Der Elbe-Fernradweg in Hamburg soll verbessert werden. Parkplätze fallen weg. Zu den „übelsten Bereichen“ zählt der ADFC den Bereich zwischen Fischmarkt und Holzhafen.
Hamburg. Gut 1200 Kilometer lang ist der Elberadweg, er gilt als einer der meistbefahrenen Routen von Fahrradtouristen in Europa und wurde vor wenigen Tagen erst zu dem beliebtesten Fernradweg Deutschlands gewählt. Ausgerechnet in Hamburg aber gibt es nach Einschätzung des Allgemeinen Fahrrad-Clubs ADFC die Abschnitte, die für Radler am schlechtesten oder auch gar nicht zu befahren sind. Doch das soll sich in diesem Jahr ändern. In den Bezirken Mitte und Altona sollen die umstrittenen Abschnitte umgebaut oder wie am Großmarkt noch in diesem Jahr freigegeben werden.
Zu den „übelsten Bereichen“ zählt der Hamburger ADFC-Sprecher Dirk Lau den Bereich zwischen Fischmarkt und Holzhafen. Grobes Pflaster, fehlende Wege und geparkte Autos machen dort das Fortkommen für Radler tatsächlich fast unmöglich, bei Regen ist das Radfahren extrem gefährlich, sagt Lau. Für 1,1 Millionen Euro wird der Abschnitt nach Informationen des Bezirksamts Altona nun in den kommenden Wochen umgebaut. An beiden Seiten entstehen eigene Radwege, Straßenlampen werden versetzt und rund 30 Parkplätze dafür aufgegeben.
„Wir bekommen dort eine klare und deutliche Radwegführung“, versichert der verkehrspolitische Sprecher der Altonaer SPD-Bezirksfraktion, Henrik Strate, und reagiert damit auf Kritik des ADFC, der eine Vermengung von Fußgänger- und Radverkehr befürchtet. Wegen der großzügigen Nebenflächen sei der Platz für klar gekennzeichnete Radwege aber vorhanden, sagt Strate. Baubeginn soll nach Ende der Sturmflutsaison Mitte April sein.
Im weiteren Verlauf der Strecke Richtung Blankenese sollen zudem auf dem dortigen Asphalt Fahrradschutzstreifen angelegt werden. Noch ungeklärt ist allerdings der Fernradweg auf dem gut einen Kilometer langen Stück entlang der Kapitänshäuschen in Neumühlen. Auf dieser „Schiebestrecke“ ist das Radfahren auf dem Fernradweg sogar verboten, weil der pittoreske Weg auch stark von Spaziergängern genutzt wird. „Absurd“, wie Lau sagt. „Man stelle sich sich eine beliebte Autoroute vor, wo Autofahrer gezwungen werden, ihr Fahrzeug zu schieben, mit dem Hinweis, so doch besser die schöne Landschaft oder Aussicht genießen zu können.“
Tatsächlich hatte die Bezirkspolitik mehrfach schon den Versuch unternommen, dort einen neuen Radweg zu bauen. Zuletzt war die Umsetzung eines Weges am Strand aber am starken Widerstand vor Ort gescheitert, unter anderem weil der Weg zu dicht an der Strandbar Strandperle verlaufen wäre. Jetzt habe das Bezirksamt den politischen Auftrag, neue Planungen vorzulegen, sagt Strate. So gibt es nach Abendblatt-Informationen beispielsweise die Idee, vor der Strandperle eine treppenartige Konstruktion zu bauen, um einen Radweg dicht ans Wasser zu bekommen. Finanzierung und konkrete Umsetzung sind aber noch völlig ungeklärt. Der ADFC schlägt indes als „schnelle Lösung“ vor, die Schiebstrecke werktags für Radfahrer freizugeben und nur an Sonn- und Feiertagen für den Radverkehr zu sperren.
Ein weiterer wenig attraktiver Hamburger Abschnitt des beliebten Fernradwegs führt entlang der viel befahrenen Amsinckstraße. Auch hier soll es in diesem Jahr laut Bezirksamt Mitte eine deutliche Verbesserung mit einer neuen Alternativstrecke geben. Für immerhin 3,3 Millionen Euro wurde dort eine neue und breite Radstrecke gebaut, die künftig am Wasser von den Deichtorhallen, am Großmarkt vorbei zu den Elbbrücken führen wird. Damit entsteht eine direkte Verbindung von der Innenstadt zu den beliebten Fahrradrouten in den Vier- und Marschlanden. Die Eröffnung soll noch vor den Sommerferien erfolgen.
Trotz dieser geplanten Verbesserungen entlang des Elberadweges sieht der Fahrrad-Club ADFC die Stadt aber lange noch nicht als großes Vorbild in Sachen Radfahrpolitik. „Punktuelle Maßnahmen“, mit denen katastrophale Bedingungen wie auf den Teilstücken Elberadweg verbessert werden sollen, würden nur wenig an dieser Einschätzung ändern. Lau: „Es fehlt einfach der große Plan.“