Abiturienten an Stadtteilschulen haben große Lernrückstände im Vergleich zu Abiturienten an Gymnasien. Absolventen der Stadtteilschulen hängen in einigen Fächern bis zu drei Jahren hinterher.

Hamburg Die Lernrückstände bei Abiturienten auf Stadtteilschulen gegenüber denen von Gymnasien sind hoch. So haben Absolventen der Stadtteilschulen in Englisch und Mathematik eine Rückstand von etwa drei Jahren und in den Naturwissenschaften von rund zwei Jahren. Das geht aus der jüngsten Kess-Studie („Kompetenzen und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern“) hervor, die Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Montagmittag vorgestellt hat.

Grund für die großen Unterschiede seien jedoch nicht die Oberstufen. Vielmehr resultierten die Rückstände aus der Arbeit in den Mittelstufen. Dieser Rückstand sei nicht aufzuholen. Rabe machte deutlich, dass es aus seiner Sicht die Stadtteilschule nicht infrage stehe, „weil die Versäumnisse in der Mittelstufe aus einer Zeit stammen, in der es noch keine Stadtteilschulen gab“. Dennoch gelte es, den Unterricht in der Mittelstufe so weiterzuentwickeln, dass leistungsstarke Schüler an beiden Schulformen identifiziert und angemessen gefördert werden.

Laut Studienleiter Ulrich Vieluf hängt der Rückstand auch mit dem deutlich höheren Anteil an Schülerinnen und Schülern aus bildungsnahen Elternhäusern an Gymnasien. „Vergleicht man sozial ähnlich zusammengesetzte Schülergruppen, verringert sich der Rückstand gegenüber dem Gymnasium erheblich. Er bleibt aber auch dann erkennbar.“

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion bezeichnete die Ergebnisse der Studie zum Lernrückstand als „alarmierend“. Der Senat müsse ein „Paket für mehr Schulqualität“ schnüren. „Dazu gehört auch endlich, die äußere Differenzierung in den Kernfächern wie Mathe, Deutsch und Englisch an den Stadtteilschulen einzuführen und Unterricht auf verschiedenen Leistungsebenen anzubieten“, sagt die schulpolitische Sprecherin Karin Prien.

Die Studie hat auch gezeigt, dass die Zahl der Abiturienten von 2005 bis 2007 um 67 Prozent gestiegen ist. 3.014 Schülerinnen und Schüler aus 19 ehemaligen Gesamtschulen, sieben Aufbauymnasien und zwölf beruflichen Gymnasien haben im Sommer 2012 das Abitur abgelegt, 1.214 mehr als im Jahr 2005.

Der Zuwachs betreffe vor allem Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern. „Es ist gut, dass mehr Schüler einen höheren Bildungsabschluss schaffen. Das darf jedoch nicht auf Kosten der Leistung gehen“, sagte Rabe. Der Senator verwies auch auf die Zahl von Lehrern an Stadtteilschulen, die 15 Prozent höher als an den ehemaligen Gesamtschulen. „Ich bin zuversichtlich, dass die jetzt eingeleiteten Reformen zu besseren Ergebnissen führen werden.“ , sagt Rabe.