Die Schüler der Stadteilschulen haben in den Klassen 5 bis 10 im Durchschnitt nur zwei Stunden weniger Unterricht pro Woche als die Gymnasiasten, die ein Jahr früher die Abiturprüfung machen.
Hamburg Bei der Diskussion über die Belastung der Gymnasiasten durch die Schulzeitverkürzung (Turbo-Abitur) geraten die Stadtteilschulen leicht aus dem Blick. Die Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bürgerschaftsabgeordneten Stefanie von Berg offenbart jetzt, dass die Stadtteilschüler im Durchschnitt nur knapp zwei Stunden Unterricht weniger pro Woche in den Klassenstufen 5 bis 10 haben als die Gymnasiasten.
Zwischen den beiden Schulformen gibt es in den 5. und 6. Klassen kaum Unterschiede: Hier liegt die wöchentliche Stundenzahl im Durchschnitt zwischen 30 und 31 Wochenstunden und damit klar unter der Obergrenze von 34. In Jahrgang 7 müssen Gymnasiasten 33,5 Wochenstunden absolvieren, während die Stadtteilschüler auf 31,2 Stunden Unterricht kommen. In Jahrgang 8 nimmt der Abstand mit 31,6 zu 34 Wochenstunden geringfügig zu, während im Jahr darauf die Stadtteilschüler mit 32,5 Stunden gegenüber den praktisch unveränderten Gymnasiasten aufholen. Den größten zeitlichen Unterschied im Stundenplan gibt es in Klasse 10: An den 59 Stadtteilschulen beträgt die Unterrichtszeit im Durchschnitt 32,4 Wochenstunden, an den 56 Gymnasien 35,1.
„Die Stundenbelastung an den Stadtteilschulen ist fast ebenso hoch wie an den Gymnasien“, sagt die Grünen-Schulpolitikerin von Berg. In der Debatte über das Turbo-Abitur und die mögliche Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) spielt die Unterrichtsbelastung der Gymnasiasten mit der Folge der Stauchung des Lernstoffs von neun auf acht Jahre (G8) eine zentrale Rolle. „Die Zahlen zeigen: G8 kann nicht der Grund für die hohen Belastungen der Jugendlichen an Gymnasien sein“, lautet das Fazit von Bergs.
Die Grünen-Politikerin schlägt vor, durch eine Entzerrung der Termine von Klassenarbeiten und Klausuren für Entlastung zu sorgen. „Bei einem funktionierenden Ganztagsunterricht darf es eigentlich keine Hausaufgaben mehr geben. Um 16 Uhr sollte für die Schüler Schluss sein“, sagt von Berg. Die Grünen-Politikerin verwies auf die Klosterschule (St. Georg). Das Ganztagsgymnasium verzichtet auf Hausaufgaben.
Wie berichtet, überschreiten sechs Gymnasien in Jahrgang 8 die Obergrenze von 34 Wochenstunden, in Jahrgang 9 sind es zwölf. In Klasse 10 ist es fast die Hälfte aller Standorte. Doch auch vier Stadtteilschulen in Jahrgang 9 überschreiten die Obergrenze. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte bereits im Sommer angekündigt, die Gymnasien dazu anzuhalten, die Obergrenze von 34 Stunden auch einzuhalten. Während des laufenden Schuljahres sei eine Änderung der Stundenpläne jedoch nicht möglich, hatte Behördensprecher Peter Albrecht vor Kurzem gesagt.
Auch nach Ansicht der Schulbehörde ist die zeitliche Belastung der Gymnasiasten nicht viel höher als die der Stadtteilschüler. „Außerdem zeigt sich, dass die Lehrpläne am Gymnasium entrümpelt worden sind“, sagt Albrecht. Die jährlichen Mehrstunden durch G 8 am Gymnasium (gut zehn in den Klassen 5 bis 10) seien weit von den gut 30 Wochenstunden entfernt, die das 9. Jahr am Gymnasium hatte.