gemeinsame Aktivitäten mit Weltkonzernen wie Heineken, Nestlé, PepsiCo oder der Citibank. Von dem Engagement bei Hapag-Lloyd erwartet sich Quinenco vor allem eine gute Rendite in dem schwierigen Markt und dürfte als aktiver Großaktionär auch Einfluss auf das Management nehmen. Nach spätestens zwei Jahren sollen jährliche Kosten von 300 Millionen Dollar eingespart sein. In einem zweiten Schritt soll Hapag-Lloyd nach mehreren Fehlversuchen endlich an die Börse gehen.
In Valparaíso haben die Aktionäre grundsätzlich die Fusion des Containerbereichs mit Hapag-Lloyd gebilligt. Sie wird jedoch nur wirksam, wenn nicht mehr als fünf Prozent der CSAV-Aktionäre sich ihre Aktien vom Unternehmen zu einem guten Kurs ausbezahlen lassen, statt ihr Kapital selbst in die Fusion einzubringen. Dafür gilt eine Frist von 30 Tagen. Endgültige Klarheit über den Kurs von CSAV gibt es also noch nicht; es bleibt eine Unsicherheit.
Nach Ablauf der Frist würde eine weitere Hauptversammlung über die nächste Kapitalerhöhung um 400 Millionen Dollar abstimmen, die dann weitgehend an Hapag-Lloyd weiterfließen würden. Mit mehr Kapital könnte der Hamburger Konzern in neue Schiffe investieren. Die fusionierte Gesellschaft hätte einen Umsatz von rund 12 Milliarden Dollar und mehr als 200 Schiffe. Damit könnte Hapag-Lloyd bei der Konsolidierung der Branche auch weiterhin eine starke Rolle spielen und der Standort der Konzernzentrale in der Hansestadt bliebe gesichert.