Die Polizei hat am Donnerstag das Gefahrengebiet in Hamburg verkleinert und zeitlich beschränkt. Den Kritikern reicht das aber nicht. In sozialen Netzwerken nehmen die kreativen Protestformen ihren Lauf.
Hamburg. Die Proteste gegen die Gefahrenzonen gehen weiter – und sie nehmen über die sozialen Medien immer kreativere Formen an. Am Freitag wird auf dem Spielbudenplatz zu einer Kissenschlacht aufgerufen. Ab 17.30 Uhr sollen die weichen Daunen auf St. Pauli fliegen. „Gefahrenzonenwärter sollten unbedingt nach möglichen Allergien befragt werden“, so die Initiatoren ironisch.
Am Sonnabend ist ein „Brushmob“ auf dem Paulinenplatz geplant. Töpfe, Rasseln oder Trillerpfeifen – mit viel Lärm gegen die neu eingerichteten Gefahreninseln.
Immer mehr Anwohner und Kritiker machen sich einen Spaß aus den Polizeikontrollen. Besonders ein Protest-Utensil brachte es in den vergangenen Tagen zu Popularität: Die Klobürste. Auf St. Pauli ist sie zu einem Symbol des Widerstands geworden.
Aber wieso ausgerechnet eine Klobürste? Begonnen hatte alles mit einem Nachrichtenspot der Tagesschau am 7. Januar. Darin war zu sehen, wie ein Polizist einen Mann durchsuchte, dabei unter dessen Jacke eine Klobürste fand und diese sicherstellte.
Im Internet wurden die Bilder in kurzer Zeit Hunderte Male geteilt, gepostet und neu in Szene gesetzt. Foren und Facebookseiten sind mittlerweile voll mit diesen Bildern: Die Klobürste auf Straßenschilder montiert, in der Hand von Olaf Scholz, an Häuserwände projiziert oder in den Lauf einer Pistole gesteckt.
Ebenso skurril: Die Internet-Community hat aus der Situation im Gefahrengebiet ein virtuelles Spiel mit dem Namen „Danger Zone“ entwickelt. Und das geht so: Man macht einen Spaziergang durch die Gefahrenzone und trägt dabei möglichst auffällige Klamotten, um eine Polizeikontrolle zu provozieren. Auf der Danger-Zone-Seite wird ebenso empfohlen, Backpulver und Oregano in kleinen Plastikpäckchen mitzuführen. Gern genommen werden auch Gurken oder Bananen mit Zündschnur - oder eben die Klobürste. Und dann können Punkte gesammelt werden: Einchecken in die Zone: Fünf Punkte, Platzverweis 15 Punkte, auf die Wache mitgenommen werden: 20 Punkte.
Die Hamburger Polizei hatte das Gefahrengebiet am Donnerstag deutlich verkleinert und zeitlich eingegrenzt. Ein Fortbestand des Gebiets in dem bisherigen Ausmaß – es umfasste weite Teile Altonas, St. Paulis und des Schanzenviertels – sei nicht mehr erforderlich, so die Polizei.
Seit Donnerstagabend, 18 Uhr, gelten die ausgeweiteten Kontrollbefugnisse der Polizei nur noch im weiteren Umkreis der Kommissariate 15 (Davidwache), 16 (Lerchenstraße) und 21 (Mörkenstraße) und nur noch zwischen 18 Uhr am Abend und 6 Uhr am Morgen. Große Teile von Altona gehören nicht mehr zum Gefahrengebiet. Weiter dabei sind allerdings der Kiez rund um die Reeperbahn und das Schanzenviertel.
Den Kritikern reicht die Verkleinerung allerdings nicht, sie wollen das Gefahrengebiet ganz loswerden. Am Donnerstagabend ist eine Gruppe von bis zu 600 Menschen durch Teile des ehemaligen Gefahrengebietes im Hamburger Stadtteil St. Pauli geradelt. Wie die Polizei berichtet, sei die Gruppe rund eine halbe Stunde lang durch das Viertel gefahren.
Die Aktion richtete sich offenbar gegen das Gefahrengebiet, wie ein Polizeisprecher am Freitagmorgen vermutete. Die Aktion sei friedlich geblieben, auch abseits der Aktion habe es in der Nacht zu Freitag in Hamburg keine besonderen Vorkommnisse gegeben.