Der 38-jährige Hamburger wurde am Dienstagabend in der Frankfurter Festhalle für seine langjährige Arbeit mit Schlagersänger Heino, den Show-Stars Siegfried und Roy sowie Moderator Marc Bator geehrt.

Er hat das viel diskutierte Cover-Album „Mit freundlichen Grüßen“ von Heino groß rausgebracht, Marc Bator auf seinem Weg von der „Tagesschau“ ins Privatfernsehen begleitet und das erste Interview mit Siegfried und Roy nach dem schweren Tiger-Unfall vor mehr als zehn Jahren für RTL und Vox arrangiert. Während die Prominenten sich vom Publikum feiern lassen oder in den Schlagzeilen landen, bleibt Jan Mewes nahezu unsichtbar. Der 38-Jährige ist der Kreative, der die Strippen im Hintergrund zieht und eher unspektakulär für Spektakel sorgt.

Am Dienstagabend ist er dafür in der Frankfurter Festhalle mit dem Live Entertainment Award (LEA) als bester Künstlermanager 2013 ausgezeichnet worden. „Es ist eine schöne Würdigung meiner Arbeit. Normalerweise bin ich der Mann der zweiten Reihe, rote Teppiche meide ich. Daher ist die Situation für mich ungewohnt. Was LEA-Veranstalter Jens Michow für die Entertainmentbranche seit mehr als 30Jahren leistet, ist bewundernswert. Durch ihn hat unser Geschäft an Ernsthaftigkeit und Bedeutung gewonnen. Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das mir mit dem Preis entgegengebracht wird.“

Seit 2006 zeichnet die LEA-Jury herausragende Leistungen der Veranstaltungsbranche im deutschsprachigen Raum aus. Gewürdigt werden erfolgreiche Promoter, Künstlermanager, Konzertagenten sowie Hallen- und Clubbetreiber. Menschen also, die – gewollt oder ungewollt – hinter den Kulissen bleiben, aber am Erfolg von Liveauftritten maßgeblichen Anteil haben. Auf der Internetseite der Agentur Künstler & Show Konzept sieht man Inhaber Jan Mewes mit „Dallas“-Fiesling Larry Hagmann, Magier David Copperfield, Tenor Placido Domingo und Sängerin Mireille Mathieu. Neidisch auf den Erfolg der Stars war er nie: „Peter Alexander sagte einmal, er habe seinen Traumberuf gefunden. So ist es auch bei mir: Ich liebe meinen Job, bin in der ganzen Welt unterwegs, wohne in den schönsten Hotels, esse in den besten Restaurants und werde dafür bezahlt. Natürlich arbeite ich dafür auch hart“, fügt er schnell hinzu.

Mit 15 schwärmte Jan Mewes für Marianne & Michael

Es zeigte sich schon ziemlich früh, dass Jan Mewes einmal sein Geld mit einer Künstlervermittlung verdienen würde. „Da meine Mutter berufstätig war, bin ich größtenteils bei meiner Oma im Alten Land aufgewachsen“, erzählt der 38-Jährige. „Ich bin sozusagen mit ‚Dalli Dalli‘, ‚Blauer Bock‘ und ‚Musikantenstadl‘ groß geworden. Während meine Freunde Rick Astley und Kylie Minogue toll fanden, schwärmte ich für Marianne & Michael.“ Übrigens so sehr, dass er mit 15 Jahren deren Fanclub beitrat und bei einem Treffen den Manager kennenlernte. „Ich fing an, für sein Büro Künstler zu vermitteln für Feste und Bälle – das war mein erster Job.“ Eine Lehre zum Versicherungskaufmann konnte seinen Drang, ins Showgeschäft zu gehen, nicht bremsen. Im Gegenteil: „Ich war immer schon ein guter Verkäufer. Statt Policen vermittelte ich nach Feierabend nur eben Sänger und Artisten.“ So wurde aus seinem Jugendzimmer im Elternhaus eine Künstleragentur – „das Fax teilte ich mir mit meiner Mutter, die zu Hause ein Versicherungsbüro betrieb“, sagt Mewes.

1996 kam Heino. Im Auftrag des NDR engagierte er ihn für die Dithmarscher Kohltage. Seitdem sind die beiden Geschäftspartner und Freunde. Mehr noch: „Heino und Hannelore sind wie Familie für mich.“ Und Heino ist auch das Flaggschiff der Künstleragentur. „Wir haben keinen Vertrag, es gilt: ein Mann, ein Wort. Über Honorare haben wir nie diskutiert“, sagt Mewes. Generell ist der Hamburger in der Volksmusikszene stark vertreten, unter anderem managte er schon Hansi Hinterseer, die Kastelruther Spatzen und die Wildecker Herzbuben. Aber auch viele bekannte TV-Moderatoren tauchen in seiner Referenzliste auf, darunter Anke Engelke, Dieter Thomas Heck, Götz Alsmann und Sandra Maischberger. Für die US-Stars Siegfried und Roy ist er der Deutschland-Repräsentant.

Musik hört der Manager nur beim Joggen oder im Auto

„Wir vermitteln nur Profis“, sagt Jan Mewes. Und es spielt keine Rolle, ob ein Schlagerstar wie Engelbert Humperdinck für eine große Gala oder ein Bauchredner für eine Familienfeier gewünscht werden. Denn Mewes weiß auch: „Jeder Künstler ist käuflich. Schließlich machen wir Unterhaltung, so ist das Showgeschäft.“ Dazu gehören auch Neider und Schlechtredner. Höhen und Tiefen, die gab es natürlich auch in Mewes Karriere. Etwa, als Heinos Tournee 2007 wegen Krankheit abgesagt werden musste, für die bei Lidl Tickets verkauft worden waren. Oder „Mit freundlichen Grüßen“ (Untertitel: „Das verbotene Album“), auf dem Heino bekannte Pop- und Rocksongs coverte und davon nicht nur 300.000 Exemplare verkaufte, sondern auch viel Kritik erntete. „Aber damit kann ich gut leben.“ Richtig betroffen machte Mewes der Tod von Sänger Fred Bertelmann, ein Idol seiner Jugend. Auch an die Volksmusikantin Maria Hellwig, die er für ein Neujahrsschwimmen auf Sylt vermittelte, erinnert sich Mewes gern.

Hört er immer noch Schlager? „Nein, mein Musikgeschmack hat sich stark verändert. Mein iPod ist wohl der ungewöhnlichste der Welt: Da finden sich neben Rod Stewart ebenso AC/DC, nach den Flippers kommt Scooter. Zu Hause höre ich allerdings nie Musik, nur beim Joggen oder im Auto. Da lasse ich mich gern berieseln.“