Aus der netten Idee einiger Studenten ist ein Welt-Konzern geworden. Zehn Jahre, nachdem die Website an den Start gegangen ist, sind weltweit mehr als eine Milliarde Nutzer registriert.
Hamburg. Im Jahr 2004 wählen die Amerikaner George W. Bush erneut zu ihrem Präsidenten. Palästinenserführer Jassir Arafat stirbt. Der aufstrebende Suchmaschinenbetreiber Google geht an die Börse. Und ein junger Mann namens Mark Zuckerberg bringt zusammen mit Freunden von seiner Studentenbude aus eine Website an den Start, mit der sich seine Kommilitonen an der US-Eliteuni Harvard vernetzen können. Es wird mehr draus. Facebook feiert am Dienstag den zehnten Geburtstag.
„Es war eine unglaubliche Reise, für mich persönlich und für alle im Unternehmen“, sagte Zuckerberg jüngst bei der Präsentation der Geschäftszahlen für das vergangene Jahr. 1,23 Milliarden Nutzer, 757 Millionen davon täglich, 7,9 Milliarden Dollar Umsatz aus Werbung und Online-Spielen, 1,5 Milliarden Dollar Gewinn. Facebook hat längst die Internet-Urgesteine Yahoo und AOL abgehängt.
Geplant war das alles nicht, wie Zuckerberg vor wenigen Tagen dem Publikum auf einer Konferenz verriet. Nachdem die erste Version von Facebook für seine Harvard-Kommilitonen fertiggewesen sei, habe er zu seinen Freunden gesagt: „Okay, das ist klasse, dass es jetzt dieses Instrument und diese Gemeinschaft an unserer Uni gibt. Keine Frage, eines Tages wird das jemand für die Welt bauen. Es kam mir überhaupt nicht in den Sinn, dass wir das sein könnten.“
An dieser Aufgabe hatten sich etliche Internet-Unternehmen versucht: Wenige Monate vor Facebook war MySpace in den USA online gegangen und wurde schnell zum größten Treffpunkt für junge Leute im Internet; in Deutschland erlebten StudiVZ und seine Ableger einen Ansturm. Doch Facebook breitete sich zunächst über die US-Eliteunis immer weiter aus und zog schließlich an allen Rivalen vorbei.
Auch in Deutschland ist der Dienst mit Abstand die Nummer eins, obwohl die heimischen Wettbewerber deutlich bessere Datenschutzbestimmungen boten als das US-Unternehmen. Weltweit konnte nicht einmal der schwerreiche Suchmaschinen-Betreiber Google mit seinem sozialen Netzwerk Google+ etwas gegen den Siegeslauf ausrichten. Facebook knackte im Sommer 2012 die magische Marke von einer Milliarde Nutzern.
Auch dass sich so mancher Teenager mittlerweile lieber auf der Foto-App Snapchat tummelt, 140-Zeichen-Nachrichten bei Twitter absetzt, über WhatsApp chattet oder sein Blog bei Tumblr pflegt, scheint Facebook bislang nicht nachhaltig geschadet zu haben.
Facebook hat nicht nur die Art des Kommunizierens verändert, sondern auch für eigene Geschichten gesorgt. Geschichten, die es ohne Facebook nicht geben würde, die im sozialen Netzwerk passieren oder aus dem Phänomen-Facebook resultierten.
Abendblatt.de zeigt fünf große Facebook-Geschichten aus Hamburg und dem Norden
1. Hamburg sucht nach dem „Armen Hasen“
"Armer Hase" wurde 2011 zum bekannteste Kuscheltier Deutschlands: Es war in Zeitungen abgebildet, Radiosender berichteten über ihn und sogar das Fernsehen. Tausende Menschen hatten die Suche nach dem Kind verfolgt, das ihn verloren hatte.
Anfang Juli lag der Hase an der Bushaltestelle Hoheluftchaussee/Ecke Eppendorfer Weg. Robert Pauly, 36, fand ihn dort und startete mit seinem Kollegen Reinhard Crasemann, 44, die einzigartige Suchaktion. Sie wuschen das Kuscheltier, tauften ihn auf den Namen "Armer Hase" und legten ein Profil bei Facebook an. Innerhalb kürzester Zeit hatte "Armer Hase" Tausende Fans. Und am Ende habe es ein Happy End: In den Büroräumen der Werbeagentur Heye am Gänsemarkt gab es das große Wiedersehen zwischen Kind und Kuscheltier.
