400 Gäste beim Matthiae-Mahl im Rathaus. Auch für viele Hamburger war es eine Premiere

Altstadt. Er landete erst am Freitagabend in Fuhlsbüttel und wurde direkt vom Rollfeld des Flughafens zum ältesten noch begangenen Festessen der Welt im Rathaus chauffiert: Der Ehrengast des Matthiae-Mahls Frank-Walter Steinmeier (SPD) kam um 20.15 Uhr direkt aus Kiew, wo der Außenminister bis zum Nachmittag mit der ukrainischen Regierung verhandelt hatte. Er sagte bei seiner Ankunft im Hamburger Rathaus: „Wir wollen uns nicht zu früh freuen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine Basis für eine politische Lösung geschaffen haben.“ Neben ihm war Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt als Ehrengast geladen.

Mit Herzklopfen kam Leonore Matouschek, 61, ins Rathaus. Für die Schöffin am Amtsgericht Hamburg und Vorsitzende des Bundes Ehrenamtlicher Richterinnen und Richter, Landesverband Nord, war es eine Premiere: „Die Erwartungen an das Matthiae-Mahl veränderten sich stündlich, seitdem die Einladung ins Haus geflattert war. Als normale Bürgerin habe ich die Veranstaltung bisher eher mit kritischen Augen betrachtet und mich gefragt, warum so viele Leute im Rathaus zusammen essen müssen, was das alles kostet.“ Die Einladung zum Matthiae-Mahl sei als Ehrung für ihre langjährige Tätigkeit als Schöffin ausgesprochen worden. Ihr Mann Frank-Heiner gefalle ihr in seinem Smoking „richtig toll“. Beim Essen an der Tafel saßen sie sich am Freitagabend gegenüber, so wie es beim Matthiae-Mahl für Partner üblich ist.

Eine zweite Chance bekam Gerrit Braun, 46, Geschäftsführer des Miniatur Wunderlands: „Eigentlich sollte ich schon im vergangenen Jahr beim Matthiae-Mahl dabei sein, aber die Einladung kam zu kurzfristig, sodass ich damals absagen musste.“ Jetzt begleitete ihn seine Frau Michaela. „Sie ist im fünften Monat schwanger und leidet sehr unter Übelkeit, das macht mir etwas Sorge.“ Neben den vielen Gästen freue er sich aber am meisten auf seinen Zwillingsbruder Frederik. „In der Firma laufen wir uns zwar ständig über den Weg, aber auf solchen Anlässen ist endlich mal Raum, um ausgiebig miteinander zu sprechen.“

Als eine große Ehre empfindet auch Nancy Lynn Corbett die Einladung. Seit Herbst vergangenen Jahres ist die 56-Jährige US-Generalkonsulin. „Für mich ist das Matthiae-Mahl eines der schönsten Ereignisse meiner bisherigen Amtszeit.“ Sie freue sich vor allem auf gute Gespräche mit den anderen Gästen und darauf, bei der Gelegenheit neue Menschen kennenzulernen.

Dass hinter dem offiziellen Termin in der Personalabteilung eine Einladung zum Matthiae-Mahl steckt, darauf wäre Vanessa Catalan Sanchez nie gekommen. „Zusammen mit meinem Kollegen Florian Käckenmester ging ich hin, und als wir hörten, dass wir als Nachwuchskräfte der Hamburger Verwaltung ausgewählt wurden, war ich total geplättet. Richtig realisiert habe ich es erst, als ich zu Hause war.“

Die 33-Jährige arbeitet im Hamburg Welcome Center und ist dort für alle Neubürger der Stadt erste Ansprechpartnerin. Kulturelle Unterschiede, etwa bei der Begrüßung von Gästen, sind ihr durch die tägliche Arbeit also gut bekannt. Vanessa Catalan Sanchez: „Der Festsaal des Rathauses mit den langen gedeckten Tischen ist an sich schon beeindruckend.“ Ganz neu ist ihr der Rahmen nicht: Im vergangenen Jahr durfte sie im Rathaus die Festrede zur 20. Einbürgerungsfeier halten – „da war ich noch aufgeregter als jetzt!“

Gespannt war auch Florian Käckenmester. „Es war das erste Mal, dass ich zu so einem offiziellen Abend eingeladen worden bin, und auch mein erster Smoking.“

Den hatte der 27-Jährige ganz traditionell bei Policke in St. Georg gekauft – und sich auch gleich ein bisschen in Sachen Etikette beraten lassen, was ihm am Freitagabend zu einem sicheren Auftritt verhalf. „Nie die Jacke ausziehen, den obersten Knopf beim Stehen schließen und im Sitzen öffnen, die Schuhe vorher ordentlich putzen und die Haare schneiden lassen – das waren die Tipps des Verkäufers.“

Auch er durfte bereits bei seiner Vereidigung eine Rede im Festsaal des Rathauses halten. Dass er beim Matthiae-Mahl „nur“ Gast ist, findet Florian Käckenmester beruhigend: „Ich freue mich über die interessanten Gäste und dass die Stimmung nicht so steif ist.“

Der französische Generalkonsul Serge Lavroff, 59, war ebenfalls zum ersten Mal dabei. „Die Freie und Hansestadt Hamburg zeichnet sich durch ihre Traditionen, ihre Gastfreundschaft und ihre Offenheit aus. Deshalb haben meine Frau Caroline und ich bereits viel über das historische Ehrenmahl am Matthias-Tag gehört. Wir freuen uns und fühlen uns geehrt, dass wir daran teilnehmen dürfen. Wir kommen zum Matthiae-Mahl mit dem sicheren Gefühl, dass wir von diesem Abend den starken Eindruck mitnehmen werden, ein Ereignis in der Geschichte dieser Festveranstaltungen erlebt zu haben, das wir mit unseren Freunden der Stadt und dem Konsularkorps teilen.“

Serge Lavroff erwartete Reden zu hören, die sicherlich zu den beeindruckenden Reden des Jahres gehören – wobei er auch an die Worte von Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault denken wird, der 2013 Ehrengast gewesen ist. „Das Matthiae-Mahl ist für uns, die wir in Hamburg leben und die Stadt schätzen, der wichtigste Moment des Jahres. Eine Möglichkeit, diejenigen zu treffen, die zum Glanz und zum guten Ruf der Stadt beitragen. Und der Moment, für Caroline und mich, der Stadt Hamburg und allen ihren Einwohnern Glück, Erfolg und Wohlstand zu wünschen.“