Nach eineinhalb Jahren Stillstand geht es auf der Baustelle der Elbphilharmonie endlich wieder voran. Jetzt wurde der Rohbau sogar vier Wochen früher fertig als geplant.
Hamburg. Majestätisch ragt die gläserne Fassade der Elbphilharmonie an der Spitze der Hamburger Hafencity in den Himmel. Von außen sieht das spektakuläre Konzerthaus der Architekten Herzog & de Meuron fast fertig aus – und wirbt schon jetzt als neues Wahrzeichen in Spielfilmen, Imagebroschüren und auf Touristenfotos für die Hansestadt. Auf der Baustelle herrschte jedoch bis zum Sommer mehr als eineinhalb Jahre Stillstand. Erst nachdem sich die Stadt und der Baukonzern Hochtief nach einem langen Streit auf den Weiterbau einigten, geht es wieder voran auf Deutschlands teuerster Kulturbaustelle. Jetzt wurde der Rohbau, der am 30. November fertig sein sollte, sogar vier Wochen früher fertig.
„Bei einer Bauzeit von drei Jahren, die noch vor uns liegt, sind vier Wochen Puffer jetzt nicht so viel“, sagt der Sprecher der Kulturbehörde, Enno Isermann, am Donnerstag bei einem Rundgang über die Baustelle. Dass die Fertigstellungstermine für die einzelnen Bauabschnitte eingehalten werden, zeige jedoch, dass die Neuordnung des Projektes funktioniere. „Die Zusammenarbeit zwischen Hochtief und den Architekten klappt gut.“ Genau an dieser fehlenden Teamarbeit war die Elbphilharmonie bislang gescheitert: Statt an einem Strang zu ziehen, hatten sich Hochtief und die Architekten gegenseitig die Schuld für Bauzeitverzögerungen und Kostensteigerungen gegeben.
Im 24. Stock, rund 100 Meter über dem Wasser, zeigt Hochtief-Projektleiter Stephan Deußer auf den Boden: „Das ist der letzte Beton, der gegossen wurde, damit ist der Rohbau abgeschlossen.“ In den vergangenen Wochen wurden die letzten Decken für die 45 Luxuswohnungen gezogen, die im Westen der Elbphilharmonie entstehen – mit einem atemberaubenden Blick über den Hamburger Hafen. Verkauft ist noch nicht eine einzige von ihnen. Das liegt jedoch nicht an der fehlenden Nachfrage, sondern daran, dass die Wohnungen noch nicht auf dem Markt sind. Im Moment sind die rund 300 Arbeiter, die derzeit auf der Baustelle sind, damit beschäftigt, den „hohlen Zahn“ in der Mitte des Gebäudes zu füllen.
Auf dem Betondach der „gläsernen Welle“ wird an jeder Ecke gehämmert und geschweißt: Die Arbeiter sind dabei, die Lüftungskanäle für die Klimaanlage und die Entrauchungskanäle für den Brandschutz zu installieren. Andere schweißen die dunkelroten Stahlträger für das Gebäudedach zusammen, das im August 2014 fertig sein soll. „Das ist die große Herausforderung für uns: Zwischen dem Saaldach und dem Gebäudedach müssen wir die gesamte Technik unterbringen“, erklärt Deußer. Da das Dach wie Wellen geschwungen ist, musste jedes Bauteil für das Gebäude extra dreidimensional geplant und hergestellt werden – eine komplette Sonderanfertigung.
Ähnlich spektakulär geht es im Innern des künftigen Konzertsaales mit Platz für 2150 Zuschauer weiter, die wie in einem Weinberg um das Orchester herum sitzen werden. An der Decke hängt bereits der riesige, 50 Tonnen schwere Reflektor, der einmal den Schall optimal im Raum verteilen soll. Arbeiter sind dabei, die Vorrichtungen für die Innenverkleidung, die „Weiße Haut“, anzubringen. Diese Gipsplatten wurden ebenfalls einzeln hergestellt, damit die Elbphilharmonie auch akustisch einmal zu den zehn besten Konzerthäusern der Welt gehört. Einmal im Monat kommt der japanische Spitzenakustiker Yasuhisa Toyota vorbei, um zu begutachten, ob alles nach seinem Plan verläuft. Bis jetzt hatte er noch keine Beanstandungen.