Erzbischof Werner Thissen hat an Heiligabend Prostitution scharf verurteilt. Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs rief parallel in ihrer Weihnachtspredigt im Michel zu „Hoffnung auch gegen alle Brutalität, gegen Gewalt und Tod“ auf.
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen hat in seiner Weihnachtspredigt Prostitution scharf verurteilt. „Das ist moderne Sklaverei“, sagte er in der Christmette an Heiligabend im Hamburger St. Marien-Dom. „Und einiges davon spielt sich hier in unserer unmittelbaren Nähe in St. Georg ab.“
Prostitution widerspreche der Würde des Menschen, so Thissen. Deshalb unterstütze er politische Überlegungen, Menschenhandel und Zwangsprostitution einzudämmen, um betroffene Frauen besser zu schützen. Die momentane Rechtslage fördere das Geschäftsmodell Prostitution und den Menschenhandel mit jungen Frauen aus armen Ländern wie Bulgarien oder Rumänien. „Das darf nicht sein und deshalb muss Prostitution geächtet werden“, sagte der Erzbischof.
Thissen wies darauf hin, dass es in Deutschland mehrere hundert Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels aufgrund sexueller Ausbeutung gibt. Die Dunkelziffer einer solchen Ausbeutung liege um ein Vielfaches höher. Die große Koalition in Berlin hatte sich darauf verständigt, das Prostitutionsgesetz zu reformieren, um den Menschenhandel in Europa zu bekämpfen.
Bischöfin Fehrs: Hoffnung „gegen alle Brutalität“
Parallel hat die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs in ihrer Weihnachtspredigt im Hamburger Michel zu Hoffnung aufgerufen. „Hoffnung auch gegen alle Brutalität, gegen Gewalt und Tod“, sagte Fehrs am Dienstag. In diesem Jahr habe es bereits viele Anfänge gegeben: „Nach einem wunderbaren Kirchentag, nach einem African Summer auf St. Pauli, nach den so nah gekommenen Flüchtlingsnöten an so vielen anderen Orten.“
Die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordelbischen Kirche spielte damit auf die sogenannten Lampedusa-Flüchtlinge in Hamburg an. Bis zu 300 afrikanische Flüchtlinge waren 2011 über die Insel Lampedusa zunächst nach Italien und im Frühjahr nach Hamburg gekommen. Rund 80 von ihnen fanden im Juni Unterschlupf in der St.-Pauli-Kirche, inzwischen wohnen sie in beheizten Wohncontainern.
Es sei gut zu sehen, dass es ein zivilgesellschaftliches Engagement für die Vielfalt in Hamburg gebe, erklärte Fehrs. „Und ich bin so dankbar für alle, die mit Herzlichkeit zu den Flüchtlingen sagen: Welcome, bienvenue, willkommen in meiner Heimatstadt.“
Die Rentnerin, die Deutschunterricht gibt, die Spitzenköche, die ein Festessen spendieren, die Ärzte, die kostenlos behandeln – sie alle wüssten zwar, dass sie mit ihrem Engagement in Hamburg kein Weltproblem lösen könnten, sagte Fehrs. Doch es müsse neu darüber nachgedacht werden, wie das Heimatrecht auf der Erde für alle gültig werden könne. „Wäre es also nicht endlich an der Zeit, fragen sie, auch für die Ärmsten der Armen Rettungspakete zu schnüren und nicht nur für die Banken? Rettungspakete mit vergleichsweise bescheidenen Summen für Entwicklungshilfe, Bildung und Gesundheitsversorgung.“
Die Bischöfin erinnerte in ihrer Predigt auch an den gewaltsamen Tod der dreijährigen Yagmur in Hamburg-Billstedt: „Hamburg trauert um ein kleines Mädchen, das so viel erlitten hat. Furchtbar.“ Und sie kritisierte die „verstörende Brutalität“, die sich am Sonnabend bei den schweren Krawallen auf Hamburgs Straßen Bahn gebrochen habe. „Entsetzlich und erschütternd ist es, dass Diskussion von Pöbelei verdrängt wird und dass Argumente durch Pflastersteine ersetzt werden! Es erwächst aus so viel Hass und Gewaltbereitschaft doch keine bessere Welt – es erwächst daraus nur das Klima der Angst.“
Weihbischof Jaschke: Religionen müssen Friedensmächte sein
Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat zu Weihnachten die Religionen ermahnt, ihrer Rolle als Friedensstifter nachzukommen. „Wir erschrecken über religiösen Fanatismus, über Gewalt und menschenverachtenden Terror im Gewand der Religion: im Nahen und Mittleren Osten, in Ländern Afrikas. Gerade hier müssen sich die Religionen als Friedensmächte bewähren“, sagte Jaschke in Hamburg. Die Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden müsse ins Herz jeder wahrhaftigen Religion treffen. Besonders müsse sie Christen, Muslime und Juden bewegen.
Die Verantwortlichen auf allen Seiten laden nach Ansicht Jaschkes Schuld auf sich, wenn sie schweigen, so Jaschke, der in der Bischofskonferenz die Unterkommission für den interreligiösen Dialog leitet. „Wo bleiben die flammenden Stimmen des Protest gegen die Vertreibung der Christen in Syrien und dem Irak? Wo bleibt die Verurteilung von Gewalt im Namen der Religion?“, fragt der Weihbischof in seiner Botschaft. Notwendig seien deutliche Zeichen des Friedens zwischen Muslimen, Juden und Christen sowie mutige Zeichen der religiösen Führer auf allen Seiten.