2. Tessa feiert 16. Geburtstag - und 1600 Gäste kommen
Eine Facebook-Pannebescherte Tessa aus Bramfeld ungewollte Berühmtheit. Nachdem sie ihre Geburtstagseinladung versehentlich für Millionen Nutzer des sozialen Netzwerks sichtbar wurde, reisten freitagabends 1600 "Gäste" zur großen Fete nach Hamburg an.
Eigentlich wollte die 16-Jährige jedoch nur ihre engsten Freunde einladen. Dass die Party im Internet zuvor von der geschockten Schülerin und ihren Eltern abgesagt worden war, interessierte allerdings zu dem Zeitpunkt niemanden mehr. Dass Tessa gar nicht Zuhause war, auch nicht - die angereisten Partygänger kannten das Geburtstagskind nicht einmal.
3. Ein weißer Fleck sorgt für Facebook-Rekord bei abendblatt.de
Im Juni 2013 veröffentlicht das Hamburger Abendblatt einen Artikel über die Sopranistin Cecilia Bartoli. Die Stelle, an der eigentlich ein Foto der Sängerin gezeigt werden sollte, blieb allerdings leer. Grund: Aus Protest gegen die unzumutbaren Bedingungen für Fotografen verzichtete das Hamburger Abendblatt auf ein Bild zu seinem Bericht über das umjubelte Konzert. Die Zustimmung bei Lesern und auf Facebook war enorm: Mehr als 36.500 Leser lasen den Beitrag, mehr als Hundert Leser kommentierten den Post, 138 Mal wurde der Artikel geteilt.
4. Polizei in Niedersachsen jagt Verbrecher über Facebook
Facebook mal anders: Trotz massiver Bedenken seitens der Datenschützer entschied sich der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) bis Februar 2012 dazu, über Facebook landesweit auf Verbrecherjagd zu gehen.
Dafür wurde ein eigenes Team beim Landeskriminalamt (LKA) eingerichtet, das rund um die Uhr einsatzbereit ist.
Ein Jahr lang hatte die Polizeidirektion Hannover die Facebook-Fahndung als Modellprojekt getestet, und jeder Fan dieses Internetauftritts konnte Fahndungsfotos und den dazugehörigen Text aufrufen - immer direkt bei Facebook und gespeichert auf den Rechnern des Netzwerks in den USA.
Knapp zwei Jahre später teilte die niedersächsische Polizei mit, dass man positive Erfahrungen mit der Fahndung im sozialen Netzwerk Facebook gemacht habe. Seit Beginn der Facebook-Fahndung gab es mehr als 176 Aufrufe oder Informationen.
5. Facebook-Flashmob aus Sylt eskaliert
Etwa 5000 junge Menschen waren am 13. Juni 2009 nach einem Facebook-Aufruf zu einem Beachparty-Flashmobauf die Nordseeinsel geströmt. Es kam zu Schlägereien und Alkoholexzessen, Strand und Straßen in der Innenstadt von Westerland wurden zugemüllt. Das Ordnungsamt forderte rund 20.000 Euro von Initiator Christoph Stüber.
Und die nächste Eskalation auf der Norseeinsel ließ nicht lange auf sich warten: Im Frühsommer 2013 waren 3000 Besucher einem Aufruf auf Facebook gefolgt und feierten unter dem Motto "Ich penn später - Ich kenn Peter" in der Nacht auf Pfingstmontag in dem Restaurant „Sturmhaube“ direkt am Roten Kliff im Nobelort Kampen. Doch am Ende musste die Polizei traurige Bilanz ziehen.
Es habe mehrere Verletzte sowie Diebstähle, Sachbeschädigungen und Trunkenheitsfahrten gegeben. Dabei widersetzten sich Gäste auch der Polizei, deren Beamte den Angaben zufolge aber unverletzt blieben. Mehrere Platzverweise wurden ausgesprochen. Außerdem seien auf der Feier mehrere "hilflose Personen" angetroffen worden.