Eine Umfrage unter 125 Grundschulen hat ergeben, dass durchschnittlich 20 Kurse angeboten werden. Seit August nehmen rund 37.000 der 55.000 Grundschulkinder an der freiwilligen Nachmittagsbetreuung teil.

Hamburg. Drei Monate nach dem flächendeckenden Start der ganztägigen Bildung und Betreuung (GBS) an den 200 Grundschulen zieht Schulsenator Ties Rabe (SPD) erneut eine positive Zwischenbilanz. Erst Ende September hatte er die Ganztagsbetreuung in einer ersten Bilanz gelobt. Den Senator beeindruckt vor allem die große Vielfalt an Bildungs- und Freizeitangeboten an den Schulen am Nachmittag. An jeder Grundschule können die Kinder aus durchschnittlich 20 Kursangeboten auswählen. Insgesamt gibt es mehr als 2500 Nachmittagskurse. Rabe: „Rückmeldungen der Schulen zeigen jetzt die hervorragende Arbeit der GBS-Partner. Schule und Jugendhilfe ergänzen sich hervorragend und arbeiten gut zusammen.“

Rund 37.000 der 55.000 Grundschulkinder nehmen seit August dieses Jahres an der kostenlosen und freiwilligen Nachmittagsbetreuung von 13 bis 16 Uhr teil. „Die Anmeldequote übertrifft alle Erwartungen. Die Kinder besuchen offensichtlich sehr gern die vielen Freizeit- und Bildungsangebote am Nachmittag und nutzen die Gelegenheit, mit Freunden zu spielen oder einfach auszuspannen“, sagt Rabe. Mit der Einführung von GBS haben allerdings auch viele Träger ihre bisherigen Schülerhorte schließen müssen. Rabe: „Im alten Hort-System haben aber mehr als 10.000 Kinder keinen Betreuungsplatz gefunden.“ Die Schulbehörde hatte während der Herbstferien die Schulleitungen von 125 Grundschulen, an denen ein früherer Hort-Träger nach dem GBS-Modell den Nachmittag gestaltet, online zu den Kursangeboten befragt. Eltern wurden nicht befragt, weil das Sache der einzelnen Schulen sei. Ergebnis: Die Kurse seien sehr abwechslungsreich und gehen von Kochen und Backen über Handarbeit und Hockey bis Meeresbiologie, Tennis und Theater. „Diese Vielfalt und die Qualität ist beeindruckend, zumal diese Schulen erst im Sommer in den Ganztag gestartet sind“, so Rabe.

Der Großteil des Angebots ist kostenpflichtig

Mehr als 90 Prozent der Kurse seien wie es das GBS-Konzept auch vorsieht kostenlos, für ganz besondere Kurse, wie beispielsweise Reiten auf einem Ponyhof müssen die Eltern einen Beitrag zahlen, durchschnittlich zahlen die Eltern dafür 3,73 Euro die Woche, am teuersten ist der Reitkurs mit einer wöchentlichen Gebühr von bis zu 13,64 Euro. Die Ganztagsschulen soll laut Schulsenator nicht die zahlreichen Freizeit- und Kulturangebote der Stadt beenden, sondern sie in den Ganztag einbinden. „Es darf nicht sein, dass Reitschulen, Musikinstitute und Sportvereine vom Ausbau des Ganztagsangebotes in die Pleite getrieben werden. Hier ist Zusammenarbeit gefragt“, so Rabe. Von den 125 befragten Grundschulen kommen 82 ganz ohne kostenpflichtige Angebote aus. Allerdings gibt es drei Grundschulen, die übermäßig viele kostenpflichtige Kurse anbieten – ein Grund für die Behörde, in solchen Fällen nachzusteuern. Nur sehr wenige Schulen, das ergab die Befragung, melden ein recht einseitiges Nachmittagsangebot. „Das werden wir gemeinsam weiterentwickeln“, so Rabe.

Ausbau der Kantinen schreitet voran

Die Auskunft der Schulen habe außerdem ergeben, dass die Nachmittagskurse durchschnittlich von weniger als 15 Kindern besucht werden. Die Gruppen seien so klein, dass alle Kinder hervorragend pädagogisch betreut werden könnten. Das entspreche ungefähr der Personalausstattung der früheren Horte. Die formal festgelegte Gruppenobergrenze von bis zu 23 Kindern spiele in der Praxis keine Rolle. Immer wieder kritisieren Eltern und Träger die zu großen Gruppen. Wie berichtet, läuft zur Zeit eine Online-Petition zur Verbesserung von GBS. Ein großer Stolperstein so die Initiatoren sei die schlechte Personalbesetzung. Diese sei jedoch laut Franziska Larrá, Geschäftsführerin der Elbkinder-Vereinigung, kein größeres Problem mehr: „Es ist uns gelungen, alle Kinder, die wollen, in die Betreuung aufzunehmen und genügend Personal zu gewinnen.“ Die Mittel für die Honorarkräfte seien so weit ausgereizt, dass beispielsweise in der Hausaufgabenhilfe in kleinen Gruppen gearbeitet werden könne.

Mit der Einführung der Nachmittagsbetreuung an den Schulen schreitet auch der Ausbau der Kantinen gut voran und liege voll im Zeitplan: Von den für dieses Jahr geplanten mehr als 70 Kantinen sind 57 fertiggestellt und in Betrieb, bis zum Jahresende werden mindestens weitere 13 Kantinen fertiggestellt. Den vielen Eltern, die die Essenssituation ihrer Kinder bemängeln, sagt Ties Rabe: „Noch nie ist es in Hamburg gelungen, in so kurzer Zeit so viele Kantinen zu bauen.“ Im Durchschnitt wurden in den vergangenen Dekaden kaum mehr als zehn Kantinen pro Jahr gebaut. Das Ausbauprogramm des jetzigen Senates sehe dagegen vor, mindestens 140 neue Kantinen im Zeitraum von 2011 bis 2015 zu bauen.