Michael Behrendt spricht von „grotesken“ Geschäftspraktiken
Hamburg. Massiv hat Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt die Preiskämpfe in seiner Branche angeprangert. „Irrational ist sehr vornehm umschrieben für etwas, was nicht nachvollziehbar ist. Ich kenne keine Industrie in dieser Welt, in der der Begriff Gewinnerzielung ein Schimpfwort geworden ist. Was im Moment passiert, ist grotesk“, sagte Behrendt der „Deutschen Verkehrs-Zeitung“. „Die Art, wie viele Unternehmen der Branche arbeiten, lässt sich nur noch mit Liebhaberei erklären. Das ist anders nicht zu verstehen. Auf der Kostenseite lässt sich nämlich kaum noch etwas machen.“
Behrendt, der auch Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) ist, hatte die Schifffahrt, vor allem die Linienreedereien im Containertransportgeschäft, in jüngerer Zeit immer wieder kritisiert. Den Unternehmen der Branche gelingt es nicht, höhere Transportpreise für Container, sogenannte Frachtraten, durchzusetzen, obwohl die meisten Reedereien seit Jahren kaum oder kein Geld verdienen. Mit einem Nettoergebnis von 20 Millionen Euro im zweiten Quartal habe man bereits „zu den drei herausragenden Reedereien“ gehört, sagte Behrendt, der die Führung von Hapag-Lloyd am 1. Juli 2014 an den niederländischen Logistikmanager Rolf Habben-Jansen übergibt.
Behrendt sagte, dass er die Verhandlungen zu einer Fusion von Hapag-Lloyd und Hamburg Süd zu Jahresbeginn unterstützt habe. Die Eigner entschieden sich aber letztlich dagegen. „Das Naheliegendste, das Einfachste und betriebswirtschaftlich Vernünftigste liegt 150 Meter Luftlinie von uns entfernt“, sagte er mit Blick auf die Hamburg-Süd-Zentrale.