Hamburger Makler und Grundeigentümer sprechen vom Ende des Booms. Gerade im Luxussegment bröckelten die Preise. Große Wohnungen in teuren Lagen werden monatelang inseriert.
Hamburg. Das Ende des Immobilienbooms ist erreicht. Der Grundeigentümerverband Hamburg und der Immobilienverband Deutschland (IVD) erklärten dem Hamburger Abendblatt übereinstimmend: Der Zenit ist überschritten. Immer mehr große Wohnungen in teuren Lagen werden monatelang inseriert.
„Wir befinden uns noch auf einer leicht abschüssigen Geraden“, sagte Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümerverbands. Der Hamburger IVD-Vorsitzende Axel Kloth sagte für die nächsten Jahre sinkende Mieten bei Neuvermietungen und fallende Preise beim Wohneigentum voraus.
Thomas Steffens, Geschäftsführer der Immobilienmarkt Hanse GmbH, einer Tochter der Hamburger Volksbank: „Bei Zinshäusern steigen die Preise noch, aber in allen anderen Segmenten haben wir stagnierende oder sinkende Preise.“ Bei den Mieten sieht er Stagnation bzw. leichte Anstiege in B-Lagen und sinkende Kurse in A- und C-Lagen.
„In Hamburg sind etwa 10.000 Wohnungen in Bau“, sagte Kloth. „Jetzt werden viele Neubauten fertig, und der Markt funktioniert.“ In den letzten Jahren sei fast alles zu fast jedem Preis vermietbar gewesen. 50 bis 60 Interessenten für eine Wohnung waren durchaus die Regel. „Das hat sich gedreht“, sagte Kloth. „Wir haben zum Teil Leerstände über mehrere Wochen oder sogar Monate, die Bewerber werden weniger, und sie werden kritischer.“ Gerade im Luxussegment bröckelten die Preise. „Ab 15 Euro pro Quadratmeter wird die Luft sehr dünn.“
Sowohl Kloth als auch Stüven und Steffens nahmen 60/70-Quadratmeter-Wohnungen in citynahen Lagen von der Prognose aus. Dieser Markt werde eng bleiben. Aber in allen anderen Segmenten lasse die Nachfrage nach. Als zweiten Grund für die Normalisierung des Marktes sieht Kloth, dass die Rede von der Wohnungsnot als Legende erkannt worden sei. „Die Hysterie ist verflogen.“
Stüven warnte die Politik davor, jetzt den Mietwohnungsbau erneut zum Erliegen zu bringen. „Gesucht werden Wohnungen mit 8 bis 10 Euro Quadratmetermiete. Aber selbst Genossenschaften können das heute im Neubau nicht mehr bieten.“
Das Bauen sei in den letzten zehn Jahren um 75 Prozent teurer geworden. Daran habe der Gesetzgeber mit verschärften Vorschriften einen erheblichen Anteil. „Die Kostenmiete beim Neubau liege mittlerweile bei 14 Euro pro Quadratmeter. Bei derart hohen Preisen im Mietwohnungsbau droht ein Bauen in den Leerstand hinein“, sagte Stüven. Die Politik biete keine Lösungen an. Die angestrebte Mietpreisbremse, die die erlaubten Mieterhöhungen bei Neuvermietungen von 20 auf zehn Prozent senke, verschrecke lediglich Investoren und lenke die Kapitalströme in andere Richtungen. Heinrich Stüven sprach von „vernunftfreiem Aktionismus“ der Politik.
Die geplante Mietpreisbremse sieht in Ausnahmen zwar eine marktgerechte Miete bei Erstbezug vor, aber sie verpflichtet die Vermieter dann darauf, die Miete so lange einzufrieren, bis der Mittelwert des Mietenspiegels das gleiche Niveau erreicht hat. Laut IVD-Vorsitzende Kloth führt das dazu, dass die Miete fünf, zehn oder sogar mehr Jahre fix bleiben könne.
„Dann aber ist der Mietwohnungsbau für Pensionskassen und Versicherer, die Hauptakteure im Mietwohnungsbau, nicht mehr interessant. Diese Investoren wollen eine inflationssichere Anlage. Und die haben sie dann nicht mehr.“ Die Wohnungsbaugenossenschaften würden spätestens dann Probleme bekommen, wenn die Kreditzinsen teurer werden.