Wer in Hamburg eine Erlaubnis für einen Drohnenflug haben will, muss meist bei der Behörde „vorfliegen“ und sein Können unter Beweis stellen. Der Hamburger Kameramann Gernaert trainiert deshalb regelmäßig.

Hamburg. Bekannt aus dem Afghanistan-Krieg haben Drohnen in den vergangenen Jahren auch in Deutschland Karriere gemacht. So fotografieren Immobilienmakler mit den unbemannten Fluggeräten ihre Objekte aus ungewohnter Perspektive und die Energiebranche nutzt Drohnen zur Überprüfung ihrer Stromleitungen. Manuel Gernaert bietet als professioneller Kameramann nebenbei gemeinsam mit seinem Kollegen Henk Jäger Produktionsfirmen den Einsatz von Drohnen für Filmaufnahmen an. Für „Wetten, dass..?“ haben sie schon Aufnahmen gemacht und für eine Dokumentation, die auf 3sat lief. Bevor Gernaert so weit war, hat er einige Stunden privat im Hamburger Stadtpark trainiert.

Mittlerweile steht er bei der Luftfahrtbehörde auf der Liste „zuverlässiger Steuerer“, eine Voraussetzung für die Erlaubnis, die Drohne gewerblich zu nutzen. „Schwierig war das nicht“, erklärt Gernaert. Beim Kauf der Drohne hat er eine kurze Schulung vom Hersteller bekommen: starten, landen, vor, zurück, hoch, runter. Das war's. Die Behörde hat sich darauf verlassen und wollte ansonsten nicht viel mehr sehen als eine Haftpflichtversicherung. Das sei nicht üblich, so Harry Denz von der Hamburger Verkehrsbehörde. Die meisten Antragsteller müssten tatsächlich bei ihm „vorfliegen“.

Außerdem muss in Hamburg für jeden Flug ein extra Antrag gestellt werden. In der Erlaubnis ist formuliert, an welche gesetzlichen Regeln sich der Pilot halten muss. Ob er gute Augen hat, die Drohne auch in kritischen Situationen zu steuern weiß oder sich im Luftverkehrs- und im Datenschutzrecht auskennt, überprüft niemand. Gernaert hält das für bedenklich. Er trainiert auch heute noch regelmäßig mit seinem Kollegen. Gerne fahren sie dafür raus aus der Stadt auf die andere Seite der Elbe an den Deich, um ungestört zu sein.

Bevor Gernaert die Drohne startet, wartet er ab, bis auch der letzte Spaziergänger mit seinen Hunden vom Deich runter ist. Sicher ist sicher. Ganz so einfach ist so ein Drohnenflug nämlich nicht. Kurven fliegen will geübt sein. Und wenn die Technik mal nicht mitspielt, muss man wissen, was zu tun ist, und möglichst schnell reagieren, um einen Unfall zu vermeiden.

Die Fünf-Kilo-Drohne von Gernaert schafft es auf 60 Kilometer pro Stunde. Wenn sie gegen eine Hauswand fliegt, zerlegt sie sich nicht nur selbst, sondern hinterlässt auch die Wand beschädigt. Wenn es dumm läuft, säbeln die Rotoren Finger ab. „Einen schlimmen Unfall hatten wir zum Glück noch nicht“, sagt der Kameramann. Einmal ist bei einem Flug in einem Innenhof das GPS-Signal durcheinandergeraten. Die Drohne raste auf eine Wand zu, Gernaert konnte sie aber rechtzeitig vor dem Zusammenstoß abbremsen, so dass nur ein Rotor kaputt ging.

Geflogen werden darf nur auf Sicht. Bei einer Reichweite von zwei Kilometern ist die Drohne von Gernaert und Jäger aber schnell trotz ihres neon-orangefarbenen Kopfs nur noch als winziger Punkt in der Ferne zu erkennen. In welche Richtung sie fliegt, kann das menschliche Auge dann nicht mehr ausmachen. Wenn noch die Zeit drängt, weil der Akku langsam aufgibt, wird es brenzlig. Lange halten die Batterien der Drohnen noch nicht durch. Gernaert und Jäger haben immer einen Koffer Akkus dabei, nach spätestens sechs Minuten muss ausgewechselt werden.

Angst vor einer heimlichen Überwachung hätten bisher die wenigsten, meistens überwiege noch die Begeisterung, so Gernaerts Erfahrung. Die Datenschutzbeauftragten von Hamburg und Schleswig-Holstein bestätigen das. Sie hatten bisher erst einen Problemfall auf dem Tisch. Dabei ging es um ein Unternehmen, das bei Aufnahmen für einen Imagefilm Hausfassaden entlangflog und dabei auch in Wohnungen hineinfilmte. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar würde die Erlaubnis der Verkehrsbehörde deshalb gerne um eine datenschutzrechtliche Komponente ergänzen.