Der frühere Chefredakteur der „Zeit“ wurde zu einem Jahr und sieben Monaten auf Bewährung verurteilt. Er hat 649.000 Euro an Steuern hinterzogen. Der Top-Journalist gab sich reumütig.
Hamburg. Es war eine kurze, aber heftige Verhandlung mit einem Top-Prominenten der deutschen Medienszene und einem ehrenwerten Mitglied der Hamburger Gesellschaft. In einem viel beachteten Prozess ist der frühere Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, Theo Sommer, vom Hamburger Schöffengericht wegen Steuerhinterziehung zu einem Jahr und sieben Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldbuße von 20.000 Euro verurteilt worden. Sommer sagte direkt nach dem Urteil: „Die mir auferlegte Strafe empfinde ich als schmerzlich, aber angemessen.“ Der Richter sprach davon, dass Sommer „den Schlendrian“ habe walten lassen.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Strafe von einem Jahr und neun Monaten Haft mit Bewährung beantragt – zusätzlich 20.000 Euro Geldbuße. Die Verteidigung Sommers hatte erst gar keinen konkreten Antrag gestellt.
Sommer gab sich reumütig und leidenschaftlich vor Gericht. Er habe seinen Finanzen „im wahrsten Sinne des Wortes strafrechtlich vernachlässigt“. Sommer sagte sogar in Richtung Richtertisch, er empfinde es als große Erleichterung, „vor Ihnen stehen zu können“. Die nicht versteuerten Gelder kamen offenbar aus einer einzigen Quelle freiberuflicher Tätigkeit.
„Ich habe diese Einnahmen erst ignoriert, dann verschleppt und schließlich verdrängt.“ Sommer bekannte: „Das war töricht und gesetzeswidrig.“ Er bezeichnete sich selbst als „Workaholic“, als einen vom Job, von Beruf und Berufung abhängigen Menschen.
Theo Sommer, 83, zählt zu den profiliertesten Journalisten Deutschlands. Er war lange Jahre Chefredakteur der „Zeit“, Mitherausgeber und beruflicher Weggefährte von Marion Gräfin Dönhoff. Bei den ihm vorgeworfenen Fällen geht es um Taten aus den Jahren 2007 bis 2011. Es sollen Einnahmen nicht versteuert worden sein, die aus freiberuflicher Tätigkeit Sommers stammen. Die hinterzogene Steuer beträgt 649.000 Euro.
Dem Hamburger Abendblatt hatte Sommer vor der Verhandlung gesagt, er habe nie spekuliert, Auslandskonten besessen oder „Geld verschoben“. Damit wollte sich Sommer von Deutschlands prominentestem Steuersünder Uli Hoeneß absetzen.
In seinem Schlusswort vor Gericht sagte Sommer: „Ich habe einen groben, einen großen Fehler gemacht. Es widerspricht allen meinen Prinzipien. Es schmerzt mich zutiefst, dass nun ein dunkler Schatten fällt auf acht Jahrzehnte eines unbescholtenen Lebens.“