Mehr als 3000 Teilnehmer zogen am Sonnabend weitestgehend friedlich durch St. Pauli, das Schanzenviertel und Altona. Nur vereinzelt flogen Böller, am Schulterblatt stieg schwarzer Rauch auf.

Hamburg. Mit einer Demonstration am Sonnabend wollten zahlreiche Initiativen ein Zeichen gegen Gefahrengebiete in Hamburg setzen. Unter dem Motto „Ausnahmezustand stoppen! Politische Konflikte politisch lösen!“ hat sich gegen 13 Uhr ein Demonstrationszug am U-Bahnhof Feldstraße formiert. Nach Polizeiangaben nahmen am Nachmittag rund 3200 Menschen an der Demonstration teil, die Veranstalter sprachen sogar von bis zu 5000 Protestierenden.

Es herrschte eine friedliche Stimmung unter den Demonstranten. Viele Familien mit Kindern nehmen an dem Protestzug teil, sie schwenkten selbst bemalte Tafeln und Fahnen. Wie bereits bei vergangenen Demonstrationen gegen die Gefahrengebiete verteilten die Organisatoren symbolische Klobürsten an die Teilnehmer. Dennoch kam es in der Stresemannstraße zu vereinzelten Würfen mit Böllern in Richtung der Beamten. Vor der dortigen Wache ist Polizei mit einem Wasserwerfer und einer Beamtenkette weiterhin verstärkt präsent.

Als der Demonstrationszug das Schulterblatt erreichte, stieg dichter schwarzer Rauch vom Dach des autonomen Kulturzentrums Rote Flora auf. Etwa sechs Vermummte entzündeten sogenannte bengalische Feuer und rollten ein Transparent an der oberen Fassade aus, Teile des Demonstrationszuges applaudierten lautstark. Zu einer Konfrontation mit der Polizei kam es nicht.

In einigem Abstand zur Route der Protestierenden hat die Polizei in mehreren Stadtteilen Hundertschaften versammelt, etwa auf dem Heiligengeistfeld und an der Glacischausee. Aus der Polizeidirektion hieß es im Vorfeld der Demonstration, die Beamten würden zurückhaltend auftreten und eine friedliche Demonstration nicht behindern.

Die Route der Demonstration führte dann über die Holstenstraße und die Max-Brauer-Allee zur Reeperbahn. Autofahrer mussten entlang der Strecke mit Sperrungen rechnen. Gegen 16 Uhr wurde die Demonstration mit einer Abschlusskundgebung in der Taubenstraße, nahe der stark Einsturz gefährdeten Esso-Häuser, von einer Sprecherin für beendet erklärt. Die ersten Demonstranten wanderten schon gegen 15.45 Uhr ab.

In ihrem Aufruf zu der Demonstration spricht das Aktionsbündnis aus linkspolitischen Vereinen, Gewerkschaften und Kirchen von „drastischen Folgen“ von Gefahrengebieten für die Anwohner in den betroffenen Stadtteilen. „Sie sehen sich ständig der Gefahr einer polizeilichen Kontrolle ausgesetzt, überlegen, was sie wohl anziehen könnten um nicht aufzufallen oder unterlassen ‚unnötige‘ Aufenthalte im öffentlichen Raum - ein unhaltbarer Zustand!“, heißt es in der Mitteilung.

Die Erteilung von polizeilichen Sonderrechten ist nach den Organisatoren der Demonstration kein wirksames Mittel zur Beilegung von politischen Streitthemen in Hamburg. Gleichsam soll bei der Demonstration auch erneut für den dauerhaften Verbleib der sogenannten Lampedusa-Flüchtlinge, für eine soziale Bebauung des ESSO-Häuser-Areals nahe der Reeperbahn und den Erhalt des autonomen Kulturzentrums Roten Flora am Schulterblatt protestiert werden.

Die Organisatoren fordern zu einer friedlichen Demonstration auf. Die Teilnehmer sollten sich nicht von der Polizei „provozieren“ lassen, den angekündigten Demonstrationszug „geschlossen“ und „entschlossen“ zu Ende führen.

Am Montag hatte die Polizei die jüngsten Gefahrengebiete rund um drei Polizeireviere wieder aufgehoben. Sie kann derartige Zonen seit 2005 einrichten und dort verdachtsunabhängig kontrollieren.