Hamburgs Schulabgänger haben ihre Ausbildungswahl in diesem Jahr früher als 2012 getroffen. Den entscheidenden Grund dafür sieht Schulsenator Ties Rabe (SPD) in der systematischen Begleitung der Jugendlichen.

Hamburg Das vor zweieinhalb Jahren ausgerufene Ziel des Senats, dass „kein Talent verloren gehen darf“, trägt nach Einschätzung des Schulsenators Ties Rabe (SPD) erste Früchte. So hat die Jugendberufsagentur (JBA) den Verbleib aller diesjährigen Schulabgänger von Stadtteil- und Förderschulen klären könne, sagte der Senator am Montag bei der Eröffnung der sechsten von sieben Jugendberufsagenturen der Stadt in Wandsbek. Seit vergangenem Jahr veranstaltet die neu gegründete Agentur eine Art Volkszählung unter den Mädchen und Jungen. Waren es 2012 noch zehn Schüler, deren Verbleib ungesichert war, erreichte die Initiative 2013 eigenen Angaben zufolge jeden Jugendlichen: Die Übergangsbegleitung der Abgänger habe sicherstellen können, dass der Verbleib aller Jugendlichen bekannt sei und die Beratung gezielt dort angeboten werden könne, wo sie gebraucht werde, sagte Rabe. Kein Jugendlicher dürfe nach der Schule verloren gehen, alle sollten eine Anschlussperspektive bekommen.

Von den diesjährigen Schulabgängern der Stadtteil- und Förderschulen haben 38,7 Prozent (2012: 25,2 Prozent) einen Ausbildungsplatz ergattert - und das bereits Mitte September und somit frühzeitiger als im Vorjahr. Damals hatten Anfang September rund 25 Prozent der Schulabgänger eine Ausbildung begonnen. Rund 39 Prozent der Schulabgänger (2012: 38,7 Prozent) haben die sogenannte Ausbildungsvorbereitung (AV) begonnen. Die restlichen 22,3 Prozent (2012: 36,1 Prozent) befinden sich laut Schulbehörde größtenteils (16,6 Prozent) in gesicherten Anschlüssen wie Bundeswehr, Bundesfreiwilligendienst oder Freies Soziales Jahr.

2012 hatten 5.307 Jungen und Mädchen die Stadtteil- und Förderschulen in Hamburg verlassen, in diesem Jahr waren es 3.731. Grund: 2013 verließen die Schüler erstmals erst nach Klasse 10 die Stadtteilschule (in Förderschulen nach Klasse 9) und nicht nach den Klassen 9 oder 10 wie im Vorjahr. Folglich musste der Verbleib von 7.956 Jugendlichen statt 10.350 Schülern (2012) gesichert werden. Von diesen 7.956 Jugendlichen entschieden sich 4.225 (etwa 53 Prozent) für eine weiterführende Schule. Die übrigen, eben jene 3.731Schüler gingen von der Schule ab.

Nach Ansicht der Opposition rechnet Rabe eine „schlechte Untersuchung schön“. „Wenn nur 39 Prozent der Schulabgängerinnen und -abgänger einen Ausbildungsplatz bekommen haben, kann man nicht wie Schulsenator Rabe von einem ‚guten Wert‘ reden“, kritisierte die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft, Dora Heyenn. Nach wie vor landeten mehr Hamburger Jugendliche in Warteschleifen als in einer betrieblichen Ausbildung.

Mit der Einrichtung der Jugendberufsagentur habe Hamburg „ein überzeugendes Konzept entwickelt, um junge Menschen verlässlich an der für sie entscheidenden Schnittstelle von der Schule in den Beruf zu unterstützen“, sagte Rabe. Ab 11. Dezember soll es in der Hansestadt flächendeckend Jugendberufsagenturen geben. Dann wird mit Bergedorf der letzte Standort eröffnet.