Mehr als jeder dritte Beschäftigte in Hamburg wohnt außerhalb der Stadtgrenzen. Aus einigen Umlandgemeinden pendeln gar mehr als die Hälfte in die Hansestadt. HWWI-Chef spricht sich für Stärkung des Nahverkehrs aus.

Hamburg. Der Speckgürtel rund um Hamburg wächst, immer mehr Berufstätige pendeln vom Wohnort zur Arbeit. Dieser Trend wird auch in den kommenden Jahren weitergehen, heißt es in einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Auftrag der Hamburger Sparkasse (Haspa), die am Donnerstag in der Hansestadt vorgestellt wurde.

Zwischen 1989 und 2012 erhöhte sich die Zahl der Pendler von jenseits der Stadtgrenzen um gut ein Drittel auf mehr als 321.000 Menschen. Umgekehrt fahren mehr als 102.000 Hamburger zum Arbeiten aus der Stadt heraus, das sind über 50 Prozent mehr als 1989. Sie nehmen dabei immer längere Wege in Kauf und wenden mehr Zeit auf.

Das HWWI erwartet, dass dieses Wachstum in einigen Jahren durch den demografischen und gesellschaftlichen Wandel zum Stillstand kommt. „Wir werden am Ende des Jahrzehnts einen Scheitelpunkt sehen“, sagte HWWI-Chef Thomas Straubhaar. Dann gingen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente und der Anteil der Beschäftigten an der Bevölkerung sinke. „Das Modell reiner Schlafstädte im Umland wird es dann aus verschiedenen Gründen nicht mehr geben“, sagte Straubhaar. Damit einher gehe eine Stärkung von Subzentren in der Metropolregion wie Lüneburg, Stade oder Pinneberg.

HWWI für Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs

Mehr als jeder dritte Beschäftigte in Hamburg wohnt außerhalb der Stadtgrenzen, die meisten im Umkreis von weniger als 50 Kilometer. Es gibt aber auch Fach- und Führungskräfte, die wochenweise aus Frankfurt oder München zum Arbeiten nach Hamburg kommen. Aus den Kreisen Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Harburg pendeln jeweils mehr als 31.000 Berufstätige nach Hamburg. Aus den Kreisen Stade und Herzogtum Lauenburg sind es deutlich weniger, weil die Anbindungen schlechter sind. Rund um Hamburg gibt es allein 31 Gemeinden, in denen mehr als die Hälfte aller Beschäftigten in Hamburg arbeitet, an der Spitze steht Oststeinbek mit mehr als 71 Prozent.

Das HWWI spricht sich angesichts der noch wachsenden Pendlerzahlen für eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs und eine intelligente Vernetzung der Verkehrsträger aus. Angesichts knapper Mittel sollte dem Erhalt und der Erweiterung der vorhandenen Infrastruktur der Vorzug vor Neubaumaßnahmen gegeben werden. (dpa)