Daten über Leistungstests und Schulabbrecher sollen veröffentlicht werden. Die Liberalen stützen sich bei dieser Forderung auf die Empfehlungen der Enquetekommission zu Hamburgs Schulentwicklung.
Hamburg. Die FDP in der Bürgerschaft will deutlich mehr Qualitätsmerkmale von Schulen als Ergebnis der Schulinspektion veröffentlichen lassen als bisher. In einem Antrag zur Bürgerschaftssitzung am Donnerstag fordert die FDP-Bildungspolitikerin Anna von Treuenfels, auch das Abschneiden der Schüler einer Schule bei Vergleichsarbeiten, Lernstandserhebungen und Abschlussprüfungen sowie die Quote der Schulabbrecher öffentlich zu machen, bei Grundschulen zudem noch den Anteil der Gymnasialempfehlungen. Auch sollen die Eltern sich darüber informieren können, wie viele Schüler einer Schule an dem kostenlosen Nachhilfeprogramm „fördern statt wiederholen“ teilnehmen und welcher Anteil von Kindern ein Gymnasium nach der sechsten Klasse verlassen muss.
Zwar hatte sich Schulsenator Ties Rabe (SPD) Ende 2011 entschlossen, der Öffentlichkeit erstmals die Ergebnisse der Schulinspektionen zugänglich zu machen – allerdings in aufbereiteter Form. Seither werden immer dann, wenn eine Schule inspiziert worden ist, jeweils drei- bis vierseitige Zusammenfassungen der Ergebnisse ins Internet gestellt, und zwar im Hinblick auf das Management einer Schule, die Unterrichtsentwicklung und -qualität sowie den Bereich „Wirkung und Ergebnisse“.
Das reicht den Liberalen jedoch nicht. Sie möchten konkrete Eckdaten der Schulen öffentlich gemacht wissen und stützen sich bei dieser Forderung auf die Empfehlungen der Enquetekommission zu Hamburgs Schulentwicklung. Diese hatte angeregt, dass die Schulen unter anderem auch Absolventenzahlen und Durchschnittsnoten, Wiederholerquoten und die Ergebnisse schulformübergreifender Leistungserhebungen veröffentlichen sollten.
„Der Schulsenator gibt das völlig falsche Signal, weil er die vor fast drei Jahren von der FDP durchgesetzte Veröffentlichung der Schulinspektionsergebnisse ausbremst“, kritisiert von Treuenfels, bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Weil immer nur die Berichte über die Schulen veröffentlicht werden, die gerade im zweiten Durchlauf von der Schulinspektion geprüft wurden, lägen bisher nur Ergebnisse von 20 der 203 Grundschulen, vier der 59 Stadtteilschulen und zwölf der 60 Gymnasien vor. Und es fehlten Informationen wie etwa Ergebnisse von Tests unter Berücksichtigung von KESS-Sozialindizes, die Zahl der Teilnehmer am Nachhilfeunterricht oder von Schulabbrechern und Grundschülern mit Gymnasialempfehlungen.
„So erfahren Eltern immer noch viel zu wenig über die Leistungsfähigkeit der Schulen, die ihre Kinder schon besuchen oder noch besuchen sollen“, kritisiert Treuenfels. Das Lernen von guten Schulen, die es in allen Stadtteilen mit Schülern aus allen sozialen Schichten gebe, sei mangels Transparenz zudem nicht möglich. Schulen, die sich nach Ergebnissen der Schulinspektion auf den Weg der Optimierung ihrer Arbeit machen sollten, blieben weitgehend unerkannt.
In der Schulbehörde sieht man den FDP-Vorstoß skeptisch. Man habe sich bewusst für eine verständliche Form der Veröffentlichung entschieden und wolle mit dieser zunächst Erfahrungen sammeln, bevor man über eine Erweiterung nachdenke. Die von den Liberalen geforderten Durchschnittswerte spiegelten zudem vor allem wider, wie viele leistungsstarke Kinder eine Schule besuchten, und nicht, wie gut die Schule selbst sei, so Behördensprecher Peter Albrecht. Dafür seien nicht Abschlussnoten entscheidend, sondern die Lernzuwächse. Je mehr Ergebnisse man veröffentliche, desto weniger würden sich die Schulen für die Inspektion öffnen und ein ungeschöntes Bild bieten.