1500 Lehrerstellen zusätzlich. Senator sieht den Schulfrieden mehr als erfüllt
Hamburg . Der Senat kann bei einem seiner wichtigsten schulpolitischen Ziele Erfolg melden: „So kleine Schulklassen wie heute hatte Hamburg noch nie“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) bei der Vorstellung der Schulstatistik für das laufende Schuljahr. Damit zeigt die schrittweise Verkleinerung der Klassen, die CDU, Grüne und SPD im Schulfrieden 2010 vereinbart hatten, nun Wirkung – mehr Wirkung sogar als erhofft. Denn die damals festgelegten Obergrenzen für die Klassen werden an allen Schulformen im Durchschnitt deutlich unterschritten.
So sitzen an den Grundschulen in sozial belasteten Stadtteilen durchschnittlich 17,6 Schüler in einer Klasse, vereinbart worden war eine Obergrenze von 19. In den übrigen Vierteln besuchen durchschnittlich 21,7 Kinder eine Klasse (Obergrenze 23). Deutlich kleiner geworden sind auch die Klassen an Gymnasien mit durchschnittlich 26,1 Schülern (Obergrenze 28), ebenso wie an den Stadtteilschulen, wo durchschnittlich 21,9 Jungen und Mädchen der Jahrgänge fünf und sechs in einer Klasse sitzen (Obergrenze 23) und 23,9 in der Mittelstufe. „Damit hat die SPD ihr Versprechen im Rahmen des Schulfriedens eingelöst“, sagte Rabe. Kleinere Klassen ermöglichten es den Lehrern, individuell auf jeden Schüler einzugehen und so den Lernerfolg zu verbessern.
Auf Rekordniveau sieht der Senator auch die Versorgung der Schulen mit Lehrern. So gibt es im laufenden Schuljahr statistisch betrachtet 8,5 Lehrer pro 100 Schüler. „Ich wage zu behaupten: Pro Schüler gerechnet gab es noch nie so viele Lehrer wie in diesem Schuljahr“, sagte Rabe. Die Steigerung dieses Werts seit 2010 von 7,6 auf 8,5 erscheine vielleicht wie ein kleiner Schritt, so Rabe. „Doch dahinter verbergen sich 1400 bis 1500 Lehrerstellen.“
Mit Pädagogen am besten ausgestattet sind die Stadtteilschulen, an denen es 8,9 Pädagogen für 100 Schüler gibt, gefolgt von den Grundschulen (8,4) und den Gymnasien (6,7). Grundschulen stellten nach einhelliger Meinung der Experten die entscheidenden Weichen für den weiteren Bildungsweg, Stadtteilschulen hätten eine Schülerschaft, die etwas mehr Betreuung benötigte, rechtfertigte Rabe die Verteilung. Dennoch setzt hier die Kritik der Opposition an: An den Gymnasien gebe es kaum Verbesserungen, warf die FDP-Bildungsexpertin Anna von Treuenfels Senator Rabe vor. „Das ist ein Spiegel seiner Politik, die die Gymnasien systematisch vernachlässigt.“
Entgegen dem Bundestrend steigt die Zahl der Schüler in Hamburg insgesamt an: So besuchen derzeit fast 188.000 Kinder und Jugendliche eine allgemeinbildende Schule in der Hansestadt – das sind 3100 mehr als vor einem Jahr. Der Grund dafür sind aber nicht nur die wachsenden Geburtenzahlen in Hamburg, die sich in mehr Einschulungen niederschlagen. Hamburger Kinder gehen vielmehr auch früher zur Schule und bleiben länger dort. So kletterte die Zahl der Fünfjährigen, die eine Vorschule besuchen, auf 7539.
Zudem nutzen mehr als 1200 Schüler die erstmals geschaffene Möglichkeit, ihren Abschluss durch eine freiwillige Verlängerung der Schulzeit in Klasse 10 zu verbessern. Als Folge überholt die Stadtteilschule das Gymnasium und steigt zur größten Schulform in der Hansestadt auf.