Das insolvente Modeunternehmen Olsen hat mit Veldhoven einen neuen Eigentümer. Der will die Traditionsmarke fortführen. Allerdings fallen 40 Stellen in Hamburg weg.

Hamburg. Die Hamburger Traditionsmarke Olsen Fashion ist gerettet: Der insolvente Spezialist für Damenmoden mit Sitz an der Schnackenburgallee wird zum 1. Dezember von der niederländisch/schweizerischen Veldhoven Gruppe übernommen. Die mit der Produktion und dem Vertrieb von europäischen Modemarken wie DEPT, Sandwich und Turnover bekannte Gruppe aus Amsterdam will den Betrieb am Standort Hamburg sowie die Marke fortführen. Die überwiegende Mehrheit der mehr als 600 Arbeitsplätze soll erhalten bleiben, davon 90 der 130 Stellen in Hamburg. „Betriebsbedingte Kündigungen sollen dabei soweit wie möglich vermieden werden, sind aber nicht ausgeschlossen“, sagte Unternehmensgeschäftsführer Urs-Stefan Kinting.

Auch alle Auslandstöchter der ehemaligen Holding werden von der Veldhoven Gruppe übernommen. Damit ist auch das internationale Geschäft der Marke für die Zukunft gesichert. Olsen macht 65 Prozent seines Umsatzes im Ausland, vor allem in Kanada, Polen und Russland. Hier betreibt die Modemarke eigene Läden. Insgesamt gibt es 160 Olsen-Filialen. In Deutschland hat das Unternehmen lediglich sechs eigene Standorte in Factory Outlet Centern. Der übrige Vertrieb geschieht über den Einzelhandel. „Die Marke passt perfekt zu unserer Strategie, den Fokus auf das mittlere Marktsegment für Frauen zu legen“, sagt Martijn Veldhoven, Vorstandschef der Veldhoven Gruppe. „Olsen erweitert die Vielfalt unseres Marktportfolios. Somit ist es uns möglich, mehrere weibliche Konsumentengruppen zu erreichen und mit einem erweiterten Angebot unsere Markenbekanntheit zu steigern.“ Trotz der schwierigen Situation, in der sich die Marke in jüngster Zeit befand, verfüge Olsen über eine solide Organisationsgrundlage und starke Markenwerte.

Ende Juli hatte Olsen beim Amtsgericht Hamburg Insolvenz anmelden müssen, nachdem der Einstieg eines anderen Investors kurzfristig geplatzt war. Dieser sollte eigentlich frisches Geld für die dringend nötige Restrukturierung des Unternehmens mitbringen. Olsen hat seit zwei Jahren mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. 2010 wurden noch 100 Millionen Euro erlöst, 2011 waren es nur noch 97 Millionen und im vergangenen Jahr schließlich 89 Millionen Euro. Grund war, dass die alte, vor allem auf Strickwaren ausgelegte Kollektion, bei den Kunden nicht mehr ankam. 1901 hatte Alfred L. Wolff das gleichnamige Handelshaus in Hamburg gegründet. Sein Sohn Manfred Wolff konzentrierte 1959 die Geschäfte auf den Import von Pullovern, und 1995 wurde die Marke Olsen als eigenes Label eingeführt. Dieses stand nicht für extravagant geschlitzte Kleider für Magermodels, sondern für Alltagsmode für die Frau mittleren Alters. Besonders bekannt waren die Wollpullover.

Eine neue Geschäftsführung wollte die Kollektion verjüngen, doch zuvor ging dem Unternehmen das Geld aus. Ein neuer Investor war schnell gefunden, doch am Vorabend der Vertragsunterzeichnung ließ er das Geschäft platzen. Trotz des daraufhin eingeleiteten Insolvenzverfahrens konnte der Betrieb ohne Einschränkung fortgeführt werden. Obwohl Zahlungsausfälle drohten, sprang kein Lieferant ab. Auch die Orderrunden für die Frühjahrskollektion 2014 verliefen ohne Einbußen. Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten werde auch unter dem neuen Eigentümer fortgeführt, sagte Olsen-Geschäftsführer Kinting.

„Mit der Veldhoven Gruppe haben wir einen Investor gefunden, mit dem die zukünftige Weiterentwicklung der Marke Olsen konsequent vorangetrieben werden kann“, so Kinting. Seiner Ansicht nach ist der neue Eigentümer aus mehreren Gründen ideal: „Die Veldhoven Gruppe ist nicht irgendein Finanzinvestor, sondern ein in der dritten Generation privat geführtes Familienunternehmen, dass seit Jahrzehnten in der Modebranche tätig ist. Das verspricht die nötige Kontinuität und Nachhaltigkeit, die übrigens bei unseren Kunden im deutschen Einzelhandel sehr gut aufgenommen wurde“, so Kinting. Zudem sei gesichert, dass der Standort Hamburg erhalten bleibt. „Wir werden allerdings innerhalb der Stadt mit der Verwaltung bis Mitte nächsten Jahres umziehen.“ Lediglich das Outlet-Center bleibe in Stellingen an der Schnackenburgallee.

Laut Kinting setzt der neue Eigentümer auf Markentrennung: Die Olsen-Läden im Ausland werden exklusiv Kleidung der eigenen Marke verkaufen. Eine Vermischung mit den anderen Marken wie DEPT und Sandwich sei nicht geplant. Überlegt werde aber, die unterschiedlichen Markenläden aneinander zu koppeln, sodass neben einem Olsen-Store künftig auch ein Sandwich-Store liegen könnte.

Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus ist zuversichtlich, dass Olsen Fashion einer positiven Zukunft entgegen sieht: „Der Veldhoven Gruppe liegt an einer langfristigen Fortführung des Geschäftsbetriebs.“