Wie Hamburg auf die neue Bevölkerungsstruktur eingestellt werden soll
Hamburg. Die Stadt will mit einem eigenen Konzept auf das Phänomen einer alternden Gesellschaft reagieren. Mit dem Demografiekonzept „Hamburg 2030: Mehr. Älter. Vielfältiger.“ solle eine Diskussion in der Stadt darüber eröffnet werden, wie die Weichen für die Zukunft richtig gestellt werden sollen, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). „Die Vielfalt der kulturellen Hintergründe und Lebenslagen in Hamburg wird in den kommenden Jahren noch größer“, sagte Scholz. „Deshalb brauchen wir eine Strategie zum Umgang mit den Chancen und Herausforderungen demografischer Veränderungen.“
Alle Behörden sollen an der Diskussion beteiligt werden. Hamburg habe durch seine Anziehungskraft einen langsameren Alterungsprozess als der Bundesdurchschnitt. Zwar werde der Anteil der Über-60-Jährigen auch in der Hansestadt zunehmen. Durch den Zuzug jüngerer Erwachsener werde dieser Effekt aber langsamer vonstatten gehen. Während die Bevölkerung insgesamt abnehme und älter werde, wachse sie in Hamburg „und bleibt vergleichsweise jung“, sagt Scholz.
Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD): „So alt wie Deutschland heute schon ist, werden wir erst im Jahr 2030 sein.“ Themen des 61 Seiten umfassenden Papiers sind unter anderem Wohnungsbau, Verkehr, Fachkräftemangel, Integration und Barrierefreiheit. Die Zahl der Erwerbspersonen werde laut Prüfer-Storcks nicht abnehmen. Mit dem gleichzeitigen Älterwerden steige auch der Bedarf an gesundheitlichen und pflegerischen Dienstleitungen. Die Senatorin wolle Hamburg zur Gesundheitsmetropole ausbauen.
Im Jahr 2030 soll jeder Fünfte in der Gesundheitsbranche arbeiten
Schon heute würden 130.000 Menschen in der Gesundheitsbranche arbeiten. Das sei ein Anteil von zwölf Prozent. Bis 2030 soll dieser Anteil der Gesamtbeschäftigten auf 20 Prozent ansteigen. „Die Demografie selbst kann daher der größte Jobmotor der kommenden Jahrzehnte werden“, sagte die Gesundheitssenatorin. Da ältere Menschen oft vielschichtige und chronische Erkrankungen hätten, seien fachübergreifende Behandlungsstrategien erforderlich. „Wir brauchen mehr medizinische Versorgungszentren sowie Netzwerke zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern, in denen altersgerechte Medizin praktiziert wird.“
Die Grünen monieren, dass das Konzept aus ihrer Sicht lediglich altbekannte Fakten zusammenstelle. „Wo es um Maßnahmen geht, bleibt es völlig unkonkret. Wichtige Problemfelder wie Klimawandel oder Altersarmut bleiben unbearbeitet“, sagt die grüne Sozialpolitikerin Katharina Fegebank.
Das Demografie-Konzept sei ein Konzept ohne Visionen. „Im reichen Hamburg wächst die Anzahl der Alten, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, rasant. Der Senat vertraut darauf, dass Hamburg bis 2030 noch mit Zuwanderung rechnen kann.“ Mit Blick auf den demografischen Wandel müsse heute gehandelt werden, damit Hamburg für alle lebenswert bleibe.
Bürgermeister Scholz betonte, dass das Demografiekonzept nicht als „einmaliges Papier gedacht“ sei. Vielmehr solle es fortlaufend weiterentwickelt“ werden. Er gab zu, dass die Daten aus dem Zensus 2011 noch nicht eingearbeitet seien – das Statistische Bundesamt wies für Hamburg unerwartet 81.000 Bürgern weniger aus. Auf den langfristigen Trend der Demografie habe dieser Wert aber keine Auswirkungen